für die CDU/CSU-Fraktion
Alexander Dobrindt. Sehr geehrte Damen und Herren!
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Bundeskanzler, Sie haben in
einem Interview vor Kurzem gesagt: „Wenn jemand 2021 eine lange
Weltreise angetreten hätte, ohne Handyempfang und Mediennutzung,
und jetzt nach Deutschland zurückkäme, wäre er von der Leistungsbilanz
unserer Regierung wohl beeindruckt.“ Ich weiß nicht, ob das Ignoranz oder
Arroganz ist, aber das ist auf jeden Fall eine Respektlosigkeit gegenüber
den Sorgen und Ängsten der Bürger in diesem Land,
meine Damen und Herren. Schauen wir doch
mal auf Ihre Leistungsbilanz. Ist Deutschland heute
sicherer als 2021? Nein.
Ist Deutschland heute wettbewerbsfähiger als 2021?
Nein. Ist Deutschland heute politisch
stabiler als 2021? Nein.
Ihre Koalition ist keine Koalition des Fortschritts; es ist eine
Koalition des Abstiegs in diesem Land. Gestern, Herr Bundeskanzler,
haben Sie Ihrer Abstiegsbilanz einen weiteren Tiefpunkt hinzugefügt. Sie hätten gestern die Chance gehabt,
die illegale Migration ohne Einschränkung, ohne Relativierung
wirksam mit uns zu stoppen. Sie haben die Öffentlichkeit in den
Glauben versetzt, die umfassende Zurückweisung an den
Grenzen wäre mit Ihnen möglich. Aber das, was Sie vorgeschlagen
haben, ist das, was die Bundespolizei bereits heute an den Grenzen zu
Österreich, Polen und Tschechien praktiziert.
Sie haben die umfassende Zurückweisung an den Grenzen als
wirksames Mittel, um Kontrolle wiederherzustellen, abgelehnt.
Das ist die Wahrheit in dieser Debatte. Diese Verweigerungshaltung ist eine
Kapitulation gegenüber der Überforderung unserer Kommunen, unser
Schulen, der Sicherheitslage in unserem Land.
Die Menschen haben diese Ampelausreden satt.
Sie haben verstanden: Wer bei Ihnen Führung bestellt, der wird nur
Ausreden bekommen. Aber das gefährdet die Sicherheit und
den gesellschaftlichen Frieden in unserem Land. Hören Sie auf, hier ständig
dazwischenzubellen; sonst schmeißt Ihnen mal jemand ein Stöckchen hin. Ihr Justizminister hat gestern
festgestellt: „Der Status quo bedeutet Überforderung
für den Gesamtstaat“. Gleichzeitig erklären Ihre
Verhandlungsführer, unser Vorschlag sei nicht vereinbar mit
internationalem Recht, obwohl renommierte Verfassungsrichter wie
Professor Papier und Professor Huber öffentlich erklären, dass
Zurückweisungen an den Grenzen möglich und sogar geboten sind.
In dieser Gemengelage macht die FDP uns auch noch öffentlich ein Angebot,
sie würden unsere Vorschläge zur Zurückweisung eins zu
eins mit umsetzen. Spätestens da muss doch jedem klar
sein: Es geht nicht ums internationale Recht, das
dagegensteht, sondern es ist die Handlungsunfähigkeit der Ampel, die
die Zurückweisungen verhindert. Wenn der politische Wille da ist,
Herr Bundeskanzler, dann gibt es den Weg dazu.
Das zeigen unsere europäischen Nachbarn, beispielsweise eine
sozialdemokratische Regierung in Dänemark.
Diese zeigt Ihnen, wie man illegale Migration zurückdrängt.
In dieser Koalition fehlt schlichtweg der politische Wille, die notwendigen
Maßnahmen zu ergreifen. Wir erleben diese handlungsunfähige
Bundesregierung in einer Situation, in der sich unser Land in einem
besorgniserregenden Zustand befindet. Die wirtschaftliche Stimmung könnte
kaum schlechter sein. Es ist ein dröhnendes Alarmsignal für
den Standort Deutschland, dass Traditionsunternehmen wie Kärcher,
Miele und Stihl ankündigen, Deutschland zu verlassen, dass ein
Drittel der Familienunternehmen ihre Investitionen in Deutschland
reduzieren will, dass der BDI gestern erklärt hat, ein Fünftel der
industriellen Wertschöpfung in Deutschland sei bedroht.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Teure Energie, hohe Steuern,
Arbeitskräftemangel und die Bürokratie ersticken
das Wachstum. Weder unser Sozialstaat noch
irgendwelche Transformationen sind auf Dauer bezahlbar, wenn es nicht
gelingt, wieder Wachstum in diesem Land zu schaffen.
Sie haben ein grünes Wirtschaftswunder versprochen;
bekommen hat die Wirtschaft eine grüne Stagnation.
Das ist die Bilanz Ihrer Regierung. Aber auch da gibt
es keine Ausreden mehr. Die USA wachsen mit 2,6 Prozent, die
Eurozone wächst mit 1 Prozent, Deutschland hat Nullwachstum.
Der Bundesfinanzminister erklärte gestern hier in der Debatte, das
hätte mit strukturellen Schwächen unseres Landes zu tun. Herr Bundesfinanzminister – er ist
noch nicht anwesend –, Sie haben gestern erklärt, dass Deutschland in
den globalen Rankings der Wettbewerbsfähigkeit von Platz 6 im
Jahr 2014 bis heute, also in einem Jahrzehnt, um 18 Plätze
runtergerutscht ist auf Platz 24. Was Sie dabei vergessen haben, zu
erwähnen, ist, dass allein in Ihren aktuell drei Jahren Regierungszeit
Deutschland davon zehn Plätze verloren hat.
Das gehört zur Wahrheit dazu. Ihr permanenter Streit, Ihr
Energiedesaster, Ihr Haushaltsdesaster: das verunsichert
die Bürger, das verunsichert den Mittelstand, das
verunsichert die Unternehmen. All Ihre Belastungssteigerungen, egal
ob durch die Erbschaftsteuer, die Dieselsteuer, die Gastrosteuer oder
den CO2-Preis ohne entsprechenden Ausgleich übers Klimageld, sind der
Grund für diese Schwäche. Und da reden
Sie von strukturellen Problemen! Sie sind ein Teil des strukturellen
Problems in diesem Land. Herr Bundeskanzler, Sie können nicht
mehr ausblenden – das kann Sie wahrscheinlich auch nicht überraschen –,
dass sich in diesem Land niemand – schlichtweg niemand – die Fortsetzung
Ihrer Ampelkoalition wünscht. Absolut niemand! Die Menschen haben kein Vertrauen in
diese Bundesregierung. Ganze 0 Prozent – ganze 0 Prozent! –
der Befragten sprechen sich im aktuellen Politbarometer
für Ihre Ampel aus. Auch innerhalb der
Ampel: null Solidarität. Wolfgang Kubicki trifft den Nagel auf
den Kopf – wörtliches Zitat –: „Die Menschen haben den Eindruck, diese
Koalition schadet dem Land.“ Meine Damen und Herren, Sie sind
verantwortlich in diesem Land für null Wirtschaftswachstum;
Sie sind verantwortlich für 0 Prozent Zustimmung.
Herr Bundeskanzler, Sie haben einen Doppel-Wumms versprochen.
Geliefert haben Sie schlichtweg eine Doppel-Null.
Ich erspare Ihnen jetzt weitere Nullen, und ich sage es Ihnen
schlichtweg mit Ihren eigenen Worten: Herr Bundeskanzler, Sie haben den
Wumms verloren. Sie machen eine Politik gegen
den Mehrheitswillen der Bürger. Die Menschen wollen schlichtweg
Ihre Heizungswende nicht. Die Menschen glauben nicht, dass Sie
die Misere am Wohnungsmarkt lösen. Die Menschen glauben nicht,
dass Sie die Talfahrt der Wirtschaft stoppen können.
Und an erster Stelle steht, dass die Menschen schlichtweg Ihre
Migrationspolitik ablehnen. 80 Prozent der Bürger
fordern eine Wende in der Migrations- und Asylpolitik. Wie anders erklären Sie sich
eigentlich Ihre Ergebnisse bei den vergangenen Landtagswahlen?
Herr Bundeskanzler, mich würde interessieren, was Sie dazu zu
erklären haben. Ich finde, es reicht nicht aus, dass
die SPD zufrieden damit ist, dass sie die 5-Prozent-Hürde übersprungen hat,
und es reicht schlichtweg nicht aus, wenn Ihr grüner Koalitionspartner,
Ricarda Lang, der Meinung ist, Migrationspolitik ist
nicht das Thema. Sehr geehrte Frau Lang,
Realitätsverweigerung ist nicht das Thema in diesem Land! Die Wahrheit ist, dass die Ampel
nicht auf die Ängste, nicht auf die Sorgen, nicht auf die Nöte der
Menschen in unserem Land reagiert, und deswegen
entsteht der Vertrauensverlust. Er wird jeden Tag größer. Und die Folge?
Die Folge ist ein steigendes radikales Wahlverhalten. Die Folge ist mehr Zustimmung zu
radikalen Parteien. Das Aufsteigen von rechts und links
außen: Das ist das einzige Wachstum, was diese Ampelregierung in diesem
Land geschaffen hat, meine Damen und Herren. Wir haben Ihnen ernsthafte Vorschläge
unterbreitet, wirksame Vorschläge unterbreitet.
Wir wollten gemeinsam mit Ihnen eine Lösung, um die Migrationskrise zu
bekämpfen, um illegale Migration auch zurückzudrängen, und für uns ist
schlichtweg klar: Solange ein gesamteuropäischer Grenzschutz nicht
konsequent gewährleistet ist, müssen wir unsere Grenzen selber schützen.
Das heißt schlichtweg auch: konsequente Zurückweisung
an den Grenzen. In dieser Debatte geht es nicht
darum, sie zu überhitzen, Frau Esken, wie Sie meinen.
Nein! Es geht schlichtweg darum, Stabilität
und Zusammenhalt in unserem Land zu schützen.
Das wäre der Auftrag Ihrer Bundesregierung, den Sie aber leider
verfehlen, meine Damen und Herren. Als Nächster hat das Wort
für die Bundesregierung der Bundeskanzler Olaf Scholz. Frau Präsidentin!
Meine verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich will ein paar Worte sagen zu den Wahlen, die in Sachsen und Thüringen
stattgefunden haben – denn ich finde, das gehört hierher, und es muss auch
klar gesagt werden –: Die Wahlergebnisse für die AfD, die
Wahlergebnisse für rechtspopulistische Parteien sind
bedrückend, und wir werden uns in Deutschland niemals
daran gewöhnen. Die AfD ist schlecht für unser Land.
Die AfD wird dafür sorgen, dass unser Land absteigt, wenn sie ihre Politik
umsetzen kann. Die AfD hat ein Menschenbild von
gestern, ein Frauenbild von gestern. Und wir werden alles dafür tun, dass
diese politische Formation wieder an Bedeutung in Deutschland verliert. Sie sind mit der Vergangenheit
verheiratet, und zwar einer Vergangenheit, die Sie stilisieren,
die es gar nicht gegeben hat. Sie versuchen, unser Land um die
Zukunft zu bringen. Deshalb ist das die große
Auseinandersetzung hier in Deutschland und in vielen Ländern in
Europa – übrigens auch in den USA –: die Auseinandersetzung über die
Frage, ob wir in unseren Ländern daran glauben, dass wir eine bessere
Zukunft haben, und eine Politik machen, um sie zu erreichen, oder ob
wir glauben, dass wir nur an der Vergangenheit orientiert sein sollen,
und unser Land deshalb verfeinden und mit Ressentiments in
den Untergang führen. Das werden wir verhindern.
Nicht motzen, sondern handeln und anpacken: Das ist die Devise. Unser Land steht vor großen
Herausforderungen, und ich finde, wir müssen, sollen und werden in dieser
Debatte über diese großen Herausforderungen sprechen – große
Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind und die wir
bewältigen müssen. Eine der großen Fragen für die
Zukunft unseres Landes ist „Zuwanderung und Migration“. Ich fange jetzt mit dem an, was zur
Geschichte unseres Landes dazugehört, zu der Erfahrung der letzten Jahre
und Jahrzehnte und zu dem, was für die Zukunft wichtig ist.
Dass wir in den letzten 20 Jahren wirtschaftliches Wachstum hatten,
dass wir in den letzten Jahren es hinbekommen haben, dass unser Land
wirtschaftlich erfolgreich gewesen ist, das hatte und das hat damit zu
tun, dass viele Frauen und Männer aus anderen Ländern Europas und aus
anderen Ländern der Welt mit angepackt haben, ihr Talent hier
eingebracht haben und dafür gesorgt haben, dass diese Wirtschaft nach
vorne kommt. Weil ja über Zukunftsbedingungen
diskutiert wird, will ich das ganz klar sagen: Es gibt viele Länder um
uns herum – Rechnungen dieser Art liegen auch für uns vor –, die sagen, dass es ein großes wirtschaftliches
Problem geben wird. Das resultiert daraus, dass die
Erwerbsbevölkerung sich reduziert. Für einige Länder wird in wenigen
Jahrzehnten die Halbierung der Anzahl derjenigen, die dort berufstätig
sind, vorhergesagt. Und es gibt ein Land in Europa, das –
genau wie manche englischsprachigen Länder – die Chance hat, dafür Sorge
zu tragen, dass wir nicht wirtschaftlich absteigen,
weil wir so viele finden, die mit anpacken wollen. Deshalb ist es richtig, genau das
möglich zu machen, und zwar mit dem Arbeitskräfte-Zuwanderungsgesetz, das
wir auf den Weg gebracht haben, und auch mit dem
Staatsangehörigkeitsgesetz, das wir neu geregelt haben. Wir drehen die Sache nämlich um – so
wie die USA, wie Kanada, Australien und andere Länder, die daraus
Wachstumspotenziale schöpfen – und sagen: Wir wollen, dass man hier
anpackt, dass man die deutsche Sprache lernt, dass man sich an die
Gesetze hält, seinen Lebensunterhalt verdient, aber dann auch mitbestimmt.
Das ist dort der Fall, und das ist auch in diesem Land jetzt möglich mit
den Gesetzen, die wir nach vorne gebracht haben.
Alles andere würde dazu führen, dass wir wirtschaftlich
Schwierigkeiten bekommen. Es gibt kein Land der Welt mit
schrumpfender Erwerbsbevölkerung, das wirtschaftliches Wachstum hat.
Das ist die Wahrheit, mit der wir konfrontiert sind. Gleichzeitig gehört dazu, dass wir
ein Land sind – gerade aufgrund der Erfahrungen, die wir durch unsere
Geschichte mit uns herumtragen, der Tragödie des Faschismus und des
Nationalsozialismus –, das denjenigen, die politisch verfolgt
werden, die um ihr Leben laufen, die ihr Leben retten
müssen, Schutz bietet. Das steht in unserem Grundgesetz, und
das stellen wir nicht zur Debatte. Weltoffenheit ist also notwendig. Aber Weltoffenheit bedeutet nicht,
dass jeder kommen kann, der das möchte. Wir müssen uns aussuchen können, wer
nach Deutschland kommt; das sage ich hier ganz ausdrücklich.
Und deshalb gehört auch dazu, dass wir das Management der irregulären
Migration hinkriegen, dass wir die Zahl derjenigen, die irregulär nach
Deutschland kommen, reduzieren und dass wir diejenigen, die nicht
bleiben können, auch wieder zurückführen. Deshalb hat meine Regierung die
Untätigkeit konservativer Innenminister von CDU/CSU beendet. Sie hat
das Große-Sprüche-Klopfen beendet. Sie hat dafür gesorgt, dass endlich
gehandelt und getan wird – ganz anders als in vielen Jahrzehnten
christdemokratischer Innenminister, die es nicht gepackt haben. Sie können es nicht.
Das ist die Wahrheit, mit der wir konfrontiert sind. Sie sind der Typ von Politiker, der
glaubt, mit einem Interview in der „Bild am Sonntag“ hätte er schon die
Migrationsfrage gelöst. So ist es nicht in der Wirklichkeit,
zumal wenn man zu der Gruppe von Politikern gehört, die, kaum dass sie
die Redaktionsräume verlassen haben, vergessen haben, was sie gerade
vorgeschlagen haben, weil sie niemals vorhatten, sich darum zu kümmern.
Das ist falsche Politik. Darum haben wir auch in dieser Frage,
dem Umgang mit irregulärer Migration in Deutschland, die größte Wende
zustande gebracht. Diese Regierung!
Wir haben uns in einem mühseligen Prozess, als die Zahlen wieder größer
wurden, hingesetzt und es uns nicht einfach gemacht
mit irgendwelchen Vorschlägen. Wir haben sorgfältige Vereinbarungen
getroffen, und wir haben weitreichende Vereinbarungen
getroffen, zum Beispiel, dass der Gewahrsam verlängert wird für
diejenigen, die sich ihrer Abschiebung immer irgendwie
entziehen, zum Beispiel, dass man sich umgucken kann in einer
Flüchtlingseinrichtung, wenn jemand nicht an dem Platz ist, wo er sein
sollte – ein jahrelanges Problem, das wir gelöst haben –, zum Beispiel,
indem nicht mit Einsprüchen, Widersprüchen, Klagen und neuen
Anträgen die Rückführung verhindert werden kann.
Alles das haben wir gemacht. Sogar die Leistungen nach dem
Asylbewerberleistungsgesetz werden jetzt weiter nur reduziert gewährt.
Auch das gehört zu den Dingen, die wir getan haben. Anders als Sie haben wir sogar die
Zahl der sicheren Herkunftsländer ausgeweitet.
Sprüche klopfen, nix hingekriegt: Sie sind es, die nichts schaffen! Und ich sage dazu: Wir haben dafür
Sorge getragen, dass das jetzt auch passiert.
Die Zahl derjenigen, die zu uns kommen, ist zurückgegangen, weil wir
zum Beispiel Grenzkontrollen eingeführt haben und jetzt, zu Beginn
dieser Woche, auch entschieden haben, dass wir das an allen Grenzen in
Deutschland so lange machen, wie das möglich ist.
Wir haben damit Erfolg gehabt, und wir werden dieses erfolgreiche
Vorgehen auch fortsetzen, meine Damen und Herren. Wir tun das übrigens auch, obwohl es
schwierig wird mit unseren Nachbarn. Einige von Ihnen sind ja jetzt ganz
verwundert, dass die Nachbarländer auch noch da sind, dass sie sagen:
Oh, das finden wir gar nicht toll. Ich finde, da müssen wir durch.
Es ist jetzt notwendig, dass wir diesen Streit auch aushalten; das
gehört dazu. Übrigens – auch weil ja so viele
Frauen und Männer mit großer Hybris da drüben sitzen – sage ich
ausdrücklich: Die Macht der Bundesrepublik Deutschland endet an
der Grenze der Bundesrepublik Deutschland.
Falls Sie davon noch nicht gehört haben! Übrigens – auch das will ich sagen –
haben wir gesagt – auch ich hier in diesem Deutschen Bundestag –: Wir
werden auch wieder Abschiebungen von Straftätern nach Afghanistan und nach
Syrien durchführen. Und wir haben es getan.
Das war schwierig. Ununterbrochen wurden wir gefragt:
Wie geht das denn, und klappt das noch?
Das haben Sie doch nur so gesagt! Wir haben das gemacht, was man tut,
wenn man verantwortlich handelt, nämlich sorgfältig gearbeitet.
Und tatsächlich: Wir haben jetzt einen solchen Abschiebeflug nach
Afghanistan organisiert. Und ich sage Ihnen: Wir werden
weitere haben und das auch fortsetzen. Meine Damen und Herren, wir werden
morgen ein Sicherheitspaket im Deutschen Bundestag beraten, das wir
auf den Weg gebracht haben und das auch notwendig ist: mit stärkeren
Gesetzen, was den Umgang mit Waffen betrifft, mit Verschärfungen des
Waffenrechts, mit besseren Möglichkeiten, den islamistischen
Extremismus zu bekämpfen, und ausdrücklich auch mit mehr
Möglichkeiten, präzise zu handeln, wenn es um irreguläre Migration geht. Ich will an dieser Stelle klar sagen:
Wer aus Italien, wer aus Portugal, wer aus Griechenland, wer aus
Finnland nach Deutschland kommt und sagt: „Ich will jetzt hierbleiben“,
der kann keinen Antrag stellen und sagen: Ich möchte hier meinen
Lebensunterhalt finanziert bekommen. Das ist mit
der Freizügigkeit nicht verbunden. Gut so!
Denn es sind 400 Millionen Einwohner in der Europäischen Union.
Wenn da jeder sagen könnte: „Ich komme mal vorbei und hätte hier gerne
Leistungen“, würde das nicht funktionieren. Und tatsächlich machen wir jetzt doch
das Gleiche mit den bestehenden Gesetzen, indem wir dafür sorgen,
dass sie umgesetzt werden, und mit den neuen Gesetzen, die wir jetzt auf
den Weg bringen, und sagen: Wenn dein Verfahren in einem anderen Land
Europas durchgeführt worden ist oder durchgeführt wird, dann musst du da
die Leistungen kriegen und nicht bei uns.
Eine Selbstverständlichkeit, die für 400 Millionen Inländer der
Europäischen Union gilt und die auch für diejenigen gilt, die ihre
Verfahren anderswo betreiben müssen! Das haben wir entschieden. Und nun kommt noch das Gemeinsame
Europäische Asylsystem. Das klingt so abstrakt.
Ehrlicherweise haben, glaube ich, ganz viele hier in Deutschland
gedacht: Das ist eine Sache, die passiert irgendwo an den Außengrenzen
der Europäischen Union. Schwer geirrt!
Das bedeutet auch sehr weitreichende gesetzliche Änderungen bei uns, zum
Beispiel mit den Handlungsoptionen des Flughafenverfahrens, also
schnellere und zügigere Verfahren für diejenigen, deren Verfahren keine
Chance auf Erfolg haben. Das werden wir jetzt ganz schnell
umsetzen, und wir warten nicht bis zum letzten Moment.
Diese Gesetze sind fast fertig geschrieben.
Sie werden bald den Deutschen Bundestag erreichen, und sie werden
dieses Jahr noch beschlossen werden. Wir werden alle Möglichkeiten nutzen,
um diese Aufgabe zu bewältigen. Tja, Herr Merz, dann haben Sie angeboten,
dass wir gemeinsame Sache machen. Doch, doch. Sie haben sogar angeboten,
ich solle meine Koalition sprengen, das wäre auch eine super Sache. Habe ich nicht gemacht.
Aber ich sage Ihnen ausdrücklich: Es war gut, dass Sie dieses Angebot
gemacht haben; denn die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes wollen hier
nicht irgendwelche Theateraufführungen erleben.
Sie wollen, dass wir ernsthaft und seriös Politik machen. Seriös – ich buchstabiere Ihnen gern,
wie das Wort geschrieben wird –: Das ist wirklich die Art und Weise, wie
Politik gemacht werden muss. Die Bürgerinnen und Bürger wollen
nicht, dass jetzt das passiert, was eine Zeitung „Schlammschlacht“
genannt hat, wo alle vortragen, warum sie gut und
die anderen schlecht sind. Das ist auch aus meiner Sicht nicht
die richtige Herangehensweise in dieser Frage.
Deshalb sage ich: Es wäre gut gewesen, wenn wir zu gemeinsamen
Lösungen gekommen wären. Und ich sage Ihnen – auch wenn Sie es
vielleicht nicht hören wollen –: Wir schlagen niemals eine Tür zu.
Sie können immer wieder kommen, trotz der schlechten Erfahrungen,
die wir gemacht haben. Als vor einem Jahr dieses Angebot
schon mal auf dem Tisch war, wir uns mit den Ländern geeint hatten, wir
Ihnen erläutert hatten, was wir mit den Ländern machen wollen, wir Ihnen
gesagt haben: „Wir machen auch gern was darüber hinaus“, und ich auch
schon allen hier in dieser Regierungsmehrheit gesagt habe:
„Bereitet euch darauf vor! Ich bin wild entschlossen, mich zu
einigen und auch Dinge zu machen, die vielleicht dem einen oder anderen
schwerfallen“ – und ich erinnere mich noch an den einen oder anderen
„begeisterten“ Gesichtsausdruck –, da konnten Sie gar nicht so schnell
wegkommen, wie man gucken konnte. Das ist doch ein Problem.
Sie haben sich in die Büsche geschlagen – und jetzt schon wieder.
Das ist nicht gut für Deutschland. Sie haben sich
in die Büsche geschlagen. Sie haben vor zwei, drei Wochen ein
Drehbuch geschrieben, in dem Sie darlegen, Sie machen
ein Angebot auf Zusammenarbeit. Und dann, wenn es möglich ist,
schlagen Sie es aus und sagen: Es ist nicht genug.
So dürfen wir mit so einer ernsten Angelegenheit in diesem
Land nicht umgehen. Wir wollen eine Zusammenarbeit über
Parteigrenzen hinweg. Und ich sage noch mal, weil ja alle
immer gerne historische Vergleiche anführen: Es gibt große politische
Führer in Oppositionsparteien, und es gab sie immer wieder. Zum Beispiel der Asylkompromiss
1992/1993: Da war die größte Leistung der oppositionellen Führer der SPD,
dass sie ihre Partei überzeugt haben, einen Kompromiss zu machen und
Schritte zu gehen. Es war nicht die Leistung, dass sie
der Regierung gewissermaßen das Leben schwer gemacht haben, sondern sie
haben in einer national wichtigen Angelegenheit mit der Regierung
zusammengearbeitet, sind zu ihren Parteitagen gegangen und haben
gesagt: Das machen wir jetzt; das setzen wir jetzt durch.
Führung ist nicht, dass man auf eine Barrikade steigt, mit einer wilden
Geste Forderungen erhebt. Führung ist, dass man sich umdreht
und in der Lage ist, die eigenen Leute zu einem Kompromiss zu bewegen.
Das ist Führung, Herr Merz! Und weil die Sache so wichtig ist,
will ich gerne und ausdrücklich sagen: Wir sind immer noch bereit.
Die Tür ist nicht zu. Wir würden das mit Ihnen machen.
Wir haben jetzt Zurückweisungen an den Grenzen durch die
Grenzkontrollen, die wir machen: 30.000, seitdem wir das angefangen
haben, damit hier keine falsche Mär erzählt ist.
Wir werden alle Möglichkeiten, Zurückweisungen durchzuführen, im
Rahmen des geltenden Rechts nutzen. Und wir haben ein Konzept effektiver
Zurückweisungen auf den Tisch gelegt, wo wir bereit sind, das mit der
Opposition umzusetzen. Ich sage dazu: Wir werden es machen,
selbst wenn Sie nicht mitmachen. Die Regierung wird dieses Konzept
umsetzen und auf den Weg bringen. Und wir hoffen, dass Sie trotzdem
dabei sein werden und dass Sie die Tür, die wir offenhalten, nicht
ungenutzt lassen. Das also ist die Situation. Deshalb noch mal einen Satz zum
gesamten Thema: Ein Viertel unserer deutschen Bevölkerung hat einen
Zuwanderungshintergrund; das heißt, man selbst oder ein Elternteil ist
mal aus einem anderen Land gekommen. Und diese Menschen müssen wissen und
sich darauf verlassen können, dass man auch in schwierigen Zeiten, wenn
man solche Probleme wie irreguläre Migration durch klare Haltung und
toughe Politik bekämpfen muss, Grundsätze hat.
Sie können sich auf uns verlassen. Wir sind für ihren Beitrag zu unserer
Gesellschaft dankbar. Meine Damen und Herren, wir haben
auch andere große Herausforderungen. Eine davon ist der russische Angriff
auf die Ukraine. Ich sage, es ist ganz wichtig, auch
in dieser Zeit noch einmal zu betonen: Es ist Russland, das diesen
Krieg vom Zaun gebrochen hat. Es ist Russland, das ihn unverändert
mit brutaler Härte führt. Und es ist Russland, das einfach sein
Nachbarland ganz oder teilweise erobern will und dafür einen hohen
Preis bezahlt. Manche Berichte sagen: 300.000 bis
400.000 gestorbene oder schwerverletzte russische Soldaten.
Und das ist furchtbar: Etwas, das ja nur dazu führt, dass jemand, der dort
politische Verantwortung hat, irgendwann mal nach seinem Ableben,
wenn er dann noch lesen könnte, zur Kenntnis nehmen könnte, er hätte das
Land um ein paar Kilometer erweitert. Furchtbar! Ich sage das ausdrücklich.
Deshalb gehört an dieser Stelle gesagt – auch wenn wir wissen, dass
ein Teil der Menschen, die jetzt rechtspopulistische und populistische
Parteien gewählt haben, das gemacht hat, weil sie nicht einverstanden
sind damit, dass wir die Ukraine unterstützen; das sollte man nicht
wegreden –, dass es richtig ist, dass wir die Ukraine unterstützen, solange
es notwendig ist. Und das werden wir auch tun.
Denn es ist ein Bruch unserer Friedens- und Sicherheitsordnung,
dass Russland versucht, Grenzen zu verschieben. Das werden wir tun mit unseren
eigenen Mitteln. Das werden wir tun mit dem, was wir
gemeinsam mit den Staaten der G 7, den wirtschaftsstarken Demokratien,
vereinbart haben: einen 50-Milliarden-Kredit für die Ukraine,
damit sie das tun kann, was für die Verteidigung ihres
Landes notwendig ist. Gleichzeitig werden wir alles dafür
tun, dass die Möglichkeiten, Frieden zu haben – einen fairen Frieden, der
kein Diktatfrieden, keine Kapitulation ist, der die Integrität
und die Souveränität der Ukraine als überfallenes Land respektiert –,
immer mit ausgelotet werden. Und wir haben viele, viele Dinge
getan, um das möglich zu machen, mit Friedenskonferenzen, die überall in
der Welt stattgefunden haben: in Dänemark, in Saudi-Arabien, auf
Malta, eine große Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock in der Schweiz.
Ich sage noch mal: Jetzt ist der Moment, jetzt ist die Zeit, wo wir
ausloten müssen, welche Möglichkeiten sich ergeben.
Und es ist richtig, wenn der ukrainische Präsident sagt – ich
wiederhole das noch mal –: Wir brauchen eine weitere
Friedenskonferenz, und bei der muss es dann so sein, dass Russland mit am
Tisch sitzt. Das ist die Aufgabe, die wir jetzt
bewältigen müssen: auszuloten, was da geht. Meine Damen und Herren, es geht um
die Zukunft unseres Landes. Es gibt viele Verunsicherungen,
gerade in den reichen Ländern der Welt.
Und Debatten, wie wir sie hier führen – es ist manchmal wichtig,
sich das klarzumachen –, werden auch anderswo geführt.
Es gibt dazu Umfragen in den USA, in Kanada, in Australien, in Europa, in
vielen Ländern: Gerade in diesen reichen Ländern ist die
Zukunftszuversicht viel geringer als zum Beispiel in Asien, in Afrika. Das muss uns umtreiben, weil
natürlich die Frage, ob wir um die Zukunft ringen oder in die
Vergangenheit zurückwollen, die entscheidende politische Frage ist,
wie ich bereits am Anfang gesagt habe. Deshalb müssen wir alles dafür tun,
dass wir unsere Gesellschaft modernisieren, dass wir die
Möglichkeiten schaffen, die dazu erforderlich sind, dass das
tatsächlich auch gelingt. Wir haben mit den Entscheidungen
dieser Regierung viel, viel, viel dafür getan, dass es Veränderung
gibt, etwa mit mehr Investitionen in unsere Infrastruktur, zum Beispiel in
unsere Bahn, nicht wie der Vorschlag von Herrn Merz, dass wir weniger
Bahnen fahren lassen sollen, sondern mit massiven Investitionen in die
Infrastruktur, damit es tatsächlich klappt, dass die
Bahnen besser fahren. Da werden wir zehn Jahre lang
Milliarden investieren, ganze Strecken sanieren müssen, weil
Jahrzehnte alles versäumt wurde. Das gilt für die Straßen.
Das gilt für die Funkmasten, von denen wir zu wenige haben.
Das gilt für die Frage der Genehmigungsgeschwindigkeit
bei Industrieanlagen. Gleichzeitig müssen wir die
Wachstumspotenziale unseres Landes verbessern.
Das machen wir mit der Wachstumsinitiative, die nämlich
ausdrücklich darauf gerichtet ist, alles rauszuholen, was möglich und
gut ist für die jungen Leute, für die Familien in unserem Land, indem wir
sagen: Wir wollen jungen Familien bessere Möglichkeiten schaffen.
Wir geben Milliarden dafür, dass der Ausbau von Ganztagsangeboten in
Schulen und Kitas jetzt vorankommt. Das ist
eine entscheidende Verbesserung. Wir sorgen dafür, dass es mehr
Möglichkeiten bei der Berufsausbildung gibt und für die
jungen Leute dort Perspektiven entstehen.
Wir kümmern uns darum, dass diejenigen, die einen neuen Beruf
lernen müssen, auch die Möglichkeit dazu haben.
Und ausdrücklich kämpfen wir darum, dass Ältere eine Perspektive haben,
so lange zu arbeiten, wie sie das möchten. Und da gibt es zwei Punkte, die
wichtig sind. Der eine ist, wenn man Mitte 50,
Anfang 60 ist: Fragen Sie mal rum – es ist übrigens schon seit vielen
Jahrzehnten so –, ob jemand mit 55 oder 61 Jahren, wenn er seinen Job
verliert, glaubt, dass er noch mal einen neuen findet.
Dem ist nicht so. Fragen Sie mal rum, wie viele
eingestellt werden. Deshalb ist es wichtig, dass wir
diese Möglichkeiten und Perspektiven verbessern, damit alles rausgeholt
wird aus unserem Land, was wir zustande kriegen können.
Aber es ist auch wichtig, dass wir diejenigen unterstützen, die mehr
arbeiten wollen. Das machen wir mit der
Wachstumsinitiative, indem wir unterstützen und sagen: Wenn man
seine Arbeitszeit aufstockt, können Unternehmen dafür zusätzliche
Zuschläge zahlen. Wenn jemand freiwillig über das
Renteneintrittsalter hinaus arbeiten will, dann bekommt er Unterstützung,
indem die Beiträge von ihm selbst vereinnahmt werden können, statt vom
Arbeitgeber an die Rentenversicherung ausgezahlt zu werden, oder man
bekommt etwas von der Rentenversicherung dazu, weil man
später in Rente geht. Das alles tun wir, um unser Land zu
mobilisieren, Wachstum möglich zu machen und den Blick nach vorne für
eine realistische Perspektive zu entwickeln.
Modernisierung ist notwendig: für unsere Gesellschaft, für ihren
Zusammenhalt und für eine gute Zukunft. Und auch das soll hier gesagt werden:
Das wichtigste Vermögen, das viele in unserem Land haben,
ist ihr Anspruch auf die Altersversorgung: die
Rentenversicherung. Deshalb brauchen die 17-Jährigen, die
jetzt die Schule verlassen und fünf Jahrzehnte Beiträge zahlen müssen,
eine klare Aussage, worauf sie sich verlassen können.
Dass wir ein stabiles Rentenniveau in Deutschland garantieren wollen, das
ist eines der großen Vorhaben dieser Regierung.
Und es hat etwas mit Zuversicht zu tun, dass man bei einem so langen
Lebensprojekt jedes einzelnen Menschen Sicherheit schafft.
Wir garantieren diese Sicherung für die Bürgerinnen und Bürger. Es gibt also viele Themen, mit denen
wir uns – das ist notwendig – befassen müssen, damit wir neue
Dynamik entwickeln, damit wir mit unserer Volkswirtschaft vorankommen.
Wir dürfen uns vor den großen Herausforderungen, vor denen wir
jetzt stehen, nicht drücken. Deshalb finde ich richtig, dass
dieser Bundestag über die Frage von Zuwanderung und Migration, auch
irreguläre Migration und wie man sie begrenzen kann, diskutiert.
Ich finde richtig, dass wir diskutieren, wie wir Frieden und
Sicherheit in Europa garantieren und die Ukraine unterstützen.
Und ich finde es notwendig, dass wir über Modernisierung, Wachstum und
Zukunftsperspektiven diskutieren, dass wir das Land nicht miesreden
lassen von denjenigen, die es nur in die Vergangenheit zurückziehen wollen
und unsere wirtschaftliche Zukunft bedrohen.
Schönen Dank. Als Nächste hat das Wort für
die AfD-Fraktion Dr. Alice Weidel. Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Damen und Herren! Fast drei Wochen sind verstrichen
seit dem grauenhaften Messerterroranschlag eines
abgelehnten syrischen Asylbewerbers in Solingen. Zehn Tage sind ins Land gegangen seit
der krachenden Wahlniederlage in Sachsen und Thüringen, die Ihre
Kanzlerpartei zur Splitterpartei degradiert hat. Sie wollen sich immer noch einreden,
dass die Wähler Ihnen in Scharen davonlaufen, weil Sie ihnen Ihre
Politik nicht gut genug erklärt hätten. Das Gegenteil ist der Fall: Die
Bürger haben ganz genau begriffen, dass Ihre Politik
Wohlstandsvernichtung, Deindustrialisierung,
Massenmigration und Verlust der inneren Sicherheit bedeutet.
Sie sind der Kanzler des Niedergangs, Herr Scholz. Für die Erosion Deutschlands als
Industrienation steht auch der Niedergang von Volkswagen. Für den angeblichen Klimaschutz
zerstören Sie die deutsche Wirtschaft. Das VW-Desaster ist aber nur die
Spitze des Eisberges. 500.000, eine halbe Million
Arbeitslose verzeichnet die Statistik, seit Sie die Regierung
übernommen haben. Das sind Hunderttausende Familien,
Millionen Menschen, die um ihre Zukunft fürchten müssen. Es trifft alle Branchen, besonders
die Automobilindustrie und alles, was an ihr hängt. Zulieferer ZF streicht
bis zu 14.000 Stellen. Bei SAP fallen 10.000 Jobs weg, bei
Ford 4.600, bei Bosch 3.760, bei Bayer 3.200, bei BASF 3.300, bei Michelin 1.500, bei Miele 1.300,
bei Continental 1.200. Die klangvollsten Namen bauen
Arbeitsplätze in Deutschland ab und verlagern sie ins Ausland, weil sie
hier nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Die Liste wird täglich länger. Die Stahlsparte von thyssenkrupp
erweist sich wegen Unwirtschaftlichkeit als
unverkäuflich und steht vor dem Untergang.
27.000 Arbeitsplätze sind in Gefahr. Die Zahl der Insolvenzen hat im Juli
ein Zehnjahreshoch erreicht; 40 Prozent mehr als noch im Vorjahr.
Eine dramatische Bilanz, und es ist Ihre Bilanz, Herr Scholz. Die bedrohten Privathaushalte will
Ihr Wärmepumpenminister Habeck, den ich hier heute vermisse – wo ist der
Minister Habeck eigentlich bei dieser Debatte? –, dazu noch zwingen, für die
politisch geforderte Demontage von perfekt funktionierenden
Gasnetzen zu bezahlen. Der Haushalt, den Sie nach mehreren
vergeblichen Anläufen schließlich vorgelegt haben, ist so
dilettantisch und zusammengeschustert wie Ihre gesamte Regierungskoalition. Sie knöpfen den Bürgern Steuergelder
und Abgaben in Rekordhöhe ab und kommen trotzdem nicht aus. Sie türmen Schuldenberg auf
Schuldenberg, und es reicht Ihnen nicht. Um es klar zu sagen: Dieser Haushalt
ist eine Unverschämtheit und an Unseriosität nicht
mehr zu unterbieten. Während Sie versuchen, die Bürger mit
Alibipolitik und Migrationsgipfeln zu beschwichtigen, finden jeden Tag
immer weiter Messerattacken und Vergewaltigungen durch illegale
Migranten statt. Sie zelebrieren kurz vor den
Landtagswahlen eine absurde Luxusabschiebung von ganzen 28
afghanischen Schwerstkriminellen und geben ihnen noch ein fürstliches
Handgeld von 1.000 Euro mit auf den Weg.
Das sind zwei afghanische Jahresgehälter: der Lohn für Mord und
Vergewaltigung und eine weitere Einladung zu illegaler Migration. Zur gleichen Zeit finanziert das
Bundesinnenministerium unter Nancy Faeser ein Portal, das in neun
Sprachen zu Tipps und Tricks gegen die eigene Behörde aufruft, um
Abschiebungen zu entgehen. Diese Bundesregierung sabotiert
Abschiebungen, indem sie per Chancen-Aufenthaltsrecht
Aufenthaltstitel verteilt und Ausreisepflichtigen auch noch
zusätzlichen Rechtsbeistand auf Kosten der Steuerzahler verschafft. Der Attentäter von Solingen konnte
sich seiner Rückführung nach Bulgarien auch deswegen monatelang
entziehen, weil eine grüne Ministerin Abschiebungen hintertreibt und ein
CDU-Ministerpräsident sie gewähren lässt.
Mehr als die Hälfte des Jahres arbeiten die Steuerzahler für einen
Staat, der illegale Migranten ins Land lockt und den Bürgern die
Sicherheit raubt, die er ihnen schuldig ist. Die Opfer von Solingen könnten noch
leben und unversehrt sein, würden die Verantwortlichen nach Recht und
Gesetz handeln. Das heißt zuerst und vor allem,
illegale Migranten gar nicht erst ins Land zu lassen, sondern die Grenzen
zu schließen und jeden zurückzuweisen, der ohne
Rechtsanspruch und ohne Papiere nach Deutschland eindringen will – nicht
vorübergehend, sondern für immer. Das ist im Übrigen keine Option, das
ist eine rechtliche Verpflichtung, die Sie haben. Artikel 16a Grundgesetz sagt klar:
Einreisende aus sicheren Drittstaaten haben keinen Asylanspruch. § 18 Asylgesetz legt fest, dass die
Zurückweisung dieser Illegalen nicht nur zulässig, sondern geboten ist. Keine europarechtliche Verpflichtung
setzt diese Regelung--- Können Sie bitte ein bisschen
leiser sprechen hinter mir? Ja, das stört.
Das machen wir ja auch nicht. Also: Keine europarechtliche---
Es ist der reinste Kindergarten mit Ihnen,
und die nächste Wahl wird kommen. Ich fange das dritte Mal an, damit
Sie auch die Gesetze kennen: Keine europarechtliche Regelung
setzt das außer Kraft. Kein souveräner Staat kann gezwungen
werden, Einreisen gegen sein Recht und seinen Willen zu dulden. Und dann kam eine CDU-Kanzlerin. Diese Kanzlerin hat dieses geltende
Recht vor neun Jahren mit einem Federstrich weggewischt und eine
Herrschaft des Unrechts etabliert, die Deutschland zugrunde richtet.
Darum ist alles Makulatur, was die CDU Ihnen heute erzählt und Herr Merz
nachher erzählen wird. Die Realpolitik der CDU sehen wir im
Übrigen in Berlin. Hier, im CDU-regierten Berlin,
explodiert die Zahl der Einbürgerungen.
Es gibt kaum Ablehnungen von Einbürgerungsgesuchen: 60 Prozent
mehr Einbürgerungen in Berlin in den ersten acht Monaten dieses Jahres als
im gesamten Vorjahr! So sieht CDU-Politik aus.
Massenmigration und migrationspolitischer
Kontrollverzicht haben tödliche Folgen. Wir brauchen die Migrationswende, und
zwar sofort. Nichtdeutsche greifen sechsmal
häufiger zum Messer und begehen siebenmal häufiger Sexualdelikte als
deutsche Staatsangehörige. So hat der Chef der Bundespolizei,
Romann, zuletzt die Lage zusammengefasst. Seit 2017 wurden laut Zahlen des BKA
mehr als 52.000 Frauen Opfer eines Sexualdelikts durch Asylmigranten;
Hauptherkunftsländer: Syrien, Afghanistan, Irak. Die Zahl der Gruppenvergewaltigungen
stieg im letzten Jahr auf 761; mehr als zwei dieses grauenhaften
Verbrechens an jedem Tag. Bei 209 Gruppenvergewaltigungen im
Land Nordrhein-Westfalen sind fast drei Viertel der Tatverdächtigen
Nichtdeutsche oder haben einen offenkundigen Migrationshintergrund.
Rund zwei Drittel der Tatverdächtigen in der Bandenkriminalität
sind Nichtdeutsche. Ja, worauf warten Sie also noch?
Schieben Sie diese Verbrecher endlich ab! Gegen explodierende
Migrantenkriminalität helfen nur sofortige robuste Maßnahmen: ein
striktes Moratorium für Einwanderung, Aufnahme- und Einbürgerungsstopp von
allen Migranten für mindestens fünf Jahre und keine Einbürgerung von
Menschen, die in unserem Sozialsystem hängen, Schließung der Grenzen,
ausnahmslose Zurückweisung aller Illegalen, sofortige Ausweisung aller
Illegalen und Straftäter, Beseitigung aller finanziellen, rechtlichen und
sozialstaatlichen Anreize, Sach- statt Geldleistungen und endlich der
Umbau des Asylrechts. Das würde eine verantwortungsvolle
AfD-geführte Regierung jetzt tun. Sie alle haben das
migrationspolitische Staatsversagen in den letzten Jahren und Jahrzehnten
aktiv vorangetrieben. Mehr noch: Sie haben die Wege der
Vernunft ausgeschlagen und stattdessen die
Gesellschaft gespalten. Sie haben Kritiker systematisch
diffamiert, mit Ungeziefervergleichen und übelster Fäkal- und Nazisprache
entmenschlicht und den Geheimdienst auf sie angesetzt. Herr Hofreiter von den Grünen hat mit
seiner Forderung, die Plattform X zu verbieten, die hässliche Fratze des
totalitären Ungeistes aufgezeigt, der Sie beherrscht.
Das heißt auch: Sie halten die Meinungsfreiheit für gefährlicher als
den schrankenlosen Import von Mördern und Terroristen. Statt im fairen Ringen die beste
Lösung zu suchen, berauben Sie die Opposition wichtiger
parlamentarischer Rechte. Sie verweigern uns bis heute uns
zustehende Posten im Bundestagspräsidium, in
entscheidenden Gremien, in den Ausschüssen.
Damit berauben Sie Millionen Wähler ihrer vollen
parlamentarischen Vertretung. Sie sind die wahren Demokratie-
und Rechtsstaatsverächter. Mit fadenscheinigen Manipulationen
wollen Ihre Genossen und Kollegen in Sachsen und Thüringen diesen
Wählerbetrug fortsetzen und die Kraft, der ein Drittel der Wähler
einen ganz klaren Auftrag gegeben hat, mit allen Mitteln von der
Regierung und ihren Rechten fernhalten.
Ihre demokratische Mitte, die Sie dafür konstruiert haben, ist so
demokratisch wie das mittlere D der DDR. Im Wahlkampf schreibt die CDU von der
AfD ab, lehnt aber alle Anträge von uns ab – komisch! –,
und nach der Wahl reiht sie sich in die linke Einheitsfront ein.
Das ändert aber nichts an unserer Entschlossenheit, im Interesse
unseres Landes diese Groteske abzustellen, und das spätestens in
der nächsten Wahlperiode, die hoffentlich nicht erst
in einem Jahr beginnt. Denn so lange kann Deutschland nicht
mehr auf Reformen warten, und so lange hält das unser Land auch nicht
mehr aus. Wer echte Veränderung und Reformen
will, der wählt die Alternative für Deutschland.
Ich bedanke mich. Da die Information über die
Erkrankung von Herrn Habeck wohl nicht bei allen Fraktionen angekommen
ist, will ich das hier einmal richtigstellen: Herr Habeck ist
erkrankt und kann heute nicht an der Plenarsitzung teilnehmen. Jetzt hat das Wort als Nächste für
die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Katharina Dröge. Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte meine Rede heute mit einem
Bild anfangen, das mir einmal gezeigt wurde.
Das Bild zeigte eine Blumenwiese mit Schmetterlingen. Das Bild wurde gemalt von einer Frau,
die vor einigen Jahren nach Deutschland geflohen ist. Sie war auf der Flucht unterwegs mit
einer Gruppe von Menschen, als sie überfallen wurde.
Sie selbst wurde an einen Baum gebunden und musste dort mit ansehen,
wie viele andere Menschen aus dieser Gruppe vergewaltigt
und ermordet wurden. Die Blumenwiese mit den
Schmetterlingen auf diesem Bild: Das ist die Wiese, auf die sie dabei
geschaut hat, die Wiese, unter der die Menschen begraben wurden. Dieses Erlebnis hat sie so
traumatisiert, dass sie aufgehört hat, zu sprechen.
Das Bild wurde im Rahmen einer Psychotherapie gemalt, die die
Caritas angeboten hat. Sehr geehrte Kolleginnen und
Kollegen, es sind zuallererst diese Menschen, über die wir sprechen, wenn
wir miteinander über das Thema „Flucht und Asyl“ diskutieren;
Menschen, denen das Schlimmste passiert ist, was wir uns vorstellen
können; Menschen, die hier nichts anderes suchen als die Möglichkeit,
ein Leben in Sicherheit und Frieden zu führen.
Dafür gibt es das Recht auf Asyl, und deshalb müssen wir es schützen. Wir alle miteinander als
demokratische Parteien haben eine Verantwortung, wenn wir über Menschen
reden, die auf der Flucht sind, nämlich die
Verantwortung, zu differenzieren. Es ist möglich, mit großer Klarheit
darüber zu sprechen, dass es Menschen gibt, die zu Recht hier bei uns
Schutz suchen, und darüber zu sprechen, dass es Menschen gibt, die
den Schutz, den wir hier gewähren, missbrauchen. Es ist möglich, sonnenklar darüber zu
sprechen, dass Menschen, die hier schwere Verbrechen begehen, bis hin
zu Mord und Terror, jeden Anspruch auf Schutz in unserem Land verloren
haben und dieses Land verlassen müssen.
Es ist möglich, darüber zu sprechen, wie schockiert, entsetzt und traurig
wir über den furchtbaren Terroranschlag von Solingen sind.
Glauben Sie mir – ich selbst bin Kölnerin –, ich habe mich an dem
Abend gefragt, ob Freunde von mir auf diesem Stadtfest sind und ob es ihnen
wohl gut geht. Es ist möglich, über all das in
großer Klarheit zu sprechen und gleichzeitig zu differenzieren,
gleichzeitig so darüber zu sprechen, dass wir die anderen eben nicht
treffen; die anderen, die damit schlicht und einfach nichts zu tun
haben – so wie die Frau, die das Bild mit dem Schmetterling gemalt hat. Wenn ich mir die politische Debatte
in den letzten Wochen oder vielleicht sogar Monaten anschaue, dann muss ich
aber sagen: Diese Differenzierung gelingt immer weniger Demokraten in
diesem Haus, und ich finde, das ist ein großes Problem. Ja, wir müssen über den
gewaltbereiten Islamismus sprechen – nicht erst seit Solingen, sondern
schon seit vielen Jahren. Islamismus gehört zu den größten
Gefahren für unsere Gesellschaft. Der radikale Islamismus vergiftet die
Köpfe der Menschen. Er führt zu
Gewalt, Unterdrückung und Tod. Deshalb ist es richtig, mit aller
Entschiedenheit, mit aller Entschlossenheit und mit aller Härte
gegen Islamismus vorzugehen. Ich sage Ihnen ganz klar: Wir haben
null Toleranz gegenüber Gefährdern. Wer hier Anschläge oder Attentate
plant, der muss abgeschoben werden; das fordern wir
Grünen schon seit Langem. Und wer im schlimmsten Fall einen
solchen Anschlag wie den in Solingen begangen hat, hat jedes Recht auf
Schutz durch Asyl verloren. Aber für Sicherheit braucht es mehr. Es braucht eine engmaschige
Überwachung auch deutscher Gefährder. Es braucht ein Bundesamt für
Verfassungsschutz, das noch stärker als Frühwarnsystem agieren kann, um
Gefahrenpotenziale auch wirklich zu erkennen.
Es braucht ein noch entschlosseneres Vorgehen gegen die Radikalisierung im
Netz; denn das Gift des Islamismus erreicht die Köpfe der Menschen nicht
nur im Ausland, sondern auch hier. Deswegen ist es so wichtig, gegen
Radikalisierung vorzugehen. Prävention und Aufklärung sind ganz
entscheidende Teile einer Strategie für mehr Sicherheit. Man sollte darüber sprechen, was
wirklich mehr Sicherheit für die Menschen in diesem Land bringt. Was allerdings überhaupt nichts
bringt – wirklich kein Stück mehr Sicherheit –, ist, wenn man versucht,
in den Nachwehen eines furchtbaren Terroranschlags mit den Ängsten der
Menschen Wahlkampf zu machen, so wie Sie, Herr Merz, das nach Solingen
getan haben. Sie, Herr Merz, haben keinen
Vorschlag gemacht, wie man Islamismus gezielt bekämpfen kann.
Was Sie stattdessen zwei Tage nach Solingen vorgeschlagen haben, war ein
sofortiger Aufnahmestopp für alle Menschen aus Syrien und Afghanistan.
„Alle“, das heißt auch die jesidischen Frauen, die verschleppt,
vergewaltigt und versklavt wurden, gerade von den Terroristen des
„Islamischen Staates“, und zu uns geflohen sind.
„Alle“, das heißt auch die Menschenrechtsaktivisten, die sich in
Afghanistan den Taliban entgegenstellen, und auch die Frauen
und Mädchen, die in Afghanistan auf der Straße kein Wort mehr sprechen können.
Alle! Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen,
Herr Merz: Wer einen Vorschlag macht, der nicht mehr differenziert zwischen
den Terroristen und ihren Opfern, der scheitert zu Recht, und zwar an jedem
Gesetz, das sich Deutschland, die Europäische Union und die
internationale Staatengemeinschaft seit dem Zweiten
Weltkrieg gegeben haben. Ich sage Ihnen: Das ist nicht nur
eine Politik ohne Herz, sondern auch eine Politik ohne Sinn und Verstand. Kluge Politik behält den Überblick
gerade nach so einem furchtbaren Anschlag und konzentriert sich auf
das, was wirklich hilft. Das ist ein Sofortprogramm zur
Stärkung der inneren Sicherheit in diesem Land, zum Beispiel durch eine
bessere Unterstützung unserer Polizei. Polizisten haben in den letzten
Wochen Großartiges geleistet. Sie haben
viele Menschenleben geschützt. Dafür möchte ich einmal im Namen des
ganzen Hauses Danke sagen. Aber ich glaube, viele Polizistinnen
und Polizisten können dieses Danke mittlerweile von uns
nicht mehr hören. Sie wünschen sich ganz reale
Unterstützung in ihrer täglichen Arbeit: reale Unterstützung bei der
Ausstattung, sodass sie bei Kontrollen nicht mehr im Regen
stehen, reale Unterstützung für einen funktionierenden Digitalfunk, der da
eingesetzt wird, wo er wirklich gebraucht wird, oder auch einfach
mehr Kolleginnen und Kollegen angesichts der vielen Überstunden,
die unsere Polizisten täglich in diesem Land leisten. Darüber hätten wir gerne mit Ihnen
von CDU und CSU in der Arbeitsgruppe, die Sie gestern vorzeitig verlassen
haben, gesprochen. Denn für so etwas braucht man auch
die Bundesländer. Für die Polizei sind auch die
Bundesländer zuständig, in denen Sie viele Innenminister stellen.
Aber Sie als Union hat das nicht mal interessiert.
Sie wollten mit uns nicht über die Situation der Polizei sprechen.
Sie wollten mit uns nicht über eine Verschärfung des
Waffenrechts sprechen. Sie wollten mit uns nicht über eine
Bekämpfung der Organisierten Kriminalität sprechen.
Sie wollten mit uns nicht über Befugnisse der Nachrichtendienste und
Sicherheitsbehörden sprechen. Sie wollten mit uns nicht über einen
Schutz der kritischen Infrastruktur sprechen.
Die innere Sicherheit in diesem Land hat Sie schlicht
und einfach nicht interessiert. Das ist ein Armutszeugnis für die
Union; das muss ich Ihnen so ehrlich sagen. Das Einzige, worüber Sie mit uns
sprechen wollten, war das Thema Asyl. Auch wir wollten mit Ihnen über das
Thema Asyl sprechen. Es macht Sinn, wenn Bund und Länder
sich gemeinsam an einen Tisch setzen und schauen – gerade nach Solingen –,
wie man es schafft, dass die Dublin-Verfahren besser ablaufen und
Behörden schneller zusammenarbeiten können; denn offensichtlich hat das
nicht überall funktioniert. Es macht Sinn, über die Vorschläge
des Deutschen Richterbundes zu sprechen, der davor gewarnt hat, dass
die mangelhafte personelle Ausstattung der Justiz dazu führt,
dass diese zum Flaschenhals in der deutschen Asylpolitik wird.
Es macht Sinn, gemeinsam über die europäische Asylpolitik zu sprechen,
zum Beispiel über eine vorzeitige Umsetzung des GEAS, wie wir Ihnen das
in der Arbeitsgruppe angeboten haben. Aber auch darüber
wollten Sie nicht sprechen. Sie hatten an einem vernünftigen
Dialog einfach kein Interesse; das ist eine große verpasste Chance. Der Kern der Demokratie ist die
Fähigkeit zum Kompromiss. Unser Föderalismus baut darauf auf,
dass Bund und Länder über den Bundesrat
miteinander zusammenarbeiten. Und, Herr Merz, es ist ja nicht nur
die CDU/CSU-Bundestagsfraktion vom Tisch aufgestanden.
Es sind ja direkt all Ihre Ministerpräsidenten mitgegangen. Das ist eine verpasste Chance.
Die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes erwarten zu Recht, dass sich
nicht jeder wie ein Kind im Sandkasten hinsetzt und sagt: Wenn
ich nicht alleine bestimmen darf, spiele ich nicht mehr mit.
So kann man doch kein Land regieren! Sie als Union haben im Kern auf einem
einzigen Vorschlag beharrt, und ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen:
Dieser Vorschlag war leider Unsinn. Ich will jetzt nicht ewig darüber
diskutieren, warum Ihr Vorschlag rechtlich nicht funktioniert.
Das juristische Proseminar hatten Sie gestern.
Ich will Ihnen stattdessen erklären, warum das in der
Sache auch nicht funktioniert. Asylpolitik ist zu Recht europäisch
geregelt; Asylpolitik funktioniert nicht national. Nur wenn die europäischen Staaten
gemeinsam eine Lösung finden, lassen sich in dieser Frage nicht nur
Humanität, sondern auch Ordnung auf dem europäischen
Kontinent herstellen. Es ist doch naiv, Herr Merz, zu
glauben, dass die anderen europäischen Staaten, wenn
Deutschland seine Grenzen schließt, so wie Sie das vorgeschlagen haben,
einfach zuschauen und gar nichts machen.
Schauen Sie sich nur die – übrigens berechtigten – Reaktionen von Polen,
Österreich und Tschechien an, die in den letzten Tagen vermehrt
Grenzkontrollen durchgeführt haben. Der Vorschlag der Union würde im Kern
dazu führen, dass in der europäischen Asylpolitik gar
nichts mehr funktioniert. Kein Land würde noch
Dublin-Rückstellungen akzeptieren, wenn wir unsere Grenzen schließen.
Kein Land würde noch an den europäischen Außengrenzen
Registrierungen durchführen, wenn eine faire Verteilung in der
Europäischen Union nicht mehr funktioniert.
Es gäbe ein absolutes Chaos. Das wäre das Ende jeglicher
Regulierung, und die Geflüchteten wären trotzdem da.
So ein Vorschlag kann den Kern der Europäischen
Union kaputtmachen. Der Kern der Europäischen Union ist die
Zusammenarbeit zwischen Staaten statt nationaler Alleingänge.
Das sind Kooperation und Freundschaft in der festen Überzeugung, dass man
Herausforderungen zusammen besser lösen kann. Ich bin aufgewachsen in einem Europa,
das sich immer mehr auf diesen Weg gemacht und an die Idee der
Zusammenarbeit geglaubt hat. Ich bin aufgewachsen in einem Europa,
das seine Grenzen immer weiter geöffnet hat, statt sie zu schließen,
in einem Europa, in dem ich schneller von Köln nach Brüssel fahren kann als
nach Berlin, weil ich eben nicht irgendwo an der Grenze stehe, in
einem Europa, das gemeinsam zu Wohlstand gekommen ist, weil es auf
Zusammenarbeit setzt, statt Lkws in kilometerlangen Staus auf den
Autobahnen zu blockieren. Und ich bin in einem Deutschland
aufgewachsen, in dem es eine CDU gab, die an diese Idee geglaubt hat.
Mit dem Vorschlag, den Sie hier machen, Herr Merz, verabschieden Sie
sich nicht nur von der Politik von Angela Merkel.
Sie verabschieden sich damit auch von der Politik von Helmut Kohl und
Konrad Adenauer, und zumindest wir werden das nicht zulassen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir
als Abgeordnete des Deutschen Bundestages haben großes Glück: Wir
vertreten ein Land und eine Gesellschaft, auf die
wir vertrauen können. Diese Gesellschaft hat in den letzten
Jahren immer wieder gezeigt, dass sie gerade in Krisen in der Lage war, zu
differenzieren, dass sie gerade in Krisen in der Lage war, Solidarität
zu zeigen, und dass sie gerade in Krisen in der Lage war, Populismus
und vernünftige Vorschläge voneinander zu unterscheiden. Ich kann nur an uns als Abgeordnete
des Deutschen Bundestages appellieren: Lassen Sie uns die
Politiker sein, die dieses Land auch vernünftig repräsentieren! Als Nächster hat das Wort für die
FDP-Fraktion Christian Dürr. Frau Präsidentin!
Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Die Debatte heute Morgen zeigt, dass
das in dieser Woche keine normalen Haushaltsberatungen sind.
Die Migrationspolitik steht im Zentrum der Debatten in der deutschen
Öffentlichkeit und auch hier im Deutschen Bundestag.
In Wahrheit steht die Migrationspolitik bei vielen Menschen
in Deutschland im Zentrum dessen, was sie bewegt, bereits
seit dem Jahr 2015. Das furchtbare Attentat von Solingen
hat uns eines gezeigt: Es ist notwendig, dass Demokratinnen
und Demokraten, der föderale Bundesstaat, die Bundesländer und der Bund, an
einem Strang ziehen müssen. Der Attentäter von Solingen war
vollziehbar ausreisepflichtig nach Bundesrecht und übrigens auch nach
europäischem Recht. Landesbehörden haben den späteren
Attentäter nicht angetroffen. Er ist nicht abgeschoben worden.
Es ist danach nichts passiert. Es wäre ein Leichtes, einer aktuell
schwarz-grün geführten Landesregierung in
Nordrhein-Westfalen die Schuld zuzuschieben.
Ich glaube, man muss offen und ehrlich ergänzen: Dieses schreckliche
Attentat und das Versagen der Behörden und des Staates
hätten auch in anderen Bundesländern passieren können. Meine Damen und Herren, liebe
Kolleginnen und Kollegen der CDU/CSU-Fraktion, ich will auf die
Gespräche des gestrigen Tages im Bundesinnenministerium zu sprechen
kommen, weil die deutsche Öffentlichkeit – zu Recht – will,
dass der Rechtsstaat handelt, und sich von unseren
Gesprächen sehr viel erhofft. Der Parteivorsitzende der CDU, Herr
Kollege Merz, hat vor genau einer Woche bei einer Rede auch die
Änderung in der Programmatik der CDU Deutschlands beschrieben.
Ich fand das sehr glaubwürdig, was er gesagt hat.
Er hat gesagt: Es hat zweieinhalb Jahre gedauert, die Migrationspolitik
der eigenen Partei fundamental zu ändern.
Es hat zweieinhalb Jahre gedauert, eine um 180 Grad veränderte Position
einzunehmen, weil auch die CDU Deutschlands zuvor, seit 2015, eine
andere Politik gemacht und in der Bundesregierung vertreten hat.
Es ist kein Geheimnis, dass auch meine Partei in der vergangenen
Wahlperiode als Opposition hierzu Vorschläge unterbreitet hat und wir
im Bundestagswahlprogramm beispielsweise sehr klare Positionen
zur Ordnung und Regulierung der Migration bezogen haben.
Ich sage aber auch eines in aller Klarheit, liebe Kollegen der Union –
und ich halte das für sehr glaubwürdig, was Herr Merz
seinerzeit, vor einer Woche, sagte –: Eine grundlegende Kurskorrektur einer
Partei darf kein Selbstzweck bleiben, meine Damen und Herren.
Weder – und das haben wir gelernt – Programme von Parteien noch das
Bundesgesetzblatt ändern automatisch die Realität in Deutschland; das
schafft nur echtes Handeln. Und das müssen die Demokraten im
Hause und in Deutschland gemeinsam hinbekommen, liebe
Kolleginnen und Kollegen. Weg von 2015 hin zur
migrationspolitischen Realität, dieser Kurswechsel darf kein
Selbstzweck gewesen sein; denn es geht hier um unser Land. Was die Gespräche des gestrigen Tages
betrifft – das haben eben einige Redner bereits gesagt; es ist gestern
auch in einer Pressekonferenz öffentlich geworden –: Wir haben
gestern Vorschläge gemacht, wie man Zurückweisungen rechtssicher und
effektiv umsetzen kann, auch indem man diejenigen, die nicht legal nach
Deutschland einreisen wollen, vorübergehend festsetzt.
Das ist vor allen Dingen auch deshalb wichtig, weil Deutschland von seinen
europäischen Nachbarn ausschließlich durch eine grüne Grenze getrennt ist.
Es ist wichtig, dass Zurückweisungen keine Scheinlösungen sind, sondern
funktionieren, damit die Menschen wissen, dass wir die Sache wieder in
den Griff bekommen wollen. Es ist kein Geheimnis, dass CDU und
CSU gesagt haben: Wir haben einen weiteren Vorschlag, nämlich die
einfachen Zurückweisungen direkt an den Grenzpunkten.
Neben der von mir erwähnten Frage nach der Effektivität stellen sich
– und das haben die Kollegen, die anwesend waren, ja auch freimütig
zugegeben – in einem Rechtsstaat zu Recht Rechtsfragen, und die werden zu
Recht im Rechtsstaat gestellt. Der Bundesjustizminister und die
Bundesinnenministerin haben das Angebot gemacht, trotz der allgemein
anerkannten rechtlichen Unsicherheit, die ja auch Sie in den Gesprächen
schon in der vergangenen Woche richtigerweise eingeräumt haben, auch
einfache Zurückweisungen an der Grenze durchzuführen. Meine Damen und Herren, ich glaube,
für eine Blockade in der Frage der Ordnung und Begrenzung der Migration
haben die Menschen in Deutschland kein Verständnis mehr.
Deswegen lautet meine herzliche Bitte, das, was vorgeschlagen worden
ist – übrigens auch in Bezug auf die Flughäfen; denn auch über diese
erfolgt irreguläre Migration; diejenigen, die dort illegal einreisen
wollen, gilt es ebenfalls festzusetzen –, flächendeckend an den
deutschen Außengrenzen umzusetzen – trotz der Kritik der europäischen
Partner –, genauso wie den Vorschlag, den die Union in Bezug auf einfache
Zurückweisungen vorgetragen hat, und gemeinsam die
Rechtskonsequenzen zu tragen. Ich sage das mit aller Deutlichkeit
und angesichts dessen, was gestern gesagt worden ist.
Das alles kann angesichts der bitteren Lehre, die wir aus Solingen
gezogen haben, ausschließlich gemeinsam funktionieren.
Der Bund ist im föderalen Rechtsstaat zwingend auf
die Bundesländer angewiesen. Ich will auf die 90er-Jahre zu
sprechen kommen. Es gab in den 90er-Jahren zwei
politische Situationen. Eine ist vorhin bereits dargestellt
worden von einigen Rednern, nämlich der Asylkompromiss von 1992 und 1993.
Es gab auch eine andere Situation; ich schaue in Richtung
der Kollegen der SPD. Es gab die Situation, dass sich der
damalige saarländische Ministerpräsident und
Parteivorsitzende der SPD dazu entschieden hat, grundsätzlich, auch
über die Länderkammer, zu blockieren. Ich glaube, das wäre falsch.
Dieser Herr ist ja mittlerweile Mitglied einer ganz anderen Partei,
mit der Sie ja noch Gespräche beispielsweise in Thüringen und
Sachsen führen werden. Ich sage an dieser Stelle: Vorsicht
an der Bahnsteigkante! Aber worauf ich hinauswill: Der
Asylkompromiss ist 1992/1993 gelungen, weil die damalige
sozialdemokratische Opposition sich ein Herz gefasst hat und bereit war,
gemeinsam mit der schwarz-gelb geführten Bundesregierung
das umzusetzen. Das wäre jetzt das Gebot der Stunde,
und dazu sind alle Demokraten eingeladen, auch Sie, liebe
Kolleginnen und Kollegen der CDU/CSU, lieber Herr Kollege Merz. Richtig ist – das haben der
Bundeskanzler und auch am Morgen selbst der Kollege Alexander Dobrindt
in seiner unnachahmlich freundlichen Art und Weise gesagt –: Migration hat
einen weiteren Aspekt. Wir sind händeringend auf die
Fachkräfteeinwanderung in unseren Arbeitsmarkt angewiesen.
Ich habe es damals sehr bedauert, als die Union gegen das
Fachkräfteeinwanderungsgesetz dieser Regierung gestimmt hat.
Denn der zentrale Satz gerade bei der Ordnung der Migration in Deutschland
und auch vor dem Hintergrund unserer wirtschaftlichen Herausforderung
– da ist die gigantische Mehrheit der Menschen in Deutschland sehr
realistisch – muss doch lauten: Es muss einfacher sein, nach Deutschland
zu kommen, um zu arbeiten, als nach Deutschland zu kommen und nicht zu
arbeiten, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Das muss die Botschaft der Stunde sein. Gleichzeitig – auch das will ich
aufgreifen; ich komme noch auf den Haushalt zu sprechen – stehen wir vor
sehr großen ökonomischen Herausforderungen.
Dass unsere Wettbewerbsfähigkeit seit 2014 nachgelassen hat, ist hier
mehrfach erwähnt worden. Ich appelliere auch hier, gemeinsam
zu handeln, wo es notwendig ist. Ich komme gleich darauf zu sprechen,
liebe Kolleginnen und Kollegen der Union.
Lieber Alexander Dobrindt, mich hat gewundert, dass Sie, als Sie hier
gerade über die Frage der Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes
gesprochen haben, den Eindruck erwecken wollten, dass es vorher
wunderbar lief und Mitte Dezember 2021 sich auf einmal alles
fundamental geändert hat. Ich habe nicht vergessen, lieber
Kollege Dobrindt – ich will Ihnen nur zwei Beispiele nennen –, welcher
CSU-Minister im Kabinett von Frau Merkel das Lieferkettengesetz in
Deutschland, das der Mittelstand zu Recht beklagt, vorgeschlagen und mit
Mehrheit durchgesetzt hat und welche Partei auf europäischer Ebene das
Verbrennerverbot durchgesetzt hat. Welche Partei war denn da in
Verantwortung, liebe Kolleginnen und Kollegen?
Der Bericht von Herrn Draghi zur Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen
Union spricht Bände. Seit 2019 hat allein die Europäische Union 13.000 Rechtsakte erlassen.
Zum Vergleich: In den Vereinigten Staaten von Amerika waren es in der
gleichen Zeit 3.500. Ja, wir brauchen die Zeitenwende in
der Geopolitik; darüber ist viel gesprochen worden.
Diese hat Deutschland eingeleitet, auch durch das Sondervermögen, an dem
Sie mit uns gemeinsam gearbeitet haben, und durch das, was wir tun, um
die Ukraine zu unterstützen. Aber eine solche Zeitenwende brauchen
Deutschland und Europa eben auch in der Wirtschaftspolitik, in der
ökonomischen Situation. Unser gemeinsames Ziel muss doch
sein, das, was wir im Rahmen der Wachstumsinitiative national tun
können, jetzt auch anzugehen. Das beginnt mit dem Bundeshaushalt
2025; denn wir wollen wieder auf den Wachstumspfad zurückkommen.
Das gilt aber ganz genau so auch auf europäischer Ebene.
Ich habe den Wahlkampf der CDU/CSU zur letzten Europawahl nicht
vergessen, in dem Sie viele Versprechungen gemacht haben.
Ich lade Sie ein, liebe Kolleginnen und Kollegen, gemeinsam nach Brüssel
zu fahren und diese Versprechungen auch gegen Frau von der Leyen
durchzusetzen, damit wir bei der ökonomischen Prosperität unseres
Kontinents wieder nach vorne kommen. Kurzum: Wir werden in den kommenden
Tagen einen Haushalt beraten, der auch unmittelbar mit dem
wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes verbunden sein muss.
Denn die Umsetzung dessen – der Finanzminister hat es gestern bei der
Einbringung gesagt –, was wir uns für das Jahr 2025 vorgenommen haben,
hängt auch von ökonomischen Reformen in diesem Jahr ab.
Der Haushalt 2025, meine Damen und Herren, ist an zwei Punkten an eine
Wende gekommen und hat endgültig abgeschlossen mit der
Politik der Vorgängerregierung. Wir halten die Schuldenbremse ein.
Das ist ein verfassungsrechtliches und politisches Versprechen,
übrigens auch meiner Partei. Und wir haben gezeigt, was
richtigerweise zu geschehen hat. Man kann solide Finanzen
gewährleisten und gleichzeitig die Investitionen in die Zukunft
– in die Infrastruktur, in die Straße, in die Schiene, und in die
Bildungsinfrastruktur – auf ein Rekordniveau bringen.
Das Jahr 2025 und dieser Haushalt stehen auch für eine
Investitionswende für die Zukunft unseres Landes: weg von der
Subventionitis der Vergangenheit, hin zu Investitionen und
marktwirtschaftlicher Prosperität. Das ist das Gebot der Stunde, meine
Damen und Herren. Und auch das
sollten wir gemeinsam angehen. Ich danke Ihnen
für die Aufmerksamkeit. Als Nächster hat das Wort für die
CDU/CSU-Fraktion Friedrich Merz. Frau Präsidentin!
Meine Damen und Herren! Heute, auf den Tag genau vor 23
Jahren – es war auch eine Haushaltswoche im Deutschen Bundestag –,
sind in New York die Twin Towers und in Washington das Pentagon von
islamistischen Terroristen angegriffen worden. Fast 3.000 Menschen haben bei diesem
schwersten Terrorakt, den die Vereinigten Staaten von Amerika
jemals erlebt haben, ihr Leben verloren.
Und seit mehr als zweieinhalb Jahren tobt nun der russische Angriffskrieg
in der Ukraine, dem mittlerweile allein unter der ukrainischen
Zivilbevölkerung über 12.000 Menschen zum Opfer gefallen sind, darunter
fast 1.000 Kinder. Herr Bundeskanzler, Sie haben
wenigstens die Ukraine angesprochen. Beide Daten, der 11. September 2001
und der 24. Februar 2022, markieren das, was Sie zu Recht als Zeitenwende
bezeichnet haben. Und auch der 7. Oktober 2023 gehört in diese
Aufzählung von Daten, der Tag des Angriffs der
Hamasterroristen auf Israel. Liebe Kolleginnen und Kollegen, bei
allen kontroversen Debatten, die wir führen: Wir dürfen diese Daten nie
vergessen, und wir müssen vor allem immer und immer wieder sagen, auf
wessen Seite wir stehen. Wir stehen nicht nur abstrakt auf der
Seite von Freiheit und Frieden. Wir stehen sehr konkret an der Seite
der Menschen, an der Seite derjenigen, die bis zum heutigen Tag
Opfer von Terror und Krieg geworden sind, und derjenigen,
die täglich hinzukommen. Und jenseits aller Details unserer
Haushaltsberatungen muss für unser Land klar sein und klar bleiben, dass
wir uns an Terror und Gewalt, dass wir uns an den Krieg gegen die
Ukraine niemals gewöhnen und dass wir diesen Krieg immer als das
bezeichnen, was er ist, nämlich ein brutaler, völkerrechtswidriger
Angriffskrieg mit täglich schwersten Kriegsverbrechen gegen ein
unschuldiges Land und gegen eine unschuldige Zivilbevölkerung. Es bleibt unsere Pflicht, der Ukraine
zu helfen, fest an ihrer Seite zu stehen und vor allem nicht den
Eindruck zu erwecken, wir könnten mit einer elegant daherkommenden
Friedens- und Diplomatierhetorik einen Kriegsverbrecher wie Putin zum
Aufgeben bewegen. Putin wird – wenn überhaupt – erst
dann an den Verhandlungstisch kommen, wenn er die Aussichtslosigkeit
weiterer militärischer Gewalt erkennen muss. Ob und wann er dies gegebenenfalls
erkennt, meine Damen und Herren, liegt auch mit in unserer Hand, an
unserer Bereitschaft, der Ukraine weiter unsere Hilfe
zukommen zu lassen. Zwar unvergleichbar, aber auch unser
Land steht in diesen Wochen und Monaten vor einer
ganzen Reihe großer Herausforderungen. Das Thema Migration bewegt die
Menschen in Deutschland seit vielen Monaten, vor allem
die unbewältigte Migrationskrise. Und spätestens seit dem Terrorakt von
Solingen ist den meisten von uns wohl endgültig klar geworden, dass es so,
wie es bisher war, einfach nicht weitergehen kann. Ich habe gesagt: spätestens seit
diesem Tag. Lassen Sie mich zunächst einmal
klarstellen, worum es uns und auch mir persönlich in dieser Diskussion
und dem gesamten Kontext der Diskussion um Einwanderung und
Integration besonders in diesen Tagen und Wochen geht. Deutschland muss ein offenes und
ausländerfreundliches Land bleiben. Viele Menschen mit
Migrationshintergrund, wie wir sagen, leben und arbeiten seit Jahren, wenn
nicht seit Jahrzehnten in Deutschland, und ohne sie könnten
Krankenhäuser, Altenpflegeheime, viele weitere soziale Einrichtungen,
aber auch Schulen, Gastronomiebetriebe und zahlreiche
Unternehmen in Deutschland keinen Tag erfolgreich arbeiten. Deshalb brauchen wir diese Menschen.
Wir brauchen in den nächsten Jahren möglicherweise sogar eher
mehr von ihnen. Sie sind uns willkommen.
Und deswegen stehen wir als Union und als Bundestagsfraktion klar und
unmissverständlich gegen jede Form von Fremdenhass
und Ausländerfeindlichkeit. Dass Sie da Zwischenrufe machen,
ehrlich gesagt, verstehe ich nicht. Da hätten Sie eigentlich
Beifall geben müssen. Wir dürfen gleichzeitig,
liebe Kolleginnen und Kollegen, vor zwei Entwicklungen die
Augen nicht verschließen. Zum einen: Die schlichte Zahl derer,
die in den letzten Jahren zu uns gekommen sind und die bisher nicht in
die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt integriert werden
konnten, ist einfach zu hoch. Und unter denen, die gekommen sind,
ist eine kleine Minderheit – es ist nicht mehr, aber auch nicht weniger –,
eine kleine Minderheit vor allem von jungen Männern, die sich nicht an
die Regeln halten wollen, die in unserem Land gelten.
Und über die müssen wir sprechen. In der großen Sorge vor weiteren
Straftaten, aber auch vor dem Hintergrund einer weiter zunehmenden
Abneigung gegen unsere demokratische Ordnung, eines Zweifels in unserer
Bevölkerung an der Handlungsfähigkeit unseres Staates, Herr Bundeskanzler,
habe ich Ihnen in der letzten Woche eine Reihe von Maßnahmen
vorgeschlagen, die nach unserer Auffassung jetzt schnell umgesetzt
werden müssen, damit wir gemeinsam diese Probleme in den Griff bekommen.
Der wesentliche Teil meiner Vorschläge war und bleibt
unverändert: die wenigstens auf Zeit angelegte Zurückweisung aller
Asylbewerber an den deutschen Staatsgrenzen, die allesamt nach den
Regeln der Europäischen Union in dem Land, in dem sie zuerst eingereist
sind, einen Asylantrag hätten stellen müssen.
Das sind die Regeln, die in Europa gelten. Wir haben uns darüber mit Ihrer
Koalition gestern nicht verständigen können.
Aber nach unserer festen Überzeugung sind und bleiben umfassende
Zurückweisungen an den deutschen Staatsgrenzen rechtlich zulässig,
praktisch möglich und im Lichte der gegenwärtigen Lage
sogar politisch geboten. Meine Damen und Herren, die von Ihnen
gestern unterbreiteten Vorschläge bleiben nach unserer Auffassung
hinter diesen Notwendigkeiten weit zurück.
Deshalb begeben wir uns – ich bitte um Nachsicht – mit Ihnen auch nicht
in eine Endlosschleife von Gesprächen. Sie treffen die
Entscheidungen in der Regierung. Und alles Weitere können wir hier im
Deutschen Bundestag weiter diskutieren.
Lassen Sie mich an dieser Stelle zwei Anmerkungen machen.
Die erste ist: Anders als 1992/93 sprechen wir hier
nicht über eine Grundgesetzänderung. Sie brauchen uns
nicht für diese Entscheidungen. Wir wollen sie mit Ihnen treffen.
Aber wenn sie unzureichend sind, dann muss das Nein zu Ihren Vorschlägen
aus der Mitte des Parlamentes kommen und nirgendwo anders her.
Und deswegen sagen wir Nein zu Ihren Vorschlägen. Herr Bundeskanzler,
eine persönliche Bemerkung. Sie haben hier heute Morgen
vorgetragen, es sei sozusagen mein Drehbuch gewesen, mit Ihnen Gespräche
zu führen und unabhängig vom Ausgang dieser Gespräche mit großem Aplomb
aus diesen Gesprächen auszusteigen. Herr Bundeskanzler, wir haben in der
letzten Woche ein, wie ich unverändert finde, sehr ernsthaftes
Gespräch miteinander geführt. Ich habe Ihnen gesagt, warum ich mit
Ihnen dieses Gespräch führe. Die Behauptung, dass dies gestern
eine Inszenierung von mir gewesen sei, die Behauptung, dass dies eine
Inszenierung mit den Ministerpräsidenten in Deutschland
gewesen sei – Herr Bundeskanzler, ich kann es nicht anders sagen –,
diese Behauptung ist infam; sie ist infam. Die zweite große
Herausforderung, der wir uns in unserem Land
gegenübersehen, ist die schwierige wirtschaftliche Lage; darüber ist
heute Morgen schon von verschiedenen Rednern gesprochen worden.
Die deutsche Wirtschaft, meine Damen und Herren, steckt nicht in einer
konjunkturellen Krise, sondern in einer strukturellen
Wachstumsschwäche, und dies nicht erst seit dem letzten Jahr.
Ja, seit rund zehn Jahren erzielen wir in Deutschland keine nennenswerten
Produktivitätszuwächse mehr. Dies wird an einer ganz einfachen
Zahl deutlich: Wir haben zwar den höchsten Beschäftigungsstand – regen
Sie sich doch nicht darüber auf, wenn ich das sage!
ich sage es doch –, aber wir sind seit zehn Jahren
nicht mehr in der Lage, die Produktivität unserer
Volkswirtschaft zu steigern. Und das hat Ursachen, über die wir
reden müssen. Der Beschäftigungszuwachs, den wir
sehen und den wir immer gerne nennen, meine Damen und Herren, täuscht
darüber hinweg: Es werden mit den rund 46 Millionen Beschäftigten, die
wir heute haben – Erwerbstätigen, um es richtig zu sagen –, heute ziemlich
genauso viele Arbeitsstunden geleistet wie vor zehn Jahren, als
wir 3 Millionen Erwerbstätige weniger hatten. Meine Damen und Herren, aber dieser
Trend hat sich in den letzten drei Jahren weiter beschleunigt.
Wir haben in den Jahren Ihrer Regierungstätigkeit, Herr
Bundeskanzler, in Deutschland rund 300.000 Arbeitsplätze in der
Industrie verloren. Aus gutbezahlten Facharbeiterjobs
sind zu Tausenden schlechter bezahlte Jobs und Teilzeitjobs in den
Dienstleistungsberufen geworden. Und trotz dieses vordergründigen
Aufwuchses der Erwerbstätigen steigt die Arbeitslosigkeit.
Und obwohl an anderer Stelle dringend Facharbeiter gesucht werden,
steigen Arbeitslosigkeit und Facharbeiterbedarf.
Übrigens, lassen Sie mich an dieser Stelle einmal sagen – ein Aspekt, der
praktisch nie beleuchtet wird –: 150.000 bis 200.000 Fachkräfte
verlassen jedes Jahr die Bundesrepublik Deutschland.
Wir haben eine Abwanderung von Fachkräften aus Deutschland, die
einfach feststellen, dass sie mit ihren Fähigkeiten und ihren
Möglichkeiten hier in Deutschland nicht mehr ausreichende Chancen
haben, und das Land verlassen, meine Damen und Herren.
Bevor wir uns über weitere Zuwanderung in den Arbeitsmarkt
unterhalten und unterhalten müssen, lassen Sie uns doch mal darüber
sprechen, woran es eigentlich liegt, dass so viele
Fachkräfte das Land verlassen. Das hat auch etwas mit der Politik
Ihrer Bundesregierung zu tun. Ach, Frau Esken! Vielen Dank für Ihren Zwischenruf!
Und ich wünsche mir viele weitere Fernsehauftritte von Ihnen.
Wenn Sie so weitermachen, dann schlage ich Sie noch als
Ehrenmitglied der CDU vor. Machen Sie so weiter!
Machen Sie so weiter mit Ihren Zwischenrufen und
Ihren öffentlichen Auftritten! Meine Damen und Herren, einer der
ganz wesentlichen Faktoren für die Dysfunktionalität unseres
Arbeitsmarktes ist das von dieser Koalition eingeführte
sogenannte Bürgergeld. Um einfach mal auch hier die Zahlen
zu nennen: Wir haben in Deutschland fast 5,6
Millionen Bürgergeldempfänger. Von denen sind
gut 4 Millionen erwerbsfähig. Herr Bundesfinanzminister, Sie haben
gestern hier betont und offensichtlich betonen müssen, das
dürfe man nicht als ein bedingungsloses
Grundeinkommen verstehen. Aber die Mehrzahl der Bevölkerung
versteht es genau so. In jedem zweiten Betrieb sagen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mittlerweile: Ich gehe
jetzt ins Bürgergeld. Das ist doch genau das Problem, meine
Damen und Herren. Und dieses Problem werden Sie nicht
lösen, wenn Sie das ganze System nicht wieder vom Kopf auf die Füße
stellen und wenn nicht wieder der Grundsatz gilt, dass in diesem Land
derjenige, der arbeitet, nach Abzug von Steuern und
Sozialversicherungsbeiträgen mehr verdient als derjenige, der nicht
arbeitet und soziale Transferleistungen bekommt.
Wenn Sie das nicht machen, werden Sie das Problem nicht lösen. Das Ganze, Herr Bundesfinanzminister,
ist das krasse Gegenteil von dem, was Sie gestern von dieser Stelle aus
gesagt haben. Es ist eben nicht eine durchgreifende
Verbesserung der Angebotsseite. Sie verschlechtern mit jeder
Entscheidung, die Sie in Ihrer Koalition treffen, die
Wettbewerbsbedingungen für die deutsche Wirtschaft.
Die Zahlen sind doch genannt worden, die Unternehmen auch.
Wir verlieren massenhaft Industriearbeitsplätze.
Und Herr Bundeskanzler, ich mag es überhört haben, aber dass Sie heute
Morgen in Ihrer Rede kein einziges Wort zu Volkswagen gesagt haben, kein
einziges Wort zu den Unternehmen gesagt haben, die zurzeit in vier-
und fünfstelliger Zahl Beschäftigte entlassen, zeigt doch, in welcher
Welt Sie leben. Sie sind nicht mehr in diesem Lande
unterwegs – mit dem, was Sie hier heute Morgen vorgetragen haben. Ihre Wirtschaftspolitik ist nicht
mehr marktwirtschaftlich orientiert, Ihre Wirtschaftspolitik ist eine
Politik der beständigen Intervention in den Markt.
Wir bewegen uns mehr und mehr in die Richtung einer Planwirtschaft.
Und Herr Habeck ist genau der Repräsentant für diese Politik.
Er erklärt uns ja öffentlich, das sei nun die moderne Wirtschaftspolitik,
und das, was früher gewesen wäre, sei die alte Wirtschaftspolitik, die
nicht mehr zukunftsfähig sei. Meine Damen und Herren, es gibt nicht
alte und neue Wirtschaftspolitik, es gibt gute
und schlechte Wirtschaftspolitik. Und Sie sind zurzeit mit der
schlechtesten Wirtschaftspolitik unterwegs, die dieses Land seit
Jahrzehnten gesehen hat. Wir müssen zurückkehren zu einer
Wirtschaftspolitik, die die Wettbewerbsbedingungen für alle
Unternehmen in Deutschland verbessert und nicht nur für diejenigen, die
eine besondere politische Aufmerksamkeit oder Zuneigung aus
Ihrer Regierung erfahren. Wir brauchen eine Energiepolitik, die
alle Möglichkeiten der Energieerzeugung ausschöpft, nicht
nur Wind und Sonne. Da Sie nun mittlerweile mehr wissen,
wo Sie aussteigen, als wo Sie einsteigen, sage ich Ihnen: Wir
werden wahrscheinlich gar nicht umhinkommen, Energiepartnerschaften
mit unseren Nachbarn in der Europäischen Union einzugehen,
einschließlich von Unternehmensbeteiligungen und dem Bau
von Kernkraftwerken und anderen Kraftwerken.
Ja, die Reaktion ist völlig klar. Aber Sie kriegen ja noch nicht einmal
die Gaskraftwerke gebaut, die wir nach Ihrem eigenen Bekunden in der
Größenordnung von 50 Kraftwerken in Deutschland brauchen.
Nicht eins genehmigt, geschweige denn eins im Bau oder gar am Netz!
Sie kriegen in der Energiepolitik nichts mehr hin, meine Damen und
Herren, gar nichts mehr. Wir brauchen andere Formen der
Finanzierung der öffentlichen Infrastruktur – ich komme gleich noch
kurz auf die Staatsfinanzen zu sprechen.
Aber, meine Damen und Herren, glauben Sie denn im Ernst, dass die gesamte
Infrastruktur, die wir brauchen, nur aus öffentlichen Kassen bezahlt und
finanziert werden kann? Wir brauchen eine Finanzierung aus
öffentlichen Kassen, aber natürlich auch aus Nutzungsentgelten und
privaten Mitteln. Es gibt genügend Investoren, die
bereit sind, in Deutschland in die Infrastruktur zu investieren.
Aber wenn Sie das nicht erlauben, wenn Sie das verbieten, dann kommen
Sie zwangsläufig zu einer Diskussion über die Schuldenbremse. Und damit bin ich jetzt bei dem
Thema, das uns in dieser Woche ja nun auch beschäftigt: Meine Damen und Herren,
der Sozialhaushalt explodiert. Sie haben jeden Konsens zwischen
älterer Generation und jüngerer Generation aufgekündigt.
Sie machen eine Sozialpolitik einseitig auf dem
Rücken der jungen Generation. Übrigens erstaunlich, dass von den
Grünen da nichts kommt. Sie sind sonst immer mit
Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit unterwegs,
wenn es um die Umweltpolitik geht. Wo sind eigentlich Ihre Wortmeldungen
bei der Sozialpolitik? Sie machen eine Sozialpolitik, die so
brutal auf dem Rücken der jungen Generation ausgetragen wird, wie wir
das in diesem Land noch nie gesehen haben.
Die junge Generation, meine Damen und Herren, zahlt die Zeche für das, was
Sie hier in der Sozialpolitik anrichten, und dafür, wenn Sie die
Schuldenbremse aufheben. Herr Bundesfinanzminister, Sie haben
es doch gestern hier selber gesagt: Mit Schuldenbremse sind Sie in der
Lage, in zwei Jahren zusammen 100 Milliarden Euro neue
Schulden zu machen. Stellen wir uns einmal einen kurzen
Augenblick vor, wir hätten Ihnen in Ihrer Koalition zugestanden, ohne
Schuldenbremse zu arbeiten. Wir hätten hier
eine Explosion der Staatsverschuldung. Sie wären außer Rand und Band mit
dem, was Sie hier an Ausgaben planen würden.
Alleine für diese Koalition brauchen wir die Schuldenbremse für die
nächste Zeit, damit Sie hier einigermaßen Disziplin wahren. Und ein Wort zu Europa, weil das hier
angesprochen worden ist. Ich will das sehr klar sagen: Jetzt
und in Zukunft werde ich alles tun, um zu vermeiden, dass sich diese
Europäische Union in eine solche Verschuldungsspirale hineinbegibt.
Das war eine Ausnahme. Die Ausnahme ist
von den Verträgen gedeckt. Aber das, was Herr Draghi gestern
vorgeschlagen hat, ist nicht gedeckt von den gegenwärtigen Bestimmungen
der europäischen Verträge. Wir haben ein Schuldenaufnahmeverbot
in Europa. Wenn er daran etwas ändern will, dann
müssen die Verträge geändert werden. Ich kann nur für meine Fraktion und
auch für die Europäische Volkspartei sagen: Ich werde alles tun, um zu
verhindern, dass Europa auch den Weg in eine solche Verschuldung geht.
Ich werde alles tun, um das zu verhindern. Aber, meine Damen und Herren, in der
Kürze der Zeit war es mir einfach einmal wichtig, die Merkmale
herauszustellen, die uns von Ihnen unterscheiden, sowohl in der
Migrationspolitik als auch in der Wirtschafts- und
in der Finanzpolitik. Sie mögen jetzt mit dem, was Sie hier
machen, noch ein weiteres Jahr so regieren, wie Sie das seit nunmehr
fast drei Jahren tun. Aber Sie werden es mir nachsehen,
wenn ich sage: Wir möchten gerne eines Tages wieder ein bisschen stolz
auf unser Land sein. Wir möchten ganz gerne eines Tages
unser Land wieder auf Kurs bringen. Aber ich bitte um Nachsicht, wenn ich
das so deutlich sage, mit der überwältigenden Mehrheit der
Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland, und zwar mittlerweile
jenseits aller parteipolitischen Grenzen: Wir trauen Ihnen das auf
dieser Regierungsbank nicht mehr zu. Als Nächster hat das Wort für die
SPD-Fraktion Dr. Rolf Mützenich. Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren!
Wir sollten nicht behaupten, dass die Herausforderungen und Aufgaben, vor
denen wir stehen, schwieriger oder bedrückender sind als
zu anderen Zeiten. Gestern haben wir 75 Jahre Deutscher
Bundestag auf Einladung der Bundestagspräsidentin gefeiert; wir
haben die Worte von Paul Löbe, dem ersten Alterspräsidenten – einer der
wenigen Überlebenden der sozialdemokratischen
Reichstagsfraktion –, gehört. Es war anstrengend in diesen 75
Jahren, und dennoch, meine Damen und Herren: Eines ist offenkundig: An der
Jahrtausendwende erleben wir eine Gleichzeitigkeit von inneren und
äußeren Zuspitzungen, die sich gegenseitig noch verstärken, und die
Herausforderungen betreffen jeden und das ganze Land. Und ja, zuletzt hat uns das Attentat
von Solingen verstört und verbittert. Unsere Hilfsbereitschaft und unsere
Humanität wurden missbraucht, um wahllos zu morden – in unserem Land. Dies ist nicht hinnehmbar und führt
zu Konsequenzen, meine Damen und Herren, über die wir heute, aber auch
morgen in der Debatte – und das ist eher ungewöhnlich in einer
Haushaltswoche – noch mal sprechen. Aber ich finde, zur Realität, meine
Damen und Herren, gehört genauso – und dies ist ja nun mal eine
Haushaltsdebatte – eine Debatte zur Lage der Nation, zur Lage Europas,
zur Lage der Welt. Die Kriege in der Ukraine und im
Sudan stehen wie viele andere Schauplätze für
ein gewalttätiges Jahrzehnt. Hinzu kommen unvorstellbare
Hungersnöte, epidemische Krankheiten und Naturkatastrophen, die nur noch
vom menschengemachten Klimawandel übertroffen werden.
Deswegen müssen wir umso deutlicher erkennen – und ich finde, ein
bisschen Bescheidenheit sollte in dieser Debatte auch eine Rolle
spielen –, dass es weder einfache noch schnelle oder widerspruchsfreie
Antworten gibt. Die Grenzen des Regierens sind auch
hier offenkundig. Das Versprechen schneller Resultate,
Herr Merz, bleibt eine Selbsttäuschung oder ist schlicht
eine bewusste Irreführung der Öffentlichkeit, meine
Damen und Herren. Daher möchte ich auch betonen, dass
wir nicht gewählt wurden, um uns gegenseitig Achtlosigkeit
vorzuwerfen, Sorgen zu vergrößern oder zu behaupten, man selbst wisse
alles besser. Vielmehr bleiben Aufrichtigkeit,
Lösungskompetenz und Verlässlichkeit erwünscht und notwendig. Ich sage das, meine Damen und Herren,
für uns Sozialdemokraten: Wenn unsere Demokratie erneut und ernstlich auf
die Probe gestellt wird, dann werden wir nicht zur Seite treten.
Wir Sozialdemokraten werden kämpfen, zusammen mit dem Bundeskanzler und
der Regierung, gegen diejenigen, die unsere Demokratie in
diesen Tagen gefährden. Und auch das gehört heute zu dieser
Debatte dazu, meine Damen und Herren, nicht nur, weil eine Demokratie
ohne Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität unvollkommen ist, sondern
– ich habe eben Paul Löbe erwähnt – weil wir Sozialdemokraten in den
dunkelsten Zeiten unseres Landes die Demokratie verteidigt und danach
wieder mit aufgebaut haben. Das treibt uns an.
Andere mögen ihren Abgesang auf uns anstimmen, aber wir
werden nicht aufgeben. Das ist unser Selbstverständnis und
unsere Pflicht, meine Damen und Herren, liebe
Kolleginnen und Kollegen. Deswegen, um es vorweg in der
Haushaltsdebatte zu sagen: Es ist gut, Herr Kollege Merz, dass wir für
morgen eine Debatte über Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung und zu
asylrechtlichen Fragen angesetzt haben – auf Verlangen der drei
Koalitionsfraktionen – und hier einen Gesetzentwurf, der vorher die
Zustimmung der gesamten Regierung erhalten hat, in
der ersten Lesung debattieren. Wir wollen die neuen Vorschriften
schnell verabschieden, aber auch gewissenhaft erörtern, auch mit
Expertinnen und Experten. Deswegen sage ich: Auch die anderen
Bereiche, über die seit einigen Tagen und insbesondere noch mal gestern
Nachmittag gerungen wurde, bleiben für uns auf dem Tisch – auch dann,
wenn sich die Opposition aus dem Staub macht.
Ich sage klar: Wir werden auch ohne Sie weitere verantwortbare,
nachvollziehbare und machbare Antworten geben.
Ich sage sehr deutlich – und das haben auch Sie gesagt, Herr Kollege
Merz –: Dafür brauchen wir Sie nicht. Aber was wir auch nicht brauchen, ist
etwas, was in den letzten Tagen hier in Deutschland aufgeführt worden ist. Ich empfinde das – ich muss es so
sagen – als Trauerspiel. Ich habe mehr aus Bulletins von Ihnen
erfahren oder von Hintergrundgesprächen, als dass Sie
ernsthaft mit uns gesprochen haben. Ich weiß nicht, ob Sie von Anfang an
vorhatten, vom Tisch aufzustehen. Ich habe Sie in den letzten Wochen
und Monaten immer wieder ermutigt, da, wo es möglich ist, mit uns in
konstruktive Gespräche nicht nur einzutreten, sondern sie dann auch
ernsthaft zu führen. Aber ich finde, indem Sie gestern
gegangen sind, haben Sie der Demokratie und vielleicht auch sich
selbst, Herr Kollege Merz, einen Bärendienst erwiesen.
Denn mit Ultimaten und unsoliden Vorschlägen kann man dieses Land
nicht regieren, und viele Menschen in unserem Land, Herr Kollege Merz,
spüren das. Dass es in Ihrer Partei auch anders
gehen kann, hat der Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen,
Herr Reul, bewiesen. Er hat gesagt, dass wir weder in der
Politik noch in der Öffentlichkeit den Eindruck erwecken sollten,
Verbote und Gesetzesverschärfungen allein wären die richtige Antwort;
damit, allein das zu betreiben, würden wir uns verrennen.
Das finde ich eine mutige Stimme aus Ihrer Partei, und vielleicht wäre
dieses Maß und Mitte für diese Bundestagsfraktion mal ein Ankerpunkt
für die Diskussion. Aber es kann auch sein, dass Sie das,
was ich ein Trauerspiel nenne, auch deswegen aufführen, weil Sie eben im
Geheimsten wissen: Da ist in Nordrhein-Westfalen unter einem
CDU-Ministerpräsidenten etwas schiefgelaufen, offensichtlich eben
nicht so gut wie das, was die Bundesgesetze auch erlaubt hätten.
Ich weiß nicht, ob Sie Herrn Wüst einen Gefallen tun wollen; das
müssten Sie am Ende selbst entscheiden.
Aber wir werden nicht die Verantwortlichen aus ihrer
Verantwortung lassen. Ich finde, das muss in
Nordrhein-Westfalen aufgeklärt werden.
Aber das muss auch mit ein bisschen Bescheidenheit von Ihnen in den
Diskussionen hier einhergehen, Herr Kollege Merz.
Deswegen sage ich auch: Meine Fraktion, meine Damen und Herren, ist
bereit – und das sage ich auch an die Bundesregierung gerichtet –, diesen
Quantensprung in der europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik, der mit
der gemeinsamen Außen- und Asylpolitik mithilfe der
Bundesregierung, mithilfe der Innenministerin, des Bundeskanzlers
und auch der Außenministerin gelungen ist, jetzt so
schnell wie möglich umzusetzen. Wenn es etwas schneller gehen könnte,
wäre das gut; aber damit hat ja offensichtlich, Herr Kollege Merz,
auch Ihre Parteikollegin Frau von der Leyen etwas zu tun.
Sie ist dort in der Pflicht, und auch da, meine Damen und Herren, liebe
Kolleginnen und Kollegen, werden wir Sie nicht aus
Ihrer Verantwortung entlassen. Aber wenn wir heute in der
Haushaltsdebatte in einer Debatte über die Lage der Nation über eine
Herausforderung sprechen, dann sollten wir auch über den Haushalt
reden; denn das sind ja die politischen Antworten.
Ich weiß, ich habe manches Geraune gehört, warum meine Fraktion vor der
Sommerpause unbedingt darauf bestanden hatte, diesen
Haushaltsentwurf zu kennen. Ich weiß nicht, was andere machen;
ich weiß aber, was die 207 Mitglieder meiner Fraktion machen, wenn sie in
der Sommerpause in ihre Wahlkreise zurückkehren: Da stellen sie sich den
Bürgerinnen und Bürgern. Die wollen nämlich wissen: Was steht
in diesem Haushalt für das kommende Jahr?
Können wir uns darauf verlassen, dass es auch weitergeht mit der
Unterstützung, mit den Hilfen, dass es in den Gemeinden und in den
Städten besser wird? Das war der Grund, warum wir den
Entwurf kennen wollten. Wir haben einige überzeugt, die ja
vielleicht noch nicht mal bis heute bereit gewesen wären,
diesen Entwurf vorzulegen. Ich finde, das hat auch etwas mit dem
Respekt gegenüber den Vertreterinnen und Vertretern der Wählerinnen und
Wähler zu tun, vor der Sommerpause Klarheit zu bekommen.
Und vielen Dank, Herr Bundeskanzler, und auch denen, die in der Regierung
darüber verhandelt haben, dass das möglich gewesen ist.
Deswegen sehe ich mit Wertschätzung und einer Portion Respekt den
Verhandlungen entgegen. Das wird eine große Kraftanstrengung
für uns alle hier werden. Es ist ein schwieriges Haushaltsjahr.
Und ja, ich sage für meine Fraktion: „Wir sehen noch Klärungs- und auch
Korrekturbedarf“, wobei ich anerkenne, dass dieser Haushalt
deutlich über der Finanzplanung, die der Bundesfinanzminister aufgestellt
hat, liegt. Ja, einige Ressorts sind gut
weggekommen, andere weniger gut. Wir hätten uns vorstellen können,
dass die investiven Ressorts vielleicht noch das eine oder andere,
was sie sich wünschten und was auch notwendig ist für die Modernisierung
unseres Landes, bekommen hätten. Wir werden sehen, was möglich ist.
Aber ich möchte auch sagen: Ich finde es etwas wohlfeil, dass sich in der
Sommerpause einige an einem Ressort abgearbeitet haben, nämlich dem
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit.
Man kann ja darüber diskutieren, ob die eine oder andere Ausgabe
berechtigt ist; aber ich finde, das betrifft doch alle Häuser.
Manchmal kann man sich das bei jedem Ressort fragen.
Aber dass man sich an einem Ressort so abarbeitet, obwohl man es in einer
Zeit aus Not und Eigennutz selbst besetzt hat, liebe Kolleginnen und
Kollegen, finde ich wohlfeil, auch weil daraus später interessante
Karrierewege hervorgegangen sind. Aber was mir viel wichtiger ist: Wir
brauchen diese plurale Entwicklungspolitik.
Wir reden hier über Asyl; wir reden über Flucht, und die deutsche
Entwicklungspolitik brauchen wir, um auch Fluchtursachen zu bekämpfen,
um letztlich den Weg eben nicht notwendig zu machen.
Ich meine, das gehört doch zur Diskussion, wenn wir über die Lage
dieses Landes, Europas und der Welt sprechen, dazu, insbesondere das
Verhältnis zum Globalen Süden. Für uns ist Entwicklungspolitik nicht
verzichtbar, das sage ich ganz klar, auch bei diesen Haushaltsberatungen.
Aber natürlich, Herr Finanzminister, die globale Minderausgabe, die Sie
uns hier mal so rübergereicht haben, ist schon ein
Problem; das wissen Sie. Sie haben gestern angeboten, uns
dabei zu helfen, diese 12 Milliarden Euro im Hinblick auf die Verfassung
zu reduzieren. Vielleicht hätten Sie das auch schon
gut vorher machen können. Aber umso wichtiger ist mir: Sie
müssen jetzt mit uns dieses Problem lösen, und Sie können sich nicht in
die Büsche schlagen. Das sage ich auch für eine
selbstbewusste und souveräne Fraktion ganz klar an die Regierung, meine
Damen und Herren. Wenn wir über die Realitäten in
diesem Land sprechen: Umschichtungen und Kürzungen wären schon in normalen
Haushaltsjahren schwierig; in diesen Zeiten sind sie fahrlässig. Ja, wichtige Betriebe kommen ins
Straucheln, aber nicht wegen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer,
sondern oft wegen eigener Managementfehler.
Aber leider müssen die Zeche immer die Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer bezahlen. Deswegen sage ich auch ganz klar: Ja,
da, wo wir helfen können, werden wir das auch tun.
Aber es geht dann nicht nur um die Betriebe, sondern: Wenn wir als Land
zukunftsfähig sein wollen, dann müssen wir eben
auch klug investieren. Ich weiß nicht, was Sie in Ihren
Fraktionssitzungen machen. Wir hatten zum Beispiel den
Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie zusammen mit der
Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes bei uns
in der Fraktion. Und beide haben uns gesagt: Wir
brauchen Investitionen in diesem Land, damit wir
uns nicht selbst gefährden. Es geht dabei nicht nur um die
Zukunft der Unternehmen, nicht nur um die Zukunft der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer, sondern auch darum, dass andere Länder etwas anderes
machen, als der eine oder andere hier suggeriert, meine Damen und Herren.
Auf der einen Seite gucken sie, ob die Frage der
Verteilungsgerechtigkeit vielleicht noch etwas besser beantwortet werden
könnte – da sind wir Sozialdemokratinnen und
Sozialdemokraten dabei –; aber dann investieren andere Länder in Bildung
und in Infrastruktur. Und genau das müssen wir auch in der
Debatte über diesen Haushalt behandeln.
Der Haushaltsentwurf ist eine gute Vorlage dafür; aber wir müssen ihn
auch noch verbessern. Das müssen wir möglich machen. Wenn immer wieder die Mär erzählt
wird, diese Schuldenbremse wollten einige komplett abschaffen, dann
entgegne ich: Informieren Sie sich bei uns. Herr Merz, ich habe Ihnen das gesagt
– auch der Kollege Lindner hat gestern mal interessiert nachgefragt –:
Wir wollen eine Schuldenbremse haben, die
Investitionen nicht verhindert. Wir werden Ihnen gut berichten
können, was notwendig ist; da können Sie uns beim Wort nehmen.
Ich weiß – ich mache mir keine Illusionen –: Das wird in dieser
Legislaturperiode nicht mehr so einfach werden.
Aber wenn Sie zukunftsfähige Entscheidungen treffen wollen, dann
arbeiten Sie mit uns vor. Auch Ihre Ministerpräsidenten, Herr
Merz, wollen eine Veränderung an dieser Schuldenbremse.
Wenn wir auch im Hinblick auf die nächste Legislaturperiode klug wären,
dann sollten wir das jetzt gut vorbereiten.
Wir haben Ideen, und wir würden sie gerne auch mit Ihnen teilen, liebe
Kolleginnen und Kollegen. Ein Zweites.
Die Altschuldenregelung für die Kommunen ist für uns immer noch auf
der Tagesordnung. Ich will das sehr deutlich sagen,
weil die Kommunen letztlich der wichtigste Investor und auch Motor
für gute Arbeit vor Ort sind. Der Ministerpräsident des Landes
Nordrhein-Westfalen hat in diesem Zusammenhang 500
Millionen Euro versprochen. Ich finde, das reicht nicht.
Dieser Ministerpräsident müsste neben diesem Betrag auch uns dabei helfen.
Auch wäre es klug, dass die Kommunen – Herr Kollege Merz, auch das ist
eine Einladung – von diesen Geldern, von dieser Altschuldenregelung
dann auch direkt profitieren. Eine Umverteilung über die Länder
bringt überhaupt nichts. Deswegen sage ich Ihnen auch: Es wäre
gut, wenn wir uns da noch mal zusammen an einen Tisch setzen.
Der Weg über das Grundgesetz wäre nach unserem Dafürhalten
der beste Weg. Ich weiß, dass die Arbeitsleistung,
die man in einer Koalition, in einer Regierung mit drei Haushalten
erbracht hat – es wird zwar noch mal ein Haushalt aufgestellt, aber dann
wird darüber im übernächsten Jahr eine neue Bundesregierung entscheiden –,
wahrscheinlich überhaupt gar keinen so großen Eindruck macht, auch
weil wir selbst dafür verantwortlich sind, wie wir in dieser Koalition
zusammengearbeitet haben. Ich sage das sehr
offen und auch frei heraus. Da, wo ich auch persönlich dazu
beigetragen habe, werde ich auch immer wieder versuchen,
mich zu korrigieren. Auch das, finde ich, gehört zu einer
ehrlichen Debatte mit dazu. Dennoch sage ich auch sehr selbstbewusst:
In einer anderen Koalition, meine Damen und Herren, wäre
manches nicht gelungen. Diese Koalition hat vieles freigemacht.
Und dann sind es eben nicht die großen Politikbereiche,
sondern es sind manchmal auch die kleinen Politikbereiche.
Herr Kollege Merz, Sie haben uns hier vorgeworfen, wir würden auf dem
Rücken – Sie haben die Kinder vergessen; deswegen nenne ich sie
jetzt mal – der Kinder und Jugendlichen oder der jungen
Generation Politik machen. Darf ich Sie vielleicht daran
erinnern, dass es diese Regierung gewesen ist, die mithilfe der
Koalitionsfraktionen beschlossen hat, das gleiche Kindergeld ab dem ersten
Kind einzuführen? Es war eine sozialpolitische
Leistung, keinen Unterschied mehr zwischen den Kindern zu machen und
die Familien dabei zu unterstützen. Und ich will ganz offen sagen: Am
meisten haben dafür die Fraktionen getan.
Dass wir jetzt – darauf hat der Finanzminister ja gestern hingewiesen –
den Kinderfreibetrag und das Kindergeld einebnen wollen, ist doch
genauso ein Beitrag für Kinder und Jugendliche, für die junge
Generation, für gleiche Startchancen. Wir wollen auch noch einen Einstieg
in die Kindergrundsicherung, weil wir auch gut dafür gearbeitet haben,
meine Damen und Herren. Und wenn Sie es mir immer noch nicht
glauben, Herr Kollege Merz: Diese Koalition, diese drei Fraktionen
haben eine Ausbildungsplatzgarantie für die jungen Menschen beschlossen.
Für mich persönlich reicht das noch nicht, weil ich finde, dass das
österreichische Modell da ein bisschen besser ist.
Aber dass alle, die sich um einen Ausbildungsplatz beworben haben und
abgelehnt worden sind, jetzt einen Ausbildungsplatzanspruch haben,
ist doch eine Investition in die junge Generation.
Leider ist das mit Ihnen damals nicht möglich gewesen. Ich habe gesagt, dass es nicht immer
nur die großen Dinge, sondern auch die kleinen Dinge sind.
Nehmen wir die Kostenheranziehung in der Kinder- und
Jugendhilfe als Beispiel. Das interessiert vielleicht wenige;
aber das ist schon etwas. Einige, die darunter gelitten haben,
dass sie Geld abgeben mussten, weil sie in Pflegefamilien leben, brauchen
das jetzt nicht mehr. Auch das ist
ein strukturelles Merkmal. Das, finde ich, ist etwas, was diese
Fortschrittskoalition ausgezeichnet hat. Genauso – da spreche ich viele
Frauen, aber auch Männer an – ist es mit der Abschaffung des § 219a im
Strafgesetzbuch – ein Relikt aus der Nazizeit!
Das ist wichtig gewesen, und auch das ist uns vorher nie gelungen. Herr Kollege Merz, Sie haben in Ihrer
Rede darauf hingewiesen, dass Deutschland wahrscheinlich
Fachkräftezuwanderung braucht – Sie haben da vollkommen recht –,
und wir haben ja auch oft gemeinsam darüber gesprochen. Warum haben Sie im Deutschen
Bundestag dann nicht zugestimmt, wenn auch Sie der Meinung sind, dass wir
sonst die Zukunft in unserem Land aufs Spiel setzen?
Und das Staatsbürgerschaftsrecht – ich kann es Ihnen nicht ersparen; Sie
arbeiten sich ja immer daran ab, obwohl es da um die Menschen geht,
die rechtschaffen sind, die lange dieses Land mit aufgebaut haben,
die bewusst einen Platz hier bei uns gefunden haben –: Herr Kollege
Dobrindt, in Bayern haben im letzten Monat 8.000 Bürgerinnen und Bürger
einen Antrag auf die deutsche Staatsangehörigkeit gestellt. Ich finde, das
ist doch ein Erfolgsmodell. Wollen Sie die in Bayern auch noch
zusätzlich beleidigen, indem Sie sagen, dass sie nicht
in unser Land gehören? Nein, sie gehören genauso in unser
Land, wie die Menschen, die hier gemordet haben, nicht
in unser Land gehören. Das ist nach meinem Dafürhalten die
Konsequenz aus einer Asyl- und Flüchtlingspolitik. Ich muss noch eines sagen – ich muss
mich bei meiner Fraktion entschuldigen, weil ich dem einen
oder anderen etwas Zeit klaue; aber mir ist es wichtig –: Manche hier in
diesem Haus behaupten, die Unterstützung für die Meyer Werft sei
nicht gerechtfertigt; das sei eine lokale Frage.
Dabei vergessen Sie: Wenn diese 11.000 Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer keine Zukunft mehr in dieser Werft haben, dann gehen sie in
die Arbeitslosigkeit, dann muss sich dieser Staat damit beschäftigen, dann
muss er eben auch für die entsprechenden Leistungen aufkommen.
Deswegen frage ich: Wenn in den Auftragsbüchern Aufträge in Höhe von
11 Milliarden Euro stehen, warum soll denn dann der
Staat nicht auch unterstützen? Die Meyer Werft ist ein Unternehmen,
das eine Zukunft hat. Die Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer sollen eben nicht die Zeche zahlen.
Meine Fraktion unterstützt den Fortbestand dieses Unternehmens
nachhaltig – einige unterstützen das nicht, weil sie vielleicht nicht mehr
so nah an Betrieben wie diesem sind –, nachdem es alles dafür getan hat,
dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer keine
Mitbestimmung haben. Auch das haben
wir jetzt indirekt korrigiert. Dafür sind Sozialdemokratinnen und
Sozialdemokraten dankbar und auch stolz, weil die Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer in die Mitte der Betriebe gehören und nicht
ausgeschlossen gehören. Und deswegen, an die Koalition
gerichtet: Ja, ich wünsche mir auch, dass wir noch ein Tariftreuegesetz
auf den Weg bringen, weil eben Tariflöhne die beste Versicherung
gegen Arbeitslosigkeit sind. Wenn ich sage: „Man wird oft für
seine Leistung nicht beachtet“, will ich dennoch sagen: Es ist gut, dass
diese Koalition – während es andere Koalitionen nicht geschafft haben –
den gleichen Rentenwert in Ost und West eingeführt hat.
Auch das vergisst man manchmal, und das hat auch etwas mit Gerechtigkeit
in unserem Land zu tun. Umso wichtiger ist es, dass wir das
Gesetz zur Stabilisierung des Rentenniveaus noch in diesem Jahr im
Deutschen Bundestag beschließen; denn es verspricht nachfolgenden
Generationen Sicherheit, Herr Merz. Nach dem Sozialversicherungsprinzip
ist es lohnenswert, das Kapital, das später für die Rente notwendig ist,
treuhänderisch dem Land zu übergeben. Das ist klare, gute Sozialpolitik,
und das wollen wir auch umsetzen. Deswegen sage ich: Kleine Spielchen
sind dabei nicht gewünscht. Eine Bemerkung noch zur
internationalen Lage; das muss sein, auch in einer Debatte über die Lage
der Nation und unseres Landes. Der Krieg in der Ukraine ist
hervorgerufen worden durch den Überfall russischer Streitkräfte auf
ein souveränes Land, das seine territoriale Integrität verteidigt
hat, und die Nationen, die 1994 im Budapester Memorandum die
territoriale Integrität der Ukraine garantierten hatten, waren nicht in
der Lage, sie zu schützen. Wir haben Milliarden dafür
aufgewendet, dass sich die Ukraine erwehren kann.
Aber wir haben auch Geld für humanitäre Hilfe, für den
Wiederaufbau und für die finanzielle Unterstützung bereitgestellt.
Ich verstehe die Menschen bei uns in Deutschland, die sagen: Wir wollen,
dass die Ukraine unterstützt wird, haben aber auch ein bisschen Angst,
dass dann weniger Geld für die Modernisierung unseres Landes zur
Verfügung steht. Insofern: Ich warne jeden davor, das
eine gegen das andere auszuspielen. Und es gehört vor dem Hintergrund
internationaler Krisen ebenso zu einer innenpolitischen Debatte, meine
Damen und Herren, zu sagen: Genau in diesem Moment ist es richtig, dass
Herr Selenskyj und andere Staatsoberhäupter – manche gefallen
mir dabei nicht, wie zum Beispiel Herr Erdoan oder Herr Modi –
anbieten, mögliche Wege zu einem Frieden zu suchen.
Herr Bundeskanzler, wir – meine Fraktion und ich persönlich –
bedanken uns, dass Sie nicht nachlassen werden, auch diese Wege
zum Frieden zu suchen. Ich hoffe, dass Sie alle
Unterstützung auch aus der Regierung bekommen; denn es ist notwendig, ein
Land, das überfallen worden ist, auf der einen Seite zu unterstützen, aber
eben auch keine Chance auszulassen, dieses Land – vielleicht zusammen mit
der internationalen Gemeinschaft – auf den Weg
des Friedens zurückzuführen. Deswegen sage ich: Die Themen unserer
Zeit verdienen ehrliche Antworten. Wir bleiben gefordert, und wir
sollten uns selbst fordern. Verzagtheit ist die falsche Haltung
und unverantwortlich, gerade jetzt. Vielen Dank. Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Liebe Besucher auf den Tribünen! Einen herzliches „Guten Morgen!“
auch von mir. Wir führen die Debatte fort.
Der nächste Redner ist für die AfD-Fraktion Tino Chrupalla. Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Landsleute!
75 Jahre Grundgesetz, 75 Jahre Deutscher Bundestag – mit dem Versuch
der Feier gestern – und 75 Jahre Bundesrepublik Deutschland – das Jahr
der Jubiläen. Nach den anstrengenden, erfolgreichen
Aufbaujahren in West wie Ost, nach Jahren des Kalten Krieges, dem
Ost-West-Konflikt und nunmehr 35 Jahre nach dem Fall der Mauer kämpft
die Ampelbundesregierung nur noch um den Machterhalt, haben wir wieder
Krieg in Europa, und das Vertrauen der Bevölkerung in die politische
Führung unseres Landes sinkt unaufhörlich. Nun können Sie wieder sagen: Die AfD
betreibt Schwarzmalerei und hat keine Konzepte.
Damit würden Sie aber wieder hinter der nötigen Selbstkritik
zurückbleiben; denn eines möchte ich noch einmal feststellen: Für die
desolate Situation in Deutschland tragen allein Sie auf der
Regierungsbank die Verantwortung. Auch zur Aufarbeitung der
Wahlergebnisse richten wir den Blick in den Osten der Republik. Im 35. Jahr nach dem
Mauerfall beläuft sich der Anteil der Ostdeutschen an der
Gesamtbevölkerung auf 19 Prozent und der Anteil der Ostdeutschen an
Spitzenpositionen in Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Medien
auf derzeit 1,7 Prozent. Die wirtschaftliche Situation in Ost
und West unterscheidet sich noch immer immens, sowohl bei Renten und
Einkommen – auch bei Frauen und Männern – als auch bei Investitionen
in den Wirtschaftsraum. Dass die Lebenswelten der
Ostdeutschen sich von denen im Westen unterscheiden, wissen wir. Deshalb hat ja auch diese
Bundesregierung wieder einen Ostbeauftragten, Herrn
Schneider, berufen. Und da frage ich mich, Herr Schneider
– in dieser Debatte heute geht es ja auch um Ostdeutschland –: Was tragen
Sie eigentlich zu dieser Debatte bei? Die Bürger im Osten werden
fortlaufend beschimpft, belehrt und nicht ernst genommen.
Herr Merz meint, man müsse im Osten mehr erklären als im Westen und er
tue dies gern. Frau Esken macht das ja auch jeden
Tag im Fernsehen. Sie behandeln die Menschen im Osten
wie schwer erziehbare Bürger und verstehen wirklich nichts. Dabei haben die Wahlen im Osten
gezeigt: Ostdeutschland – und das sollten Sie wirklich ernst nehmen –
ist das Thermometer der Bundesrepublik Deutschland. Das Beschimpfen hat im Übrigen auch
bei den Grünen System. Vom Wähler in Ostdeutschland massiv
abgestraft, übernehmen Sie keinerlei Verantwortung, sondern beschimpfen
die Opposition. Vorschläge werden ebenso wie Personen
und Parteien diffamiert und in die extremistische Ecke gestellt.
Sie beschimpfen auch die Wähler und Sympathisanten. Damit schaden Sie der Demokratie. Sie möchten die Menschen überhaupt
nicht mehr mitnehmen oder für sich gewinnen.
Was sind denn Ihre Ziele? Was soll Deutschland für Sie
eigentlich sein in 10, 20 oder 50 Jahren? Die laufende Legislatur hat noch
genau zwölf Monate. Drei Viertel Ihrer Zeit haben Sie
damit verbracht, unser Land an die Wand zu fahren und es mit Ihrer
wirtschaftsschädlichen Klimapolitikwende
zu deindustrialisieren. Ihre überbordende Ideologie greift in
die Privatsphäre eines jeden ein, auch wenn er es gar nicht möchte.
Um Ihrer Politik willen sollen wir alle weniger duschen, weniger heizen,
weniger Fleisch essen und weniger mit dem Verbrennerauto fahren. Sie wollen regulieren, mit wem wir
uns treffen – siehe die Coronazeit – und was wir denken.
Und wenn wir nicht parieren, werden wir in Gute und Böse eingeteilt. Ihre Konzepte für das
Haushaltsdefizit: Fehlanzeige. Trotzdem werden Nichtarbeit und
Alimentierungen hochgefahren. Da frage ich Sie: Warum soll der
Bürger das alles eigentlich noch bezahlen?
Dazu kommen ein Nullwachstum der Wirtschaft und Sonderschulden – bei
Ihnen ja „Sondervermögen“ genannt –, Inflation, Preissteigerungen bei
Verbrauchsgütern und bei Energie. Endverbraucherpreise sinken,
wenn überhaupt, langsam. Die Bürger sind an Verträge gebunden
und müssen die hohen Kosten noch lange tragen.
Nicht zu vergessen: Es gibt ein Energiedefizit durch fehlende
Versorgung mit Kernenergie und günstigem Gas aus Russland. Die Infrastruktur im Verkehr –
wir haben es heute früh in Dresden gesehen, wo Brücken zusammenstürzen –,
im Bildungswesen, zum Beispiel in Bezug auf den Lehrermangel, oder im
Gesundheitswesen ist marode. Die Krankenhausreform soll mit aller
ministerieller Macht auf den Weg gebracht werden und wird auf dem
Rücken der Bürger, der Beitragszahler ausgetragen.
Ärzte fehlen weiterhin. Die Beiträge in der gesetzlichen
Krankenversicherung und damit auch die Lohnnebenkosten
steigen weiter unaufhörlich. Die Aufarbeitung der Coronazeit ist
bislang überhaupt nicht erfolgt und wenn, dann unzureichend.
Das alles ist inakzeptabel. Einzig unsere Fraktion und Partei
geht dagegen parlamentsübergreifend an.
Und ich frage noch mal: Wann wird denn endlich ein Kassensturz gemacht?
Schon seit Beginn dieser Legislatur mahne ich an, zu prüfen, wie viel
Geld wir eigentlich konkret für welche Ausgaben
zur Verfügung stellen. Denn wir haben
definitiv auskömmliche Staatseinnahmen. Schauen wir uns mal die Zahlen an: Im
Jahr 2014, also vor gerade mal zehn Jahren, betrugen die Staatseinnahmen
durch Steuereinnahmen 296 Milliarden Euro.
Nur zehn Jahre später sind wir mittlerweile bei 489
Milliarden Euro Staatseinnahmen. Und das Geld reicht trotzdem nicht:
Trotzdem müssen wir noch 50 Milliarden Euro Neuverschuldung auf
uns nehmen zulasten unserer Kinder und Enkelkinder.
Das ist eine absolut unverantwortliche Politik
dieser Ampelregierung. Dazu kommt noch, dass seit 2015 circa
300.000 Menschen – übrigens gut ausgebildete Fachkräfte, Deutsche –
unser Land verlassen haben; Herr Merz hat es ja richtigerweise
angesprochen, allerdings hat er die Ursache kaum beschrieben.
Das sind mittlerweile fast 3 Millionen Menschen,
die in den letzten etwa zehn Jahren gegangen sind.
In diesem Zeitraum haben übrigens auch CDU und CSU regiert.
Zuwanderung kann das niemals kompensieren.
Zudem liegen die Kosten für den Staat und Steuerzahler umso höher, wenn die
zugewanderten Personen erst einmal in Sprache, Kultur und Fachwissen
ausgebildet werden müssen. Vor allen Dingen frage
ich: Durch wen denn? Eine erfolgreiche und für beide
Seiten gelungene Migration ist nämlich nicht im
Interesse der Ampelregierung. Ihre Übermoral und Ihr Wertekompass
haben Sie völlig in die Irre geleitet.
Gehen Sie hinaus in die Länder. Sprechen Sie einfach mal mit Ihren
Parteifreunden an der Basis. Bilden Sie sich eine umfassende
Meinung, und korrigieren Sie endlich die teuren Fehler Ihrer Politik.
Es geht uns um Deutschland, unsere Heimat und unsere Bürger.
Wir verfolgen eine zielgerichtete Einwanderung, aber keine Einwanderung
in die Sozialsysteme. Die derzeit gelebte beliebige und
ziellose Politik hat der deutschen Wirtschaft nicht geholfen.
Im Gegenteil: Sie hat sogar falsche Erwartungen gesetzt und erzeugt.
Aber auch den wirklichen Fachkräften, die nach Deutschland kommen, bieten
Sie überhaupt keine Perspektive. Dabei sprechen wir noch
gar nicht vom Thema Asyl. Ihre Politik heißt Gewalt und Tod.
Sie haben es geschafft, dass Migration nicht nur zu dem Thema des
Sommers 2024 geworden ist; vielmehr steht Migration nun auch im
Zusammenhang mit ziemlich allen Politikfeldern: innere Sicherheit und
Außenpolitik, diplomatische Beziehungen, Arbeits- und
Sozialpolitik, Wirtschafts- und Finanzpolitik usw., usw.
Auf allen genannten Politikfeldern können Sie seit 2021 so gut wie
nichts, keine Erfolge vorweisen. Deutschland und damit auch der
Deutsche Bundestag werden nach drei Jahren Ampelregierung im Ausland
mittlerweile belächelt und im Inland von der eigenen Bevölkerung mit mehr
als großen Zweifeln betrachtet. Sie sind eine
Regierung ohne Volk. Allerdings gehören
Demut und Einsicht genauso wenig zu den Stärken dieser
Bundesregierung wie der ehrliche Umgang mit der
schwierigen Lage Deutschlands. Vom Wirtschaftsführer
hat uns Herr Habeck zu den Wirtschaftsverlierern gemacht.
Ihre Politikversuche sind gescheitert, Herr Habeck.
Die Firmen laufen Ihnen weg und schließen die Werke in Deutschland.
Sie haben dieses Land, die Betriebe und die Handwerker überlastet.
Offensichtliche Verluste nehmen Sie ohne Weiteres in Kauf.
Offene Lücken werden mit Steuergeld, Subventionen, Sonderschulden gestopft
und zugekleistert. Sie und Ihre Politik bieten den
Bürgern in Deutschland keine Perspektive.
Wir brauchen einen gewissenhaften Umgang mit allen Ressourcen, mit den
Menschen ebenso wie mit der Natur. Ihre absoluten und engstirnigen
Ansätze und Verbote spalten die Gesellschaft, treiben die Bürger, die
es sich leisten können, aus dem Land, und Sie zerstören damit den sozialen
Frieden im eigenen Land. Das Gleiche beim Thema Ukraine:
Waffenlieferungen, Aufbauhilfen und keine Investitionen in ein schnelles
Kriegsende, weitere Eskalationen und rhetorischer Kampf für Krieg und
gegen Frieden. Deshalb sage ich Ihnen: Machen Sie
genau so weiter. Versuchen Sie, weiter so unanständig
an Ihrer Macht festzuhalten, und diffamieren Sie die Opposition.
Spielen Sie weiter die Oberlehrer, und beschimpfen Sie
die Bürger im Osten. Ihre Glaubwürdigkeit wird weiter
schwinden, Tag für Tag. So simulieren Sie Politik zum
Selbstzweck und gegen die Interessen der Bürger.
Wir möchten gemeinsam Politik machen für die Bürger im Land
und auch für die Interessen Deutschlands. Denn wir, die AfD, sind die Zukunft.
Vielen Dank. Für Bündnis 90/Die Grünen
hat das Wort Andreas Audretsch. Frau Präsidentin!
Sehr geehrte Damen und Herren! Wir starten in diese
Haushaltsverhandlungen hier im Deutschen Bundestag, an einem Ort der
freien Rede, einem Ort der Demokratie, der zumindest den
Demokratinnen und Demokraten mit diesen Werten von
hoher Bedeutung ist. Gleichzeitig merken wir, dass in
unserer Gesellschaft, aber auch weltweit etwas ins Rutschen gerät und
etwas ins Rutschen gebracht werden soll.
Anfang September hat die US-Regierung Strafmaßnahmen gegen mehrere Personen
und Organisationen in Russland erlassen.
Gezielt soll Moskau versucht haben, mit Millionen Dollar die Debatte in
den USA zu vergiften. Auch wir in Deutschland stehen im
Zentrum einer gefährlichen Propagandaoffensive aus Moskau.
Was will Wladimir Putin? Wladimir Putin will das Europa
starker, liberaler Demokratien kaputtmachen.
Das ist sein ausgemachtes Ziel. Er will, dass wir zu einer
verunsicherten, zu einer abgeschotteten Gesellschaft werden.
Er will, dass mitten in Europa Zerstörung herrscht.
Er will, dass die Stärken des eigenen Landes von Politikern kaputtgemacht
werden, um kurzfristig populistische Gewinne zu erzielen.
Das möchte er in unsere Gesellschaften tragen.
Man kann das nicht anders sagen. Herr Merz, man muss Ihnen den Vorwurf
machen, dass Sie genau das tun. Sie machen das Drehbuch von
Wladimir Putin zur Realität. Sie nehmen die Spaltung Europas in
Kauf, und Sie betreiben bewusst oder unbewusst das Geschäft dieses
Diktators: Notlagen ausrufen, Unsicherheit schüren, in Kauf nehmen,
dass wir wieder über Schlagbäume mitten in Europa sprechen, in Kauf
nehmen, dass wir Konfrontation zwischen Deutschland und Polen haben,
in Kauf nehmen, dass wir Konfrontation in der eigenen
Parteienfamilie zwischen Deutschland und Österreich haben.
Sie säen Zwietracht. Sie spalten Europa.
Genau das ist es, was sich der Diktator im Kreml wünscht.
Das muss man Ihnen sagen, ob Sie es wollen oder nicht: Das ist
unverantwortlich, und Sie sollten einen anderen Kurs einschlagen. „Achtet auf die Sprache“,
das hat Angela Merkel gesagt. Wenn man Ihnen zuhört, Herr Merz,
dann muss man den Eindruck gewinnen, dass Sie genau das Gegenteil tun:
dass Sie nicht darauf achten, wie man mit Sprache eine Gesellschaft
auseinandertreiben will. Man muss es sagen: Sie haben weder
den Charakter einer Angela Merkel, noch haben Sie den europapolitischen
Kompass eines Helmut Kohl, und Sie sind, so wie Sie mit dieser
Angelegenheit umgehen, offensichtlich charakterlich nicht geeignet, ein
Land zu führen. Man muss es so sagen, Herr Merz: Sie
sind der Aufgabe offensichtlich nicht gewachsen. Wir können den Angriffen auf unsere
liberale Demokratie nur dann etwas entgegensetzen, wenn wir das stärken,
was uns in Deutschland, was uns in Europa immer starkgemacht hat.
Darum werden wir immer für ein geeintes Europa
ohne Grenzen eintreten. Deswegen werden wir immer dafür
eintreten, dass es in Europa keine Schlagbäume gibt.
Deswegen werden wir immer dafür eintreten, dass wir nicht Zwietracht
säen zwischen den Ländern in Europa. Deswegen werden wir immer dafür
eintreten, dass Rechtsstaatlichkeit an allererster Stelle steht.
Deswegen werden wir immer dafür eintreten, dass Grundrechte und dass
Menschenrechte in Deutschland, in Europa eine große Bedeutung haben.
Auch wenn Sie das nicht mehr tun: Wir tun es. Es wäre gut, wenn die Union
auf diesen Pfad zurückkehren würde. Einer zweiten Aufgabe sollten Sie
sich widmen, nämlich Deutschland endlich wieder auf den Weg zu
bringen, ein funktionierendes Land zu sein.
In der Nacht von gestern auf heute ist in Dresden
die Carolabrücke eingestürzt. Es grenzt an ein Wunder, dass kein
Mensch zu Tode gekommen ist, dass niemand verletzt wurde. Der Zustand dort ist nichts,
was singulär ist. In Dresden war die marode Brücke
schon lange Thema. Das ist ein Zustand, den wir
insgesamt in Deutschland sehen. Der Regierende Bürgermeister von
Berlin, Herr Wegner, hat gesagt: Wir werden diesen Zustand nicht beenden
können, ohne dass wir die Schuldenbremse reformieren.
Sie stellen sich hierhin und sagen: Das wird nicht passieren.
70 Prozent der Brücken in Berlin sind renovierungsbedürftig,
sanierungsbedürftig. In NRW sind
1.000 Brücken nicht saniert. Ich möchte nicht erleben, in welche
Gefahren wir womöglich Menschen bringen.
Es geht darum, dass wir dieses Land zum Funktionieren bringen, und es
geht darum, dass wir Menschenleben schützen.
Genau dazu werden Sie sich eines Tages bekennen müssen.
Das, was bei Ihnen vorherrscht, ist Leere, keine Antwort.
Das wird Dresden nicht gerecht. Das wird der
Carolabrücke nicht gerecht. Das wird Berlin nicht gerecht, es
wird NRW nicht gerecht, und das wird vor allem der Zukunft dieses Landes
nicht gerecht. Beziehen Sie eine Position, und
bekennen Sie sich endlich. Wir werden Deutschland und Europa,
was die Infrastruktur und was das Zusammenhalten angeht,
nach vorne bringen. Während Sie Europa
auseinandertreiben, legen wir Wert darauf, es zusammenzuführen.
Die Kulturhauptstadt Europas wird im kommenden Jahr Chemnitz sein.
Wir stellen 10 Millionen Euro zur Verfügung, um dort, mitten im schönen
Sachsen, vielfältige internationale Begegnungen zu ermöglichen,
Festivals, Ausstellungen, damit Europa zusammenwächst
und stärker wird. Sie treiben Europa auseinander.
Wir führen Europa zusammen. Herzlichen Dank. Für die FDP-Fraktion hat
nun das Wort Bijan Djir-Sarai. Frau Präsidentin!
Meine Damen und Herren! Wir leben in einer Welt, die sich
derzeit dramatisch verändert: außen- und sicherheitspolitische
Herausforderungen, globale Veränderungen, wirtschaftliche
Krisen, Kriege und Konflikte. Wenn wir in dieser komplizierten Welt
in der Lage sein wollen, unsere Interessen zu vertreten und unsere
Werte zu bewahren, dann müssen wir vor allem die wirtschaftliche Kraft
unseres Landes wiederherstellen, meine Damen und Herren.
Wir können heute schlecht einschätzen, wie die zahlreichen
geopolitischen Herausforderungen sich in den nächsten
Monaten entwickeln werden. Wir wissen nicht, wie der Krieg in
der Ukraine sich entwickeln wird, weitergehen wird.
Wir wissen nicht, wie sich die Konflikte im Nahen und Mittleren
Osten entwickeln werden. Und wir wissen nicht, was Ende des
Jahres oder Anfang kommenden Jahres im Weißen Haus in
den USA passieren wird. Aber eines wird völlig klar sein: Wir
werden vermutlich eine Administration haben – unabhängig von der Frage, ob
Demokraten oder Republikaner –, die eins uns ganz klar sagen wird: Der
amerikanische Steuerzahler wird künftig nicht mehr die Bereitschaft
haben, die Sicherheit oder die Sicherheitsarchitektur in
Europa zu finanzieren. Das wird, meine Damen und Herren,
eine andere Welt werden, und auf diese Herausforderung
müssen wir vorbereitet sein. Wir müssen die ökonomische Basis
unseres Landes stärken. Dazu braucht Deutschland dringend
eine Wirtschaftswende. Nur so sichern wir Wohlstand und
können uns auch geopolitisch behaupten.
Jetzt geht es darum, meine Damen und Herren, die Menschen, die Betriebe,
die Unternehmen in unserem Land zu entlasten und nicht zu belasten,
meine Damen und Herren. Jetzt geht es
darum, Bürokratie abzubauen. Jetzt geht es darum, den
Wirtschaftsstandort Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen.
Jetzt geht es darum, private Investitionen in
Deutschland zu ermöglichen. Und jetzt geht es auch darum, die
Rahmenbedingungen zu schaffen für das Erwirtschaften, weil viele in diesem
Land vergessen haben, dass erst erwirtschaftet werden muss, bevor
überhaupt verteilt werden kann, meine Damen und Herren. Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Wohlstand – auch wenn manche in Deutschland das leider glauben –
ist kein Naturgesetz. Wohlstand müssen wir uns erarbeiten
und erwirtschaften, meine Damen und Herren.
Deswegen brauchen wir Wachstum, deswegen brauchen wir Produktivität
für den Wohlstand und nicht staatlichen Konsum und erst recht
nicht steigende Sozialausgaben, meine Damen und Herren.
Wir können nicht den Staatshaushalt mit immer mehr Sozialausgaben
belasten und Handlungsspielräume weiter einschränken.
Eine solche Politik würde das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort
Deutschland vernichten und die Zukunftsperspektiven unserer jungen
Generation eintrüben, meine Damen und Herren.
Die Wirtschaftswende muss sich auch in der Haushaltspolitik
des Staates widerspiegeln. Heute ist es notwendiger denn je,
eine solide Finanzpolitik zu betreiben.
Eine solide Finanzpolitik und eine kluge Wirtschaftspolitik sind zwei
Seiten derselben Medaille. Nur mit soliden Finanzen schaffen wir
einen wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland, nur so können wir den
Wohlstand erhalten und effektiv die Inflation in unserem Land bzw.
die Inflation in Europa bekämpfen, meine Damen und Herren.
Kommen wir zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts vor einem
Jahr, im letzten Jahr im November. Gelegentlich habe ich den Eindruck,
dass der eine oder andere in diesem Haus dieses Urteil bis zum heutigen
Tag nicht gelesen hat – gelegentlich. Aber ich will es Ihnen noch einmal
ganz klar sagen, auch für die haushaltspolitischen Diskussionen,
die wir haben: Spätestens dieses Urteil hat uns deutlich gemacht, dass
wir die Schuldenbremse in Deutschland nicht umgehen können.
Wir können auch die Schuldenbremse nicht schleifen, sondern es ist die
Aufgabe der Politik, es ist die Aufgabe der Regierung, die
Schuldenbremse an der Stelle einzuhalten, meine Damen und Herren.
Die Schuldenbremse ist ein Segen für die Politik und zugleich Schutz vor
denen, die glauben, dass das Geld des Staates eine beliebige
Verteilungsmasse ist, meine Damen und Herren. Die Steuereinnahmen des Staates sind
das Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, der Menschen und
Betriebe in unserem Land, das nicht mit der Gießkanne
vergossen werden darf. Die Schuldenbremse schafft ein
Fundament für Investitionen und Zukunft und ist vor allem eine
Stärkung des Wirtschaftsstandortes. Ohne sie drohen künftige Generationen
an den Schuldenbergen und rasant steigenden Kreditrückzahlungen zu
ersticken, meine Damen und Herren. Zur Wahrheit gehört auch: Wir reden
heute über Reformen, die man vor 10 oder 15 Jahren hätte anpacken müssen.
Das hilft nun nicht. Die Probleme haben wir jetzt.
Deutschland ist nach wie vor ein Hochsteuerland.
Wenn wir uns mit anderen Industrienationen und vor allem
erfolgreichen Industrienationen vergleichen, werden wir feststellen,
wie groß dieses Problem ist, und vor allem, was das für einen Nachteil für
den Wirtschaftsstandort Deutschland bedeutet.
Der deutsche Staat wird in diesem Jahr nahezu 1 Billion Euro an
Steuereinnahmen haben – ein neuer Rekord.
Gleichzeitig sind die Ausgaben in den vergangenen Jahren enorm gestiegen.
In einer solchen Situation auf eine Schuldenpolitik zu setzen, wäre
toxisch für die Wirtschaft und die Gesellschaft in unserem Land. Deswegen ist es längst an der Zeit,
auch gemeinsam über die Zukunft des Sozialstaates zu reden. Daran geht kein Weg vorbei.
Der deutsche Sozialstaat ist eine große Errungenschaft, und darauf sind
wir auch stolz. Niemand will den deutschen
Sozialstaat kürzen. Dieses Ziel verfolgt zum Glück
niemand in diesem Haus. Aber eins muss doch völlig klar sein:
Eine moderne Sozialpolitik bedeutet, dass man nicht nur an diejenigen
denkt, die die Hilfe benötigen, sondern auch gelegentlich an
diejenigen denkt, die diese Hilfe finanzieren, meine Damen und Herren.
Auch das bedeutet soziale Gerechtigkeit, und ich hoffe, darüber
sind sich alle in diesem Haus klar. Meine Damen und Herren, eine
haushaltspolitische Debatte besteht nicht nur aus Zahlen und Daten,
sondern sie zeigt, wohin die Politik in Zukunft gehen
will oder gehen soll. Hier geht es um das Vertrauen
gegenüber dem Staat. Hier geht es auch darum, Vertrauen in
dieser Situation aufzubauen, in einer Situation, in der das Land massiv
verunsichert ist. Das sage ich auch mit Blick auf das
gestrige Treffen: Es ist notwendig, dass gerade beim Thema Migration die
Politik Handlungsfähigkeit zeigt. Wir brauchen eine grundlegende
Neuorientierung der Migrationspolitik.
Das ist eine Kernfrage der Stabilität unserer Demokratie.
Es darf keine Denkverbote geben in der Migrationspolitik.
Ändert sich die Migrationspolitik nicht, wird unsere Demokratie einen
enormen Schaden davontragen, meine Damen und Herren.
Die Menschen sind es leid und verlieren das Vertrauen
in unseren Staat. Sie erwarten völlig zu Recht, dass
Migration nach rechtsstaatlichen Kriterien erfolgt und begrenzt und
kontrolliert wird. Hier geht es übrigens auch um mehr
als nur das Thema Migration. Hier geht es um das Vertrauen
gegenüber dem Staat. Hier geht es um das Vertrauen
gegenüber den Institutionen des Staates. Deswegen gehört es auch dazu, dass
Menschen, die kein Bleiberecht haben, konsequent abgeschoben werden.
Ebenso müssen Menschen, die unsere Rechtsordnung mit Füßen treten und
Straftaten begehen, Konsequenzen spüren und ausgewiesen werden.
Die derzeitige Migrationspolitik, meine Damen und Herren,
überfordert das Land. Die derzeitige Migrationspolitik
überfordert das Land sowohl qualitativ als auch quantitativ.
Niemand darf jetzt einer Wende in der Migrationspolitik im Wege stehen und
sie blockieren. Jeder muss jetzt
seinen Beitrag leisten. Alles andere wäre nicht politikfähig.
Meine Damen und Herren, ich glaube – Herr Merz, ich sage es ganz offen –,
dieses Thema ist weitaus größer als die Ampel.
Und es gibt keine Ampel in der Migrationspolitik.
Wir als FDP stehen Ihnen weitaus näher als unsere geschätzten
Kollegen von der Koalition. Deswegen müssen wir an der Stelle
gemeinsam denken, Herr Merz. Es war ein Fehler, die Gespräche
gestern zu verlassen. Aber ich will
jetzt nicht zurückschauen. Mein Parteivorsitzender Christian
Lindner hat Ihnen ein Angebot gemacht. Ich finde,
dieses Angebot sollten Sie annehmen. Genau das, was mein Kollege Buschmann
gestern gesagt hat, nämlich dass wir bereit sind, eins zu eins das
umzusetzen, was die Union sagt, möchte ich an dieser Stelle
wiederholen: Wir als FDP sind bereit, eins zu eins diese
Dinge mit Ihnen umzusetzen. Als Generalsekretär der FDP gebe ich
Ihnen mein Wort. Dieses Thema
müssen wir anpacken. Denken Sie bitte
an Ihre Redezeit. Ja, letzter Gedanke.
Herr Mützenich stellt sich bei jeder Gelegenheit hierhin und macht Ihnen
Angebote, wie Sie gemeinsam die Schuldenbremse umgehen sollen.
Darüber können Sie natürlich nachdenken; das ist Ihre Sache.
Wir machen Ihnen ein Angebot, mit Ihnen die Migrationskrise in
Deutschland zu beenden. Vielen Dank. Thorsten Frei für die Unionsfraktion
ist unser nächster Redner. Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! „Mehr Fortschritt wagen – Bündnis für
Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit“ – mit diesem Titel
auf Ihrem Koalitionsvertrag sind Sie vor drei Jahren in diese
Legislaturperiode gestartet. Das, was wir in diesen drei Jahren
erlebt haben, aber auch heute in dieser Generaldebatte, ist ein
Zeugnis der Zerrüttung und des Zerwürfnisses. Meine sehr geehrten Damen und Herren,
wir können das ja im Wochentakt sehen.
Wir hören schöne Reden der FDP. Ich kann nahtlos anknüpfen an das,
was der Kollege Djir-Sarai hier vorgetragen hat.
Entsprechende Beschlüsse gibt es jede Woche durch die Partei der FDP.
Aber wenn man dann mal schaut, was der Parteivorsitzende der FDP, der
auch Bundesfinanzminister ist, in der Bundesregierung zu verantworten hat,
stellt man fest, dass das häufig diametral dem entgegensteht.
Bestes Beispiel: Rentenpaket II. Es ist das Gegenteil von dem, was
richtig ist. Es ist das Gegenteil von dem, was die
FDP für richtig hält. Aber es ist Politik hier in
Deutschland – bestes Beispiel dafür. Das führt am Ende sogar dazu, dass
der grüne Wirtschaftsminister Habeck, dem ich von hier aus beste
Genesungswünsche senden möchte, sogar daran zweifelt, ob der
Bundesfinanzminister seinem Amt gewachsen ist.
Selbst bei den Grünen hält man es mit der Nachhaltigkeit nicht mehr so
genau, wenn man die eigene Koalition als eine Koalition
des Übergangs bezeichnet. Aber wenn es eine Koalition des
Übergangs ist, dann ist vor allen Dingen eines klar: Dieser Kanzler ist
ein Kanzler auf Abruf. Dass das so ist, hat er mit seiner
Haushaltsrede heute eindrücklich bewiesen.
Dieser Kanzler verschließt die Augen vor der Wirklichkeit in einer
Dimension, dass es mir als Staatsbürger dieses Landes wirklich
Angst macht. Er spricht von einer Welt, die nichts
zu tun hat mit der Situation, die wir in Deutschland haben.
Wenn wir uns die ökonomische Bilanz dieses Bundeskanzlers anschauen, dann
kann man nur feststellen, dass sie ernüchternd ist, und man kann sie in
einem Satz zusammenfassen: Es geht in die Rezession.
Unsere Wirtschaft ist letztes Jahr um 0,3 Prozent geschrumpft.
Im zweiten Quartal dieses Jahres ist sie auch geschrumpft.
Das Münchner ifo-Institut prognostiziert für dieses Jahr ein
Wachstum von 0,0 Prozent. Gleichzeitig haben wir eine
Situation, wo viele ökonomische Daten auseinandergehen, wo wir keine Chance
sehen, wie da, etwa im Bereich der Steuerpolitik und der Energiepolitik,
eine Trendwende in Gang gesetzt werden könnte.
Die Koalition reagiert darauf mit einem kleinteiligen Maßnahmenpaket,
das in der Bevölkerung als ein Mix ankommen muss aus
Gesundbeterei und Symbolpolitik. Mehr ist es am Ende nicht.
Und das wird eben auch nicht zu anderen Ergebnissen führen.
Ich finde, die Rede des Bundeskanzlers war entlarvend an der
Stelle, als er über die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt berichtet hat.
Ja, diese Zahlen muss man mal zusammenbringen.
Er hat recht in einem Punkt: Wir haben eine demografische Entwicklung,
die das Angebot auf dem Arbeitsmarkt reduziert.
Warum wächst dann aber jetzt die Zahl der Arbeitslosen?
Warum sind jetzt 300.000 Industriearbeitsplätze
verloren gegangen? Warum wächst die Zahl der
Bürgergeldempfänger auf 5,5 Millionen?
Warum haben wir immer noch einen Mangel an Arbeitskräften, warum 1,7
Millionen Stellen in Deutschland, die nicht besetzt werden können?
Das ist doch dysfunktional. Das passt doch
überhaupt nicht zusammen. Und das führt am Ende dazu, dass wir
nicht die notwendigen Mittel haben, um die Staatsausgaben im investiven
Bereich ordentlich zu erfüllen. Das ist die Folge Ihrer Politik,
nichts anderes. Ich will an der Stelle einfach noch
einen Satz zu den vielfältigen Angeboten sagen, über die
Schuldenbremse nachzudenken. Unser Partei- und
Fraktionsvorsitzender hat das einzig Richtige dazu gesagt: Nein, wir
denken nicht darüber nach. Denn wenn wir die Schuldenbremse
nicht hätten, wenn wir irgendetwas anderes hätten, so etwas wie die
goldene Regel vor dem Jahr 2009, dann würden Sie in zwei Jahren keine 100
Milliarden Euro Schulden machen, sondern ein Vielfaches davon.
Und das wollen wir zugunsten zukünftiger Generationen verhindern.
Die Schuldenbremse hilft. Wir hören aber bei SPD und Grünen bei
jedem Thema, das sie ansprechen: Sie rufen sofort nach
dem Lösen der Schuldenbremse. Sie rufen nach Staatsgeld. Im Grunde genommen hat
der Kollege Djir-Sarai vorhin frei nach Margaret Thatcher gesagt:
Es gibt kein Staatsgeld. Es gibt nur
das Geld der Steuerzahler. Unsere Verantwortung ist, damit
ordentlich umzugehen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich
war auch einigermaßen erstaunt über das, was der Bundeskanzler zur
Migrationspolitik gesagt hat. Ich fand, es war ein mutiges und
richtiges Zeichen unseres Vorsitzenden, ihm die Hand zu reichen
und zu sagen: Diese Herausforderung ist so groß, dass wir sie gemeinsam
lösen müssen. Die Koalition hat übrigens in der
Vergangenheit in dieser Legislaturperiode nichts dazu
unternommen, um das Problem zu lösen. Im Gegenteil: Sie haben den
Spurwechsel ermöglicht. Sie haben zusätzliche Bleiberechte
für abgelehnte Asylbewerber ermöglicht.
Sie haben die Begrenzung aus § 1 Absatz 1
des Aufenthaltsgesetzes gestrichen. Sie haben alle Zeichen gesetzt, um
deutlich zu machen und in die Welt zu senden: Kommt her!
Wer es hierher schafft, der kann hierbleiben, unabhängig
von seinem Schutzinteresse. Und das Zweite ist: Ich finde, die
Reden von Frau Dröge und von Herrn Audretsch haben deutlich gemacht,
dass wir bei den Gesprächen im Bundesinnenministerium nie eine
Chance hatten. Wir hatten ganz offensichtlich nie
eine Chance, wirklich zu einer grundlegend anderen Migrations- und
Asylpolitik zu kommen. Während die FDP und nach meinem
Eindruck auch die SPD um rechtliche Gestaltungen gerungen haben, wollten
die Grünen grundsätzlich keine andere Migrationspolitik. Da muss man sagen: Dafür sind wir
nicht zu haben. Dafür übernehmen
wir keine Verantwortung. 1992/1993 hatten wir
eine andere Situation. Da ging es um eine
Grundgesetzänderung, und es kam auch noch etwas anderes hinzu: Damals
konnten die Menschen unterscheiden zwischen der Situation davor und der
Situation danach. Wenn wir uns an einem Migrationspaket
beteiligen – und die Tür bleibt offen bis zum allerletzten Tag –, dann muss
sich auch etwas ändern. Dann müssen die Menschen spüren, dass
wir eine andere Migrationspolitik machen, die zu anderen Ergebnissen
bei uns im Land führt. Ich will Ihnen zum Schluss eines
sagen: Niemand akzeptiert mehr, wenn man sagt: Wir können daran nichts
mehr ändern; dieses spricht dagegen, jenes spricht dagegen.
Sie haben in vielen Bereichen der Migrationspolitik gezeigt, dass es
nicht gestimmt hat. Nein, wer wirklich glaubt, von
Deutschland aus das Weltklima nach unten regulieren zu können, der kann
auch die Migration nach Deutschland reduzieren.
Wie absurd ist denn dieses Denken, das Sie hier regelmäßig praktizieren?
Herzlichen Dank fürs Zuhören. Für die SPD-Fraktion hat
das Wort Achim Post. Was ich sagen will, kann ich auch in
zwei Minuten sagen. Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren!
Aus meiner Sicht ist die Sachlage ganz klar: Wir haben hier gestern
zusammen 75 Jahre Deutscher Bundestag gefeiert, eine beeindruckende
Erfolgsgeschichte von Millionen und Abermillionen von Bürgerinnen und
Bürgern, und von Tausenden von Abgeordneten auf der Grundlage der
gleichen Grundwerte; und das ist gut so.
Auf dieser Grundlage will ich zu den Punkten kommen.
Erster Punkt. Wir haben über Asyl geredet.
Ich finde, es muss doch beides gehen: die Grenzen besser zu schützen,
Migration besser zu kontrollieren und zu steuern und gleichzeitig das
Grundgesetz zu achten. Das schließt sich doch nicht aus.
Das muss doch möglich sein. Deswegen vermute ich etwas ganz
anderes, liebe Kolleginnen und Kollegen, was ganz anderes! Ich sage Ihnen eins: Populismus und
Populisten bekämpft man nicht so, wie Sie es gerade probieren. Ich rede mal von einer Eilmeldung,
von der ich gehört habe. Ich war zwar nicht dabei bei den
Gesprächen, ich weiß aber, dass die Eilmeldung der „Bild“-Zeitung, dass
der Asylgipfel gescheitert ist, eher da war als Ihre Wortmeldung,
dass er gescheitert sei. Da fragt man sich doch, ob Sie zuerst
die „Bild“-Zeitung informiert haben, bevor Sie Ihre Kolleginnen und
Kollegen informiert haben. Das geht doch auf keinen Fall.
Deswegen vermute ich, dass von Anfang an dahinterstand: Sie wollten es
scheitern lassen. Zweiter Punkt.
Wir stützen, unterstützen und stärken in dieser Bundesregierung mit dem
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius nicht nur die Bundeswehr,
sondern auch die Ukraine. Wir erhöhen unsere
Verteidigungsfähigkeiten, und gleichzeitig versuchen wir auf allen
Kanälen, dafür zu sorgen, dass Gesprächsformate entstehen; denn das
gehört doch zusammen: Stärke und Diplomatie.
Das gehört nicht in den Kanon, wie Sie es hier denken.
Das eine schließt das andere nicht aus.
Letzter Punkt: der Sozialstaat, über den hier so viel geredet wird.
Natürlich wollen wir wirtschaftliche Stärke.
Natürlich wollen wir wirtschaftliche Dynamik.
Gleichzeitig: Der Sozialstaat ist eine große Errungenschaft in
Deutschland und Europa. Wer den beschädigen und zerstören
will, der bekommt es mit der deutschen Sozialdemokratie zu tun.
Denn auch das gehört zusammen wie Zwillinge: wirtschaftliche Dynamik
und ein starker Sozialstaat. Allerletzter Punkt, wenn
ich noch darf. Dass es Probleme in der Wirtschaft
gibt, weiß ich selbst. Ich empfehle für meine Fraktion den
Bossen von thyssenkrupp, von Volkswagen und auch von ZF, über die
Sozialpartnerschaft nachzudenken, statt so zu tun, als könne man ohne
Mitbestimmung mit Manchesterkapitalismus dieses
Land sanieren. Schönen Dank. Für die Gruppe Die Linke hat
nun das Wort Heidi Reichinnek. Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Deutschland 2024: Die Infrastruktur
bricht zusammen, die soziale Ungleichheit wächst, zentrale
gesellschaftliche Bereiche wie das Gesundheitssystem, Bildung,
Wohnungsbau werden ausgeblutet. Und was machen Sie, liebe Ampel?
Sie erklären uns im Einklang mit Union und AfD: Schuld an allen
Problemen sind Geflüchtete und Bürgergeldempfänger.
Und dass Sie da jetzt mal richtig durchgreifen. Ja, wir müssen über Migration reden.
Dafür gibt es ja morgen trotz Haushaltswoche eine eigene Debatte.
Das ist auch richtig so. Aber tun Sie doch nicht so, als wäre
das das einzige Problem, vor dem unser Land gerade steht. Die Menschen fragen sich, wie sie
ihre Miete zahlen sollen, ob sie nächstes Jahr noch einen Job haben,
wie lange das Krankenhaus im Ort bleibt.
Und für all diese Probleme haben Sie keine Lösungen.
Sie suchen lieber Sündenböcke, um von Ihrem eigenen Versagen abzulenken. Wir diskutieren hier ja eigentlich
den Haushalt. Und ich habe das Gefühl, ich muss Sie
daran erinnern, wofür es den Haushalt überhaupt gibt, was Ihr Auftrag als
Regierung ist. Es geht darum, Gelder so zu
verteilen, dass unsere Gesellschaft funktioniert.
Es geht darum, dass Sie endlich Verantwortung übernehmen.
Was nützt es uns, die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt zu sein,
wenn Reichtum so ungerecht verteilt ist? Vor drei Jahren sind Sie als
selbsternannte Fortschrittskoalition gestartet.
Jetzt legen Sie Ihren letzten Haushalt vor, und eins wird noch
einmal deutlich: Fortgeschritten ist unter Ihnen nur der Verfall des
Sozialstaates und der öffentlichen Infrastruktur. Und kaum etwas steht so symbolisch
dafür wie die Deutsche Bahn. Für die Regierungsbank da drüben: Das
ist so was wie Dienstwagen oder Flugbereitschaft, nur auf Schienen,
und es ist eigentlich ganz cool. Aber die Deutsche Bahn fährt im
wahrsten Sinne des Wortes auf Verschleiß.
Jeden Tag sitzen Zehntausende Leute in überfüllten Zügen ohne Klimaanlage
und wissen nicht, ob sie jemals da ankommen, wohin sie wollen.
Gut, im Gegensatz zur Ampel wissen diese Leute zumindest theoretisch,
was ihr Ziel ist. Aber wie in so vielen Bereichen:
Was wir hier brauchen, sind Investitionen; aber die verhindert
Ihre heilige Schuldenbremse. Sie sagen den Leuten immer wieder,
dass Ihnen leider die Hände gebunden sind.
Sie lassen hier alles den Bach runtergehen, statt endlich diese
Investitionsbremse abzuschaffen oder wenigstens zu reformieren.
Das ist nicht nur Unsinn, das ist gefährlich! Und vor allem ist es absolut
lächerlich, die Schuldenbremse vorzuschieben.
Denn die umgehen Sie selbst, wo Sie können.
Ihr Haushalt ist eine Sammlung von Taschenspielertricks, um die
Schuldenbremse auszuhebeln. Hören Sie mal zu;
da lernen Sie noch was! Die Bahn bekommt deswegen statt
Investitionen Darlehen: Die kann man nämlich an
der Schuldenbremse vorbeimogeln. Diese Darlehen helfen der Bahn zwar
nicht, aber Sie können sagen: Wir haben doch was gemacht.
Sie können sich hierhinstellen wie der Kollege Dürr und behaupten, der
Haushalt sei ein Investitionshaushalt.
Gemessen am Bruttoinlandsprodukt sind wir in der Europäischen Union auf dem
vorletzten Platz bei den Investitionen!
Dafür erwarten Sie Applaus? Nicht ganz die Schlechtesten zu sein,
ist gut genug? Na, das erklärt
einiges bei Ihrer Politik! Weil Sie aber auf der einen Seite an
der Schuldenbremse festhalten und auf der anderen Seite keine neuen
Einnahmen generieren, kürzen Sie da, wo die Leute sowieso schon nichts
haben, nämlich bei den Bürgergeldempfängern zum Beispiel.
Hier wollen Sie fast 5 Milliarden Euro einsparen.
Auf Nachfrage von mir können Sie aber gar nicht beantworten,
wie Sie sich das vorstellen. Dafür, dass die CDU nicht mehr an der
Regierung ist, ist in diesem Haushalt eine ganze Menge Gottvertrauen drin,
muss ich mal sagen. Und die Regelsätze werden natürlich
auch nicht erhöht. Dabei würde eine Erhöhung den
Betroffenen nicht nur helfen, ihren Alltag zu meistern, sondern auch die
Wirtschaft ankurbeln. Denn Bürgergeldempfänger tragen jeden
einzelnen Cent, den sie mehr bekommen, auf direktem
Wege in die Geschäfte. Zwei Fliegen mit einer Klappe –
könnte man meinen; aber Sie beteiligen sich ja lieber an der
Schmierenkampagne gegen Menschen im Bürgergeld, die die
Union losgetreten hat. Keine Talkshow – keine einzige! –
ohne mindestens einen abgehobenen Politiker, der sich nicht zu dumm
ist, mit erfundenen Zahlen Stimmung gegen das Bürgergeld zu machen,
obwohl er sich gerade erst – leistungslos – die fetteste
Diätenerhöhung seit Jahrzehnten eingesteckt hat.
Die Erhöhung allein ist übrigens höher als der höchste Bürgergeldsatz
– das nur nebenbei. Sie treffen mit Ihren widerlichen
Lügen zum Bürgergeld übrigens die alleinerziehende Mutter genauso wie
den Mann, der seine Frau pflegt, oder die Menschen, die mit Erkrankungen zu
kämpfen haben. Das ist niederträchtig.
Das machen wir als Linke nicht mit. Bei diesen Leuten vom Existenzminimum
noch Geld wegzukürzen und sich dann für immer mehr Sanktionen zu feiern,
das ist erbärmlich. Damit hat übrigens niemand in der
Bevölkerung auch nur einen Cent mehr im Portemonnaie.
Richtig wäre es, höhere Mindestlöhne einzuführen, statt nur nette Briefe
zu schreiben, Herr Heil. Stärken Sie die Tarifbindung, und
entlasten Sie geringe und mittlere Einkommen! Das ist das, wofür
wir als Linke kämpfen. Während Sie ehrliche Arbeit ohne Ende
besteuern, werden perverse Vermögen und gigantische
Milliardenerbschaften geschont. Wenn Sie so dringend Geld suchen,
dann fangen Sie da doch mal an! Ich verspreche Ihnen, da finden Sie
verdammt viel davon. Und wenn Sie nur einen Hauch dieser
Obsession, die Sie in Talkshows für das Treten nach unten aufwenden, in
die Verfolgung von Mindestlohnbetrug und Steuerflucht stecken würden,
ließen sich noch mal Dutzende Milliarden reinholen.
Was hält Sie eigentlich davon ab? Die Spendenschecks, die
Ihre Parteien einstreichen? Klar, man beißt nicht die Hand, die
einen füttert. Aber von diesem Geld könnten wir Ihre
ganzen schönen Versprechungen aus dem Koalitionsvertrag bezahlen. Gegen Kinderarmut hatten wir zum
Beispiel mal über eine Kindergrundsicherung geredet.
Um die ist es auffällig still geworden in den letzten Monaten.
Klar, Sie wissen ja selbst, dass die nicht mehr kommt.
Dann lebt halt jedes fünfte Kind in Armut, hat kein gesundes Essen, kann
nicht zur Klassenfahrt. Aber hey, liebe Kinder, dafür hält
die Regierung für euch die Schuldenbremse ein, und die Reichen
werden immer reicher! Denkt doch daran, wenn ihr im Sommer
mal wieder nicht ins Schwimmbad gehen könnt.
Und wenn Sie, Herr Lindner, dann immer erzählen, Sozialleistungen für
Kinder wollen Sie nicht, sondern Geld für Bildung, dann frage ich mich:
Warum geben Sie kein Geld für Kitas aus?
Kein Cent mehr ist dafür im Haushalt vorgesehen!
Dabei wären gut ausgestattete Kitas zentral für Chancengleichheit. Ich sage Ihnen: Wir brauchen in
diesem Haushalt mehr Geld für Kinder. So einfach ist es nämlich.
Aber diese Regierung hat kein Herz für Kinder, sondern nur für Waffen!
Denn das einzige Ministerium, das sich vor Geld nicht retten kann, ist
das Verteidigungsministerium. Noch nie hat eine Bundesregierung so
viel Geld für Krieg und Aufrüstung eingeplant.
Militärausgaben für nächstes Jahr: knapp 90 Milliarden Euro.
90 Milliarden Euro! Für 9 Milliarden Euro könnten Sie den
bestehenden Investitionsstau im Katastrophenschutz auflösen.
Für 20 Milliarden Euro könnten Sie sämtliche Sportstätten
in Deutschland sanieren. Für 30 Milliarden Euro ließen sich
alle Brücken in ganz Deutschland rechtzeitig sanieren.
Wie dringend nötig das ist, haben wir gerade letzte Nacht
in Dresden gesehen. Stattdessen: dubiose Beraterverträge,
Milliarden für Funkgeräte, die nicht in Panzer passen, für Gewehre, die
schräg schießen. Klingelt da was?
Dank Ihnen allen zählt Rheinmetall zu den erfolgreichsten DAX-Konzernen.
Ich sage Ihnen: Überall ist das Geld besser angelegt als
in der Rüstungsindustrie! Hören Sie endlich mit dem
Säbelrasseln auf! Diplomatie statt Waffen,
das ist die Lösung! Wofür Sie außerdem noch Geld
übrighaben, ist die Aktienrente. 12 Milliarden Euro – übrigens auch an
der Schuldenbremse vorbei – kostet der Spaß.
Was es bringt, weiß keiner. Für den gleichen Betrag könnten Sie
dafür sorgen, dass niemand weniger als 1.250 Euro Rente hat.
Herr Scholz, Sie haben hier gerade wirklich gesagt, dass Sie dafür
sorgen wollen, dass alle so lange arbeiten können, wie sie wollen.
Als ob das unser Hauptproblem wäre! Die Generation, die Dutzende Jahre
gearbeitet hat, sammelt Pfandflaschen, weil die Rente nicht
zum Leben reicht! Das ist doch unser Problem!
Wo ist Ihr Respekt für Menschen, die mit 70 noch arbeiten müssen, die bei
den Tafeln Schlange stehen, die nicht einfach mal mit ihren Enkeln
ein Eis essen können? Diesen Menschen zu helfen, daran
müssen Sie sich als Regierung messen lassen!
Und Sie versagen dabei auf ganzer Linie. Und wissen Sie, was ein starker
Sozialstaat außer Armut noch bekämpft?
Faschisten! Ja, Sie können sich nach jeder Wahl
hierhinstellen und den Leuten zurufen, dass sie Rechtsextreme nicht
wählen sollen. Aber wie oft müssen wir Ihnen noch
die Studien vorlegen, die eindeutig beweisen, dass Kürzungspolitik und
Zuspruch zu rechtsextremen Positionen einen direkten Zusammenhang haben?
Wie viele Faschisten müssen noch in die Parlamente gespült werden, bis
auch der Allerletzte bei Ihnen begreift: Man bekämpft die AfD nicht,
indem man ihre Politik des Nach-unten-Tretens übernimmt, sondern
indem man Politik macht, die das Leben von Menschen verbessert, indem
man investiert. Verdammt noch mal! Ich komme zum Schluss. Ihr Haushalt funktioniert nicht.
Sie opfern alles für die Schuldenbremse, umgehen Sie aber
selbst, wenn es gerade passt. Sie investieren nicht da,
wo es nötig ist. Sie suchen sich Sündenböcke, die sich
nicht wehren können, und verspielen das Vertrauen der Menschen in dieses
Parlament endgültig, weil Sie viel reden, aber nichts liefern, um den
Alltag der Menschen zu verbessern. Das ist, liebe Kolleginnen und Kollegen,
wie dieser Satz: das Allerletzte. Und die nächste Rednerin
ist für die Bundesregierung die Staatsministerin beim Bundeskanzler,
Claudia Roth. Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Kultur in jeder von uns geförderten
Form bewahrt uns: bewahrt uns vor Engstirnigkeit, Voreingenommenheit
und Intoleranz. Sie verhilft uns
zu Wissen und Erfahrung. Kultur vermittelt uns Anschauung und
Erkenntnis, ein Bild von uns selbst und anderen.
Kultur kennt keine Grenzen. Und erst das gibt uns die Möglichkeit
der Auseinandersetzung und Verständigung miteinander.
Eine Demokratie ohne eine freie, lebendige und vielstimmige Kultur ist
eine sterbende Demokratie. Umgekehrt gilt: Stirbt die
Demokratie, ist die Lebenserwartung der Kultur kaum mehr der Rede wert. Mit anderen Worten: Die Kultur war nie
bedeutender für die Demokratie als jetzt. Weil es ein sehr wichtiges Anliegen
ist, alle Menschen in Deutschland an kulturellen Angeboten teilhaben zu
lassen, nicht nur in den Metropolen, sondern auch in der Fläche, habe ich
für diesen Kulturhaushalt gekämpft und kämpfe dafür jeden Tag.
Das trägt Früchte. Bei dem wirklich erfolgreichen
KulturPass, der die Teilhabe von 18-Jährigen stärkt, haben wir
erreicht, dass das KulturPass-Budget ab heute über zahlreiche Sparkassen
per Onlinebanking aktiviert werden kann. Liebe Kolleginnen und Kollegen,
dieser Haushalt ist ein Kraftakt. Er war Zwängen
unterworfen wie kein anderer. Nicht alles, was wir für richtig und
für notwendig gehalten haben, konnten wir möglich machen. Darüber wollen wir in den kommenden
Wochen mit Ihnen, mit den Abgeordneten, beraten.
Der Haushalt steht unter dem Zeichen eines Krieges in Europa, in dem wir
entschlossen sind, die Ukraine in jeder Weise zu unterstützen. In diesem Krieg geht es auch darum,
die Demokratie zu erhalten, die droht dem Recht des
Stärkeren zu unterliegen. Es geht um den
Erhalt einer offenen Gesellschaft. Deswegen braucht es das Werben für
die Demokratie und den Kampf gegen die Desinformation, und dafür steht
die Deutsche Welle exemplarisch. Unsere demokratische Gesellschaft
braucht Erinnerungsarbeit, die dazu beiträgt, die im Grundgesetz
verbürgten Rechte zu bewahren, allen voran den Schutz
der Würde aller Menschen. Selbstverständlich ist und bleibt der
Holocaust Ausgangspunkt unserer Erinnerungspolitik. Die Gedenkstätten, die den
Nationalsozialismus und die SED-Diktatur aufarbeiten, stützen wir
im Haushaltsentwurf nachdrücklich. Das Gedenkstättenkonzept wird derzeit
in enger Zusammenarbeit mit den Akteurinnen und Akteuren der
Erinnerungslandschaft aktualisiert. Wie wichtig ihre Arbeit ist, zeigt
eine furchterregende Entwicklung: die massive Bedrohung von Gedenkstätten
durch den demokratiefeindlichen Mob. Wir müssen sie davor schützen mit
allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen. Zur Erinnerungsarbeit zählt auch die
Aufarbeitung des Kolonialismus. Auch hier kommen wir gut voran und
wollen vorbehaltlich der kommenden Beratungen eine koordinierende Stelle,
eine Geschäftsstelle schaffen. Mit der Stiftung Orte der deutschen
Demokratiegeschichte haben wir Förderinstrumente für genau dieses
wichtige Thema. Mit dem Haus der Geschichte arbeiten
wir zurzeit intensiv an der Neukonzeption der dortigen
Dauerausstellung, die auch das Thema der Einwanderungsgesellschaft
würdigen wird. Ich sagte es bereits: Nicht alles,
was aus meiner Sicht und aus der Sicht der Kultur notwendig ist,
konnten wir, anders noch als im vergangenen Jahr, möglich machen. Das betrifft auch die Freie Szene. Aber wenn nun der Vorwurf erhoben
wird, der Haushaltsentwurf vernachlässige sie, dann
will ich dem widersprechen. Wir haben in dieser Legislaturperiode
gerade für die Freie Szene Erfolge erzielt und Mittel generiert.
Wir haben die Förderung im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit um über
30 Millionen Euro und damit um rund 45 Prozent ausgebaut. Darin enthalten sind der
Theaterpreis, 10 Millionen Euro zusätzlich für die Initiative Musik
und neue Förderinstrumente wie der Festivalförderfonds und der
Amateurmusikfonds, die auf Ihre Anregung zurückgehen. Besonders am Herzen liegt mir
Chemnitz, die Kulturhauptstadt Europas im nächsten Jahr.
10 Millionen Euro dafür sind ein bewusstes Zeichen, dass sich der Bund
für Sachsen, für eine freie Kultur, für die Demokratie und für die
europäische Kulturpolitik engagiert. Auch wenn Aufwüchse wie im
vergangenen Regierungsentwurf nicht möglich waren: Die Förderung der
Bundeskulturfonds für 2025 liegt immer noch deutlich über den
Ansätzen von 2023 und denen der letzten Bundesregierung.
Und mit Blick auf das Bündnis internationaler Produktionshäuser
möchte ich hier wiederholen, was ich den Leiterinnen und Leitern im
persönlichen Gespräch gesagt habe: Wir wollen die anstehenden Beratungen
gemeinsam nutzen. Erst gestern haben wir mit der
Kulturstiftung des Bundes gesprochen, dass wir über Förderungsmöglichkeiten
noch einmal helfen wollen. Liebe Kolleginnen und Kollegen,
finanzielle Mittel, strukturelle Veränderungen und organisatorische
Maßnahmen sind die Instrumente der Politik. Deswegen möchte ich deutlich sagen:
Wenn es um große Reformen geht wie bei der Stiftung Preußischer
Kulturbesitz oder bei der Filmförderung, wenn es um die enge
Zusammenarbeit geht mit der Außenministerin beim Thema
„Restitution kolonialer Objekte“, mit der Innenministerin, dem
Ernährungsminister beim Thema „Kultur im ländlichen Raum“, wenn es um die
Leitungen von Bundeseinrichtungen geht, die wir in den letzten Jahren
gewinnen konnten, von Katarzyna Wielga-Skolimowska über
Jenny Schlenzka, Tricia Tuttle bis zu Marion Ackermann – Bonaventure
Ndikung möchte ich nennen, noch von Monika Grütters ausgewählt –, dann
sehen Sie, wie sich eine moderne Kulturpolitik gestaltet.
Lassen Sie uns gemeinsam darum ringen, die kulturelle Infrastruktur
in unserem Land zu unterstützen und unser Gemeinwesen in der ganzen
Vielfalt seiner Kultur zu stärken. Ich danke Ihnen, werte Kolleginnen
und Kollegen, schon jetzt für Ihre wertvolle und
notwendige Unterstützung. Für die FDP-Fraktion hat das Wort
Anikó Glogowski-Merten. Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich werde nicht müde, hier immer
wieder zu betonen: Kultur schützt Demokratie. Dort, wo Kultur angegriffen wird,
werden alle Freiheitsrechte angegriffen. Als kulturpolitische Sprecherin
meiner Fraktion kämpfe ich für die Kultur und ebenso für die Freiheit
der Kunst und um die Freiheit der Kreativität. Eine offene Gesellschaft lebt von
Kreativität, lebt von widerstreitenden Ideen. Dafür brauchen wir die Vielfalt der
ganzen Gesellschaft, Respekt und Wertschätzung füreinander. Eine solche Kulturpolitik wird auch
Widerspruch aushalten können und aushalten müssen. Umso wichtiger ist, dass wir uns hier
und heute mit Kulturförderung befassen.
Ich bin Dr. Gerhart Baum sehr dankbar, dass er in
seiner gestrigen Rede anlässlich der Feierstunde zum 75.
Jahrestag der ersten Bundestagssitzung die Rolle der Kunst
und Kultur betonte. Er sagte – ich zitiere mit Erlaubnis
der Präsidentin –: „Sie gibt den Menschen Orientierung, sie
gibt ihnen Halt. Sie weist in die Zukunft.“ Er hob den
Stellenwert der Kulturpolitik im Bund hervor, die immer mehr zum
richtungsweisenden Leuchtturm wurde; eine Strahlkraft, die sich die
Kulturschaffenden gerade nach der Pandemie so sehr gewünscht haben. Für den Bundeskulturetat stehen 2025
insgesamt rund 2,2 Milliarden Euro zur Verfügung, die unsere vielfältige
Kulturlandschaft unterstützen sollen. Die Bundesregierung hat trotz
multipler Krisen in ihrem Entwurf wieder mehr als solide Mittel für den
Bundeskulturhaushalt bereitgestellt. Mein Dank gilt vor allem
Finanzminister Christian Lindner für diesen Rückhalt. Ja, das zeigt, dass Kultur in unserem
Land einen hohen Stellenwert hat. Aber wir wissen auch: Geld allein
reicht hier nicht. Es braucht eine verlässliche und
vorausschauende Kulturpolitik, die den Bedürfnissen der
Kulturschaffenden gerecht wird und nachhaltige Strukturen stärkt. Denn was dieser Entwurf des
Kulturetats aufzeigt, ist die fehlende Konstanz und
Verlässlichkeit in der Kulturpolitik der Staatsministerin. Jahr für Jahr ändern sich die
Prioritäten, ohne dass ein langfristiges und nachhaltiges
Konzept erkennbar wäre. Jetzt zeigen wir die Richtung auf,
in die die Kulturpolitik gehen soll. Was mir fehlt, ist eine klare Vision:
Was möchte unsere Staatsministerin in ihrer Amtszeit erreichen?
Wofür steht die Kulturpolitik? Welche langfristigen
Ziele werden verfolgt? Es scheint, als ob hier eher auf eine
kurzfristige politische Notwendigkeit reagiert wird, als dass eine
kohärente und nachhaltige Strategie verfolgt wird.
Dabei wäre es gerade jetzt, in Zeiten vielfältiger Krisen, so wichtig, die
kulturelle Infrastruktur in Deutschland mit einem klaren Fahrplan
zu stabilisieren und zu stärken: kein Hü und Hott und Klein-Klein, sondern
zielgerichteter, nachhaltiger Mitteleinsatz zur Stärkung zentraler
Strukturen und Programme unserer Kulturlandschaft. Wir müssen uns fragen, was für
Deutschland wichtig ist. Was macht Deutschland aus?
Wenn man diese Fragen stellt, bekommt man die Antwort
zu den zentralen Bausteinen. Stichwort hier: die Stärkung der
Gedenkstätten, nicht nur das Stützen, sondern das Stärken.
Wie im Koalitionsvertrag gefordert, ist es an der Zeit, dies auch zu tun.
Denn sie sind unter anderem die Orte, an denen Vermittlung stattfindet,
um Menschen Haltung und Orientierung zu geben. Der Blick zurück stärkt uns für ein
gemeinsames Schauen nach vorne. Ich bin zuversichtlich, dass wir
Kulturpolitiker/-innen gemeinsam mit unseren Haushältern – bei mir
verbunden mit einem großen Dank und einem Gruß, gerichtet an den lieben
Otto Fricke mit seinem großen Herzen für die Kultur – im parlamentarischen
Verfahren noch wichtige Anpassungen werden vornehmen können, um die
Kulturförderung auf ein solides Fundament zu stellen. Die FDP wird sich weiterhin für eine
verlässliche und nachhaltige Kulturpolitik einsetzen; denn Kultur
ist kein Luxus, sondern ein zentraler Bestandteil unserer
offenen Gesellschaft. Deswegen wiederhole ich an der
Stelle: Kultur schützt Demokratie. Das kann sie aber nur, wenn die
demokratischen Kräfte sich auch umgekehrt für die Kultur in ihrer
Vielfalt starkmachen. Vielen Dank. Die nächste Rednerin ist für die
Unionsfraktion Dr. Christiane Schenderlein. Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es geht weiter mit der Kulturpolitik,
und ich freue mich, dass wir heute in dieser Debatte mal so ganz kompakt
über Kulturpolitik sprechen. Es gab zunächst sehr hohe
Erwartungen, als Olaf Scholz kurz vor der Bundestagswahl in einem
Gastbeitrag für einen neuen Schulterschluss in
der Kulturpolitik warb. Es sollte ein Kulturplenum mit
Künstlern, mit Politik und der Zivilgesellschaft organisiert werden.
Nur, bis heute wurde dieses Kulturplenum noch
nicht einmal eingerichtet. Dabei wäre der regelmäßige Austausch,
das Gespräch, so wichtig. Stattdessen erhält
Kulturstaatsministerin Claudia Roth einen Brandbrief nach dem anderen.
Es gibt zu Teilen Kulturschaffende, die sich nicht mehr gehört fühlen. Es gab beispielsweise nur ein
Auftaktgespräch mit der Kultur- und Kreativwirtschaft.
Aktuell steckt der Wirtschaftsstandort Deutschland in
einer Krise. Dazu zählt auch die Kreativwirtschaft
als drittgrößte Branche mit fast 2 Millionen Beschäftigten.
Auch diese ist gefährdet. Dazu gehört eben
auch die Filmindustrie. Auch hier waren Sie, Herr
Bundeskanzler, vor einem Jahr in Babelsberg und haben danach
gefordert, dass das Studio Babelsberg erhalten bleiben muss.
Jetzt erhielten auch Sie vor ein paar Wochen einen Brandbrief von den
deutschen Filmstudios. Darin heißt es, Deutschland drohe von
der Landkarte der internationalen Filmproduktionen zu verschwinden. Die Kulturstaatsministerin kündigt
diese Reform seit drei Jahren an. Bis jetzt ist sie
aber noch nicht umgesetzt. Die Länder sind noch
nicht alle im Boot. Die Gespräche fanden
viel zu spät statt. Dabei brauchen wir hier unbedingt
Klarheit; denn sonst droht tatsächlich diese
massive Abwanderung. Im Frühjahr löste Staatsministerin
Roth eine beispiellose Protestwelle der Gedenkstätten aus, als ein
sogenanntes Rahmenkonzept Erinnerungskultur aus der Tasche
gezaubert wurde, ohne vorher mit den Fachleuten zu sprechen.
Es war der Versuch, von oben herab eine geschichtspolitische Kehrtwende
zu vollziehen. Alles sollte miteinander vermischt
werden: der Naziterror, die DDR, die NSU-Morde, Rechtsextremismus,
Kolonialismus, Einwanderungsgesellschaft.
Dieses Konzept verabschiedete sich vom langjährigen Konsens, dass die
nationalsozialistischen Verbrechen nicht relativiert werden dürfen.
Erst nach der massiven Kritik haben Sie zurückgerudert.
Aber es darf eben keine Ideologisierung unseres nationalen
Gedenkens geben. Die richtige Antwort wäre gewesen,
die Gedenkstätten im Kulturhaushalt zu stärken.
Das ist eben nicht erkennbar. Sie stehen vor substanziellen
Herausforderungen, und gleichzeitig werden deren Mitarbeiter sogar aus
dem rechtsextremen Milieu bedroht. Dem müssen wir
uns gemeinsam entgegenstellen. Gleiches gilt für die zunehmenden
antisemitischen Aktionen und Boykottaufrufe in unseren Bildungs-
und Kultureinrichtungen. Das dürfen wir nicht zulassen.
Ich bekräftige daher hier noch mal ganz klar unsere Überzeugung: Es
dürfen keine Bundesmittel in Kulturprojekte fließen, die dieses
Geld für Antisemitismus missbrauchen; denn der Antisemitismus ist nicht von
der Kunstfreiheit gedeckt. Als Union reichen wir Ihnen hierzu
seit Monaten die Hand. Vor zwei Wochen gab es dann wieder
Protestschreiben gegen Mittelkürzungen, diesmal von der
Freien Szene. Die Petition dazu hat schon über
40.000 Unterzeichner. Darin werden Sie aufgefordert, die
kulturpolitischen Fehlentscheidungen zu korrigieren. Aber stattdessen
sehen wir neue Preise, zum Beispiel für Plattenläden, in Höhe
von 1 Million Euro. Auch der KulturPass wird von Ihnen
immer wieder angepriesen. Aber er ist
eben kein Erfolgsschlager. Gerade mal 25 Prozent der
Jugendlichen – das ist schon aufgerundet – haben sich hier
registriert, trotz der millionenschweren Werbekampagne. Dabei bräuchten wir dieses Geld zum
Beispiel dafür, um unser kulturelles Erbe zu bewahren.
Wir fordern für den Kulturbereich eine nationale Resilienzstrategie, um
unsere Kulturgüter vor Naturkatastrophen, Terror und
Sabotage zu schützen. Nach drei Jahren grüner Kulturpolitik
sind viele Vorhaben noch nicht erledigt.
Es sind neue aufgetürmt worden, die aber noch nicht finanziert wurden.
Grundsatzentscheidungen erscheinen in dem Lichte sehr widersprüchlich.
Das ist ein Zickzackkurs und keine Kulturpolitik der Moderne.
Die „FAZ“ spricht sogar von einem Scherbenhaufen; denn – so heißt es –:
„Claudia Roth versteht ihr Amt nicht politisch,
sondern aktivistisch. Deshalb schmiedet sie immer neue Projekte
und vernachlässigt ihre Kernaufgaben.“ Wir fordern daher
Transparenz und Priorisierung. Das ist in dieser Haushaltslage
zwingend notwendig. Was auf keinen Fall passieren darf,
ist, dass es wieder eine Haushaltssperre gibt, gerade im
Kulturbereich, der von viel Engagement und von Projekten lebt.
Das wäre katastrophal. Lassen Sie uns gemeinsame Fürsprecher
für die Kulturschaffenden sein! Für die SPD-Fraktion hat das
Wort Anja Troff-Schaffarzyk. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
In Haushaltsdebatten geht es natürlich immer um Zahlen; aber unter
dem Strich ist wichtig, was bei den Menschen ankommt.
Darum möchte ich Sie einmal in meinen Wahlkreis mitnehmen.
Das ist der Wahlkreis Unterems. Dort liegt Papenburg und damit auch
die Meyer Werft, die größte Werft Deutschlands und wichtig für das
ganze Land. Seit Monaten bangen dort Tausende
Menschen aufgrund von Finanzierungsengpässen auf der Werft
um ihre Zukunft. Immerhin circa 20.000 Arbeitsplätze
hängen daran. Aber bei allen Problemen steht fest:
Es gibt eine starke wirtschaftliche Substanz, die Meyer Werft hat
Zukunft, und es ist unsere sozialdemokratische Überzeugung, dass
die Politik diese auch sichern muss. Von Beginn an haben wir Abgeordnete
der Region unzählige Gespräche mit allen relevanten Akteuren geführt. Was mich von Anfang an positiv
gestimmt hat, war der klare Fokus darauf, wie geholfen wird, und nicht,
ob geholfen wird. Der Dringlichkeit der Sache wurde die
Schnelligkeit des Handelns gerecht. Der Zeitplan war ambitioniert.
Vor knapp drei Wochen gab es dann die Einigung, dass die Meyer Werft mit
staatlicher Unterstützung gerettet wird.
Es war ein starkes Zeichen an die Beschäftigten und die Region, dass
unser Bundeskanzler Olaf Scholz selber auf der Werft war und das
verkündet hat. Dafür herzlichen Dank! Aber bei aller Erleichterung bleibt
klar: Es ist noch nicht alles gut. Leider droht immer noch ein Abbau von
340 Stellen trotz voller Auftragsbücher.
Gleichzeitig muss die Umstrukturierung des
Unternehmens vorangehen. Aber heute gab es gute Nachrichten:
Die Haushaltsausschüsse des Bundestages und des Landtages haben
den Weg frei gemacht. Die Freigabe der notwendigen
Finanzmittel wurde beschlossen, und somit kann jetzt die Rettung der
Werft wirklich vollzogen werden. Ende der Woche können die endgültigen
Unterschriften geleistet werden. Auch dafür: Danke schön!
Was lernen wir aus der Rettung der Meyer Werft?
Es ist eben nicht egal, wer gerade regiert.
Wer eine SPD-geführte Bundesregierung ins Amt wählt, bekommt eine
politische Führung, die für Industrie, Wertschöpfung und
Arbeitsplätze im ganzen Land einsteht.
Meyer ist kein Einzelfall. Wir machen klar: Transformation
bedeutet Zukunft. Danke. Und für die Gruppe BSW hat nun
das Wort Dr. Sahra Wagenknecht. Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch wenn Sie uns in den Kulturteil
einsortiert haben, müssen Sie jetzt doch noch mal eine Rede zur
Generaldebatte ertragen. „Olaf Scholz ist der beste
Bundeskanzler, den wir je gehabt haben.“ Wer hat es gesagt?
Nein, unterwegs im Land habe ich das nie gehört – nicht von der Rentnerin,
die nach 40 Jahren Arbeit oft weniger Rente bekommt als die meisten
Minister nach einem Jahr. Auch nicht von Arbeitern bei VW oder
anderswo, wo inzwischen die nackte Angst umgeht.
Nein, gesagt hat diesen Satz natürlich ein Politiker, und zwar
Gesundheitsminister Lauterbach. Scholz, „der beste Bundeskanzler“:
Das ist so weit weg von der Stimmung im Land, dass man sich wirklich
fragt: Welche Medikamente testet der Lauterbach gerade
für die Pharmaindustrie? Sie feiern sich
als demokratische Parteien. Gibt Ihnen noch nicht mal zu denken,
dass Ihre Politik die Menschen so sehr an der Demokratie verzweifeln
lässt, dass für viele inzwischen sogar Björn Höcke
das kleinere Übel ist? Demokratische Politik beginnt damit,
dass es den Regierenden nicht egal ist, wenn unsere Industrie vor die
Wand fährt, wenn Löhne und Renten drei Jahre hintereinander in ihrer
Kaufkraft fallen und wenn Kinder in heruntergekommenen Schulgebäuden noch
nicht einmal mehr den Dreisatz lernen.
Demokratische Politik beginnt damit, es nicht mit einem Achselzucken
abzutun, wenn der Sprecher des Kinderhilfswerks „Arche“ mit den
Worten „Wir sind am Ende. Bei uns laufen schon 11-Jährige mit
Messern rum“ einen sofortigen Aufnahmestopp für Flüchtlinge
fordert, weil sonst das System kollabiert.
Demokratische Politik beginnt damit, sich einmal wieder für die Probleme
im Land zu interessieren, statt sich in einer abgehobenen Blase
einzurichten, wo Mobilitätsprobleme mit E-Porsches gelöst werden, wo die
Wärmepumpe als Wundermittel gegen hohe Heizkosten gilt und wo angeblich
immer mehr Waffen Frieden schaffen. Da verabreden Sie, Herr Scholz, mal
eben ohne jede Debatte, dass ab 2026 US-Raketen in Deutschland stationiert
werden, die das nukleare Gleichgewicht zwischen Russland und
den Vereinigten Staaten verändern und deshalb das atomare Risiko für
Deutschland im Konfliktfall gravierend erhöhen.
Dieser Satz steht wörtlich in einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Entweder liest der SPD-Kanzler keine Papiere der eigenen Stiftung, oder er
nimmt wissentlich in Kauf, unser Land einem Risiko auszusetzen, das aus
gutem Grund kein anderes europäisches Land eingehen will. Herr Scholz, Ihre Regierung ist eine
Gefahr für die Demokratie, für den Wohlstand, für die Sicherheit und für
den Frieden in Deutschland. Kehren Sie um!
Widerrufen Sie den Raketenbeschluss, und bemühen Sie sich ehrlich um ein
diplomatisches Ende des Ukrainekriegs!
Senken Sie die Energiepreise durch einen Stopp
dieser sinnlosen Sanktionen! Kippen Sie das Verbrennerverbot!
Investieren Sie in Bildung und Infrastruktur!
Stoppen Sie endlich die irreguläre Migration, indem Sie
die Anreize beseitigen! Und leiten Sie eine Rentenreform nach
österreichischem Vorbild ein! Das wäre demokratische Politik. Und für Bündnis 90/Die Grünen
hat das Wort Erhard Grundl. Sehr verehrte Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren!
In Deutschland, aber ganz besonders bei uns in Bayern, gehören Volksfeste
und auch Bierzelte zur Kultur, auch der Gillamoos in Abensberg
bei mir in Niederbayern. Und wenn Kultur, wie der Duden sagt,
Ausdruck menschlicher Höherentwicklung ist, dann hat sich
der CSU-Vorsitzende Söder, Dauerpiesacker seiner
Schwesterpartei, spätestens bei der Kulturveranstaltung Gillamoos
endgültig von der Kultur verabschiedet. Ohne jede Kreide im Rachen und als
Westentaschen-Trump hat er wiederholt pauschal von Migration als
entscheidendem Problem für unser Land schwadroniert. Das ist nicht nur hetzerisch
gegenüber den mehr als 21 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in
unserem Land; es ist auch wirtschaftlich unsagbar kurzsichtig
und weltfremd. Menschen mit Migrationshintergrund
sind ein Fundament für den Wohlstand in Deutschland. Das ist nicht nur der Talk für die
60er- und 70er-Jahre, sondern das gilt bis heute: Sie sind ein
Fundament für den Wohlstand in der Bundesrepublik Deutschland.
Dieser Wohlstand hat auch mit der Arbeit von Menschen in Kultur- und
Kreativwirtschaft zu tun. Über 100 Milliarden Euro
Bruttowertschöpfung haben wir durch die vielleicht kleinteilige, aber
umso wuseligere Kreativwirtschaft erreicht.
Darauf können die Kreativen, darunter viele Soloselbstständige, stolz sein. Sie sind gesellschaftsrelevant und
ökonomisch wichtig. Robert Habeck, Michael Kellner, sein
Staatssekretär, und Claudia Roth haben in den vergangenen Jahren hier
viel Positives bewirkt, vor allem im Hinblick darauf, dass die Branche auf
das Vor-Corona-Niveau zurückkehrt. Das ist eine hervorragende Leistung. Diese Regierung verfolgt eine
Kulturpolitik, die die ganze Gesellschaft erreicht, eine
Kulturpolitik, die barrierefreie Zugänge in jeglicher Hinsicht
fördert, eine Kulturpolitik, die Strukturen stärkt und sogenannte
Leuchtturmprojekte immer wieder kritisch hinterfragt, sowie eine
Kulturpolitik, die den vielen Menschen in der Kreativwirtschaft ein
guter Partner ist. Damit dies auch für diesen Haushalt
gilt, beraten und diskutieren wir in den bevorstehenden Verhandlungen.
Ich bin sehr zuversichtlich, dass es wieder gelingen wird.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Sepp Müller für die Unionsfraktion
ist der nächste Redner. Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Historiker Hubertus Knabe titelt
heute in einem Beitrag: „Als der Eiserne Vorhang
ein Loch bekam“. Heute vor 35 Jahren öffnete Ungarn
die Grenzen für Tausende aus der DDR geflüchtete Personen, die nach
Freiheit gerufen hatten. Heute vor 35 Jahren ermöglichte
Ungarn den Menschen, dem Freiheitsruf nachzukommen. Herr Bundeskanzler, zu Ihrem Etat
gehört doch auch der Etat für Ostdeutschland.
Was genau ist eigentlich Ostdeutschland für Sie? Im 35. Jahr des Mauerfalls sind es sowohl
Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede, die Ost- und Westdeutschland
verbinden. Es sind gerade die Unterschiede, die uns oft vergessen lassen, wie viele
Gemeinsamkeiten uns zusammenhalten. Die strukturellen Unterschiede, die
nach wie vor vorhanden sind, wie die Unterschiede beim Vermögen, bei
Wohneigentum oder bei der Besetzung von Führungspositionen, dürfen uns
nicht ruhen lassen. Diese Zustände wollen wir weiter
ändern und verbessern. Was wir aber im Osten überhaupt nicht
brauchen, Herr Bundeskanzler, ist Ihre ewige Besserwisserei.
Niemand, wirklich niemand in Ostdeutschland muss von
Ihnen belehrt werden. Sie, Herr Bundeskanzler, brauchen
Ihre Politik den Menschen nicht besser zu erklären.
Herr Bundeskanzler und Frau Esken, Ihre Politik wird von einer großen
Mehrheit der Menschen abgelehnt. Ändern Sie endlich Ihre Politik!
Kehren Sie zur Vernunft zurück! Sie, Herr Bundeskanzler, haben selbst
dazu beigetragen, dass das Vertrauen der Menschen verloren gegangen ist.
Sie haben in den letzten Monaten viel vergessen, verschleiert
und vertuscht. Wie steht es denn nun eigentlich um
die Ansiedlung von Intel in Magdeburg?
Diese Übergangsregierung hat für den Osten der Republik nicht den
notwendigen Blick. Der Bau des Zukunftszentrums für
Deutsche Einheit in Halle an der Saale soll nun erst im Jahr 2030
abgeschlossen sein, drei Jahre später als geplant.
Die Finanzierung in Ihrem Haushalt ist jedoch nur bis 2028 gesichert. Wollen Sie nach dem Richtfest
eigentlich aufhören, zu bauen? Jüngst behauptete die Vorsitzende der
Grünen, Ricarda Lang, dass Migration bei den Wahlen in Thüringen und
Sachsen nicht zur Debatte stand. Das ist schlichtweg falsch. Die illegale Migration war und ist
das bestimmende Thema vor Ort. Nehmen Sie sich der Sorgen der
Menschen an, und lösen Sie das Thema der illegalen Migration! Das richte ich an Bündnis 90/Die
Grünen: Sie sind als Bürgerbewegung in Ostdeutschland gestartet. Sie haben mit den Menschen gemeinsam
die Friedliche Revolution auf den Weg gebracht, als Bündnis 90.
Mittlerweile wollen Sie unseren Bürgern Ihre
grüne Ideologie aufzwingen. Was nicht in Ihr ideologisches Raster
passt, wird bestenfalls kleingeredet oder schlimmstenfalls in die rechte
Ecke geschoben. Das ist nicht nur unklug, sondern
auch brandgefährlich. Das gleiche Muster setzt sich in der
Wirtschaftspolitik unter dem Kinderbuchautor Robert Habeck fort. Bis heute haben Sie es nicht
geschafft, die Gelder für die Ertüchtigung der Pipeline zwischen
Rostock und Schwedt von der EU genehmigen zu lassen.
Bei den Fördermilliarden für Intel in Magdeburg haben Sie die
Genehmigung bis heute noch nicht einmal beantragt.
Die Menschen in Ostdeutschland erwarten Lösungen von
uns hier im Parlament. Dasselbe gilt für die Stickstoffwerke
in der Lutherstadt Wittenberg. Aus grünen ideologischen Gründen wird
die Biomethannutzung blockiert. Das ist nicht nur kurzsichtig,
sondern schadet auch der wirtschaftlichen Entwicklung in einer
ganzen Region. Gleichzeitig müssen wir uns wegen
Ihrer ideologischen Politik abhängig machen von anderen Ländern.
Sie schaden damit nicht nur den ostdeutschen Regionen, sondern Sie
schaden mit Ihrem Nichthandeln auch der Souveränität
unserer Bundesrepublik. Die Quittung für Ihr politisches
Handeln hat Ihre Übergangsregierung bei den Landtagswahlen in Thüringen
und Sachsen erhalten. Kommen Sie endlich zur Vernunft!
Dazu gehört ebenso eine kritische Bestandsaufnahme des
Amtes des Ostbeauftragten. Herr Staatsminister Schneider, Sie
haben sich letztens selbst abwägend zu diesem Amt geäußert.
Ich wünschte mir, diese Selbstreflexion hätte in allen Teilen
der Bundesregierung Platz. Das Amt des Ostbeauftragten der
Bundesregierung befindet sich auf seiner Schlusskurve.
Wir brauchen keinen Jammerossi, wir brauchen keinen Reiseonkel; wir
brauchen einen Minister mit Vetorecht in dieser Bundesregierung.
Wir setzen uns dafür ein, spätestens ab 2025 eine starke Stimme für
Ostdeutschland zu sein. Für die Bundesregierung
hat jetzt das Wort die Staatsministerin beim Bundeskanzler,
Reem Alabali-Radovan. Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ein gefährliches Narrativ ist zurück:
die Migration als Mutter aller Probleme.
Wir befinden uns in einem Überbietungswettbewerb um
populistische Scheinlösungen, leider auch aus der demokratischen Mitte. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen
der Union, ich sage Ihnen eines: Wer wirklich an der Seite der Menschen
mit Einwanderungsgeschichte in diesem Land steht, der stellt nicht ständig
ganze Menschengruppen unter Generalverdacht. „Wenn ich Integration höre, denke ich
an eine Prüfung, die nie endet.“ Das sagte kürzlich der
Autor Said Etris Hashemi, Überlebender des
Anschlags in Hanau. Er bringt auf den Punkt, was viele
Menschen in diesem Land denken und fühlen – viele Millionen Menschen mit
Einwanderungsgeschichte, die selbstverständlich Teil dieses Landes
sind, die sich jetzt fragen, ob sie und ihre Kinder überhaupt noch eine
Zukunft in diesem Land haben. Diese Frage müssen wir uns alle
stellen: In welchem Land wollen wir leben, und wer wollen wir sein?
Wollen wir ein Land sein, das ständig Menschen in Herkünfte unterteilt,
oder wollen wir ein Land sein, das sich für eine inklusive und
vielfältige Welt einsetzt? In Rekordzeit haben wir das
Sicherheitspaket auf den Weg gebracht; morgen werden wir es im
Bundestag debattieren. Das ist richtig und wichtig.
Aber wir müssen jetzt auch den Fokus auf Integration legen.
Und Integration braucht Geld und verlässliche Strukturen. Integration gelingt, fernab von den
Schlagzeilen, täglich millionenfach in diesem Land.
Das zeigt uns auch der OECD-Länderbericht; schauen Sie da
gerne mal rein. Aber natürlich haben wir
noch einiges zu tun. Wir brauchen Investitionen in unsere
Schulen, in die Integrationskurse. Wir müssen
Arbeitsverbote weiter abbauen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn
wir nun diesen Entwurf des Haushalts beraten, habe ich einen Wunsch:
Kürzen wir nicht bei den wichtigen Integrationsstrukturen, sondern
investieren wir in das gute Zusammenleben in unserer Gesellschaft!
Vielen Dank. Der nächste Redner
ist Stefan Seidler. Vielen Dank, Frau Präsidentin.
Moin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Gerade in diesen Zeiten ist es
notwendig, auch die Rechte unserer Minderheiten in den Fokus zu stellen.
Es ist eine kleine, aber tragende Säule, auf der unsere liberale
Gesellschaft ruht. Darum, liebe Kolleginnen und
Kollegen, bin ich dankbar für Ihre Unterstützung in diesem Haus.
Trotzdem sehe ich im Haushalt der Beauftragten der Bundesregierung für
Kultur und Medien noch Nachbesserungsbedarf.
Da wurde der Rotstift bei unseren Friesen angesetzt, und auch bei
meiner dänischen Minderheit scheint noch was zu fehlen.
Hier dürfen keine Einsparungen vorgenommen werden; da müssen wir
noch mal ran. Mir ist bewusst, dass der Haushalt
knapp bemessen ist und es schwer ist, Einigkeit zu erzielen.
Jeder muss seinen Teil beisteuern. Aber Sie müssen wissen: Einsparungen
bei den Minderheiten schlagen immer doppelt zu Buche.
Zudem sollte uns allen klar sein: Der gesellschaftliche Druck und die
Erwartungen der Leute an dieses Haus sind gerechtfertigt.
Es ist schließlich unsere Verantwortung, die notwendigen
Investitionen zu tätigen, um die Demokratie zu stärken. Angesichts des erschreckenden
Rechtsrucks, den wir bei den Landtagswahlen in Thüringen und
Sachsen zuletzt gesehen haben, sagt mir mein nordisches
Demokratieverständnis: Wir Demokratinnen und Demokraten müssen
zusammenstehen – gerade jetzt. Gerade jetzt müssen Demokraten für
unser Land über die politischen Gräben hinweg Brücken bauen. Deshalb ist es verfehlt, jetzt
durchweg bei allen Freiwilligendiensten, dem Ehrenamt
und dem sozialen Engagement zu kürzen.
Sie bilden einen Grundstein für die funktionierende Teilhabe aller.
Und nicht zuletzt sind sie eine unverzichtbare Stütze vieler
Organisationen in diesem Land und übernehmen zentrale Aufgaben zum
Erhalt unserer offenen Gesellschaft. Trotzdem soll laut vorliegendem
Haushaltsentwurf bei solch wichtigen Punkten eingespart werden.
Da wird mir ganz angst und bange. Die Grundpfeiler unserer Demokratie
dürfen nicht kaputtgespart werden; das würde
irreparable Schäden hinterlassen. Vielmehr sollten wir unsere
Demokratie entschieden gegen rechts verteidigen.
Vielen Dank. Die nächste Rednerin ist für Bündnis
90/Die Grünen Dr. Paula Piechotta. Frau Präsidentin!
Kolleginnen und Kollegen! Man sagt ja immer so schön: Wer nicht
hören will, muss fühlen. Nachdem sich hier 35 Jahre auch
ostdeutsche Abgeordnete den Mund fusselig geredet haben, ist es jetzt,
glaube ich, nach diesen Landtagswahlen in Sachsen und in
Thüringen das erste Mal so, dass wirklich niemand mehr in Deutschland
bezweifeln kann, dass es keine ostdeutschen Regionalprobleme sind,
wie die Wahlen dort ausgegangen sind, sondern dass es die Bundesrepublik
als Ganzes verändert, was wir bei diesen Wahlen gesehen haben. Es ist ja nicht nur so, dass wir
jetzt 35 Jahre nach der Grenzöffnung in Ungarn hier sind, sondern auch 35
Jahre nach dem Abtritt von Erich Honecker, dass jetzt wieder Menschen
aus dem Saarland denken, dass sie die Politik in Sachsen und Thüringen
bestimmen können. Es ist so, dass diese neuen
ostdeutschen Wackelmehrheiten, die wir da jetzt sehen und die auch alle
unklare Mindesthaltbarkeitsdaten haben: Die erzeugen ja nicht nur
Verunsicherung vor Ort, die werden auch den Bundesrat verändern.
Die werden auch im Bundesrat die Mehrheitsfindung schwieriger machen.
Und im Bundesrat können wir Ostdeutschland auch nicht als
Regionalproblem zur Seite drängen. Es gibt keinen ostdeutschen
Bundesrat, es gibt nur einen Bundesrat.
Auch daran sieht man wieder: Probleme von dort gehen uns alle an.
Wenn wir uns die Umfragen anschauen, dann sehen wir: 10 Prozent der
Menschen mit Migrationshintergrund in diesem Land haben sehr konkrete
Auswanderungsvorstellungen, und sogar 10 Prozent der Menschen ohne
Migrationshintergrund in diesem Land denken darüber nach, dieses Land zu
verlassen, aufgrund der gesellschaftlichen Stimmung, die auch
durch solche Wahlergebnisse entsteht. Auch hier sehen wir wieder deutlich:
Diese Menschen wollen nicht nur aus Ostdeutschland weg.
Es betrifft das ganze Land, wenn sich die gesellschaftliche Stimmung hier
so verändert. Letzter Punkt.
Unternehmen auf der ganzen Welt sehen, dass Parteien mit direktem
Draht nach Moskau oder mit direktem Draht nach Moskau und gesichert
rechtsextrem hier wieder sehr, sehr viele Wählerinnen und Wähler hinter
sich versammeln können. Auch die überlegen sich,
ob sie hier investieren. Das sind Arbeitsplätze und
Wirtschaftskraft, die nicht nur in Ostdeutschland, sondern am Ende in
Gesamtdeutschland fehlen. Und deswegen, meine Damen und Herren,
sind diese ostdeutschen Probleme gesamtdeutsche Aufgaben für uns alle.
Lieber Sepp Müller, ich finde deine Krawatte heute – sie ist grün –
extrem schön. Aber es ist so: Wenige Tage vor der
Landtagswahl hat sich einer deiner CSU-Kollegen neben Fabian Köster und
Lutz van der Horst gestellt und in die Kamera der „heute-show“ gesagt,
es wäre ja politisch korrekt, zu sagen, dass man etwas machen müsse
gegen die Vermögensungleichheiten zwischen Ost und West, aber als
Westdeutschem sei es ihm eigentlich egal.
Das war jemand von der CDU/CSU. Ich glaube, ihr müsst ihm erklären,
warum das am Ende vor allem auch seinen eigenen Leuten schadet. So etwas macht mehr Vertrauen vor Ort
kaputt, als jeder Besuch des Ostbeauftragten oder des
Bundeskanzlers oder des Bundespräsidenten oder auch von
Friedrich Merz vor Ort an Positivem bewirken kann.
Das muss endlich mal in die Köpfe auch der Letzten
in der Unionsfraktion. Das gehört auch zur Wahrheit dazu,
lieber Sepp Müller. Die ostdeutsche Demokratie ist Teil
der deutschen Demokratie. 35 Jahre nach dem Untergang der DDR
ist die DDR jetzt fast genau so lang Geschichte, wie sie überhaupt jemals
existiert hat. Wir werden diese Unterschiede nicht
weiter akzeptieren. Das bedeutet aber auch: Die
Demokratie und ihre Wahlkämpfe müssen wehrhafter werden.
Wir müssen stärker auf die Parteienfinanzierung schauen.
Wir können es nicht zulassen, dass Externe Wahlkreise kaufen, und wir
können es auch nicht zulassen, dass ausländische Desinformation
Wahlen in Deutschland entscheidet. Vielen herzlichen Dank. Für die Unionsfraktion hat nun das
Wort die Kollegin Nina Warken. Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bei mir zu Hause haben wir einen sehr
engagierten Landrat. Als im Sommer 2015 der
Flüchtlingsstrom begann, quartierte er in dem 7.000-Einwohner-Ort
Hartheim in einer leerstehenden Kaserne 700 Geflüchtete ein.
Der Kreis nahm damals wesentlich mehr Menschen auf, als
notwendig gewesen wäre. Er warb für diesen Kurs, und viele
Freiwillige unterstützten ihn und halfen mit großem Engagement bei der
Integration der Geflüchteten. Viele Menschen, die damals kamen,
sind inzwischen in unserer Gemeinschaft angekommen.
Und heute? Heute sagt genau dieser Landrat, der
viele Erfolgsgeschichten zu berichten hat: Wir haben nicht mehr die Kraft,
die Menge des Zuzugs zu bewältigen. Er wurde gestern zum Präsidenten des
Deutschen Landkreistages gewählt. An dieser Stelle: Herzlichen
Glückwunsch, Achim Brötel, und viel Erfolg!
Auch der Deutsche Landkreistag fordert ein Gesamtkonzept für eine
grundlegend andere Migrationspolitik. Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Stimmen wie diese hören wir, hören Sie tagtäglich in den Kommunen.
Die Menschen in ganz Deutschland spüren: Mehr geht einfach nicht.
Wir haben die Kontrolle über die Einwanderung verloren.
Unsere Kommunen sind am Limit, die hohe Zahl der Asylsuchenden
überfordert sowohl unsere Aufnahme- als auch
unsere Integrationsmöglichkeiten. Fakt ist leider auch, dass neben den
vielen Hunderttausenden Menschen, die dankbar dafür sind, dass sie bei uns
Schutz gefunden haben, eben auch viele Menschen gekommen sind, die
unsere Werte und unsere Gesetze ablehnen; das schlägt sich auch in
der Polizeilichen Kriminalstatistik deutlich nieder.
Es ist also höchste Zeit, dass die Bundesregierung das
erkennt und handelt. Wir brauchen Maßnahmen, die wirken.
Wir brauchen diese Maßnahmen jetzt, damit unsere Bürger sehen, dass wir
ihre Sorgen ernst nehmen. Wir brauchen diese Maßnahmen auch, um
wieder Herr der Lage zu werden. Systematische Grenzkontrollen und
konsequente Zurückweisungen sind das, was es jetzt zur Begrenzung der
illegalen Migration und zum Schutz vor dem
islamistischen Terror braucht. Sehr geehrte Damen und Herren, die
Reduzierung von Zuwanderung ist aber kein Selbstzweck.
Sie dient dem Aufrechterhalten der staatlichen Ordnung, der Sicherheit
der Bevölkerung, dem gesellschaftlichen Zusammenhalt und
eben nicht zuletzt auch der gelingenden Integration.
Wenn zu viele Menschen in unser Land kommen, werden wir letztere
schlichtweg nicht schaffen. Sehr geehrte Damen und Herren, lassen
Sie uns die Debatte zu diesem Etat, zu dem auch der Bereich der
Integrationsbeauftragten gehört – wir haben sie gerade gesehen; es gibt sie
wirklich –, nutzen, um einen Blick auf diejenigen zu werfen,
die schon im Land sind. Da gibt es nämlich genügend
Herausforderungen: knapp 600.000 Asylbewerber und 1,1 Millionen
Flüchtlinge aus der Ukraine allein in den Jahren 2022 und 2023, über
140.000 Asylanträge bis Juli dieses Jahres, gut 500.000 Menschen, die
hier ein Bleiberecht haben, die arbeiten könnten, es aber nicht tun.
Und nur etwa die Hälfte der Flüchtlinge, die an einem
Integrationskurs teilnehmen, schließen diesen auch erfolgreich ab.
Um sich um all diese Herausforderungen zu kümmern, meine
Damen und Herren, um den Menschen, aber auch den Kommunen vor Ort, die
die Herausforderungen bewältigen müssen, eine Stimme zu geben, gibt es
eine Integrationsbeauftragte. Leider hört man von
ihr dazu gar nichts. Daran ändert auch der kurze Auftritt
eben nichts. Keine Antworten auf diese Fragen.
Kein Aufschrei, wenn der Ansatz für Integrationskurse im Haushalt des BMI
um die Hälfte gestrichen wird. Merkt sie überhaupt, dass ihr eigener
Etat von Jahr zu Jahr schrumpft? Wenn sich Frau Alabali-Radovan
überhaupt einmal äußert, dann zu den Themen Rassismus
oder Antidiskriminierung. Schöne Posts gibt es dazu in den
sozialen Medien. Bezeichnend ist im Übrigen, dass der
letzte gesetzlich vorgesehene Bericht der Integrationsbeauftragten den
Titel „Rassismus in Deutschland: Ausgangslage, Handlungsfelder,
Maßnahmen“ trug, und das im Jahr 2023, in dem gut 350.000 Personen
einen Asylantrag in Deutschland gestellt haben.
Was ist das denn für ein Amtsverständnis,
Frau Staatsministerin? Dabei, sehr geehrte Damen und Herren,
brauchen wir Mittel für gelingende Integration.
Wir dürfen die Träger und Verantwortlichen vor
Ort nicht alleinlassen. Fakt ist: Mit den im Haushalt
vorgesehenen Mitteln wird es im Jahr 2025 keine Sprachkurse mehr geben.
Dann wird auch der vielbeschworene Jobturbo zu einem Flopturbo; denn die
Menschen werden ohne Sprachkenntnisse keine Anstellung finden.
Kein Wort des Widerspruchs von der Staatsministerin; es geht ja auch
nicht um Rassismus. Die Schließung von Einrichtungen und
der Wegfall von Integrationskursen werden sehenden Auges
in Kauf genommen. Noch ein weiteres Beispiel der
integrationspolitischen Geisterfahrt der Ampel: die Streichung des
Bundesprogramms „Sprach-Kitas“ im vergangenen Jahr.
Das ist auch für Kinder mit Migrationshintergrund eine wahre
Katastrophe, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Ergebnis unserer Politik sollte nicht sein, dass Migranten ohne
Deutschkenntnisse, ohne Perspektive und ohne Beschäftigung
zu Hause sitzen. So kann Integration
definitiv nicht gelingen. Und die nächste
Rednerin ist Joana Cotar. Frau Präsidentin!
Werte Regierung, Sie haben fertig. 0 Prozent der Deutschen
wünschen sich eine Fortführung der Ampel – 0 Prozent.
Sie haben sämtliches Vertrauen verspielt. Sie ruinieren
Deutschlands Wirtschaft. Sie haben die
innere Sicherheit zerstört. Sie bekämpfen die Meinungsfreiheit.
Sie bitten die Leistungsträger dieser Gesellschaft immer mehr zur Kasse und
verteilen großzügig absurde Subventionen und Spenden
in alle Welt. Sie können nicht sparen.
Ja, Sie können ja noch nicht einmal Haushalt.
Ob Baerbock, Habeck, Lemke, Lauterbach oder Scholz, die Mehrheit
dieser Regierung ist in Skandale verwickelt, und keiner hat den
Anstand, Verantwortung zu übernehmen und zurückzutreten. Sie kämpfen nicht für die Bürger,
Sie kämpfen gegen die Bürger. Und die haben genug,
die können sich die Ampel schlicht nicht mehr leisten.
Wenn Sie Deutschland einen Gefallen tun wollen, dann machen Sie den Weg
frei für Neuwahlen, für eine Regierung, die dieses Land achtet,
die auf den freien Markt und nicht auf Planwirtschaft setzt, die unsere
Grenzen schützt und nicht lächerliche Messerverbote ausspricht, die den
Staat zurückfährt, die spart, die Steuern massiv senkt, die den
Leistungsgedanken wieder fördert, die Auflagen und Bürokratie wirklich
zurücknimmt, die Meinungsfreiheit achtet, eine vernünftige
Energiepolitik macht, Luft nicht besteuert und die den Bürgern die
Sicherheit und die Freiheit zurückgibt. Deutschland hat etwas Besseres
verdient als eine kaputte Ampel, die nicht einmal mehr gelb blinkt,
sondern einfach nur noch verschrottet werden muss.
Deutschland hat den Neustart verdient.
Herzlichen Dank. Und für Bündnis 90/Die Grünen
hat nun das Wort Schahina Gambir. Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sicherheit – darüber wird in diesen
Tagen viel diskutiert. Wir haben die Verantwortung, das
Sicherheitsversprechen für alle in diesem Land einzulösen. Hierzu braucht
es eine Gesamtstrategie. Dazu gehören die Stärkung unserer
Sicherheitsbehörden und eine effektive Gefahrenabwehr.
Aber genauso wichtig sind Prävention, Deradikalisierung
und Demokratieförderung. Stattdessen reden wir nur über
erneute Verschärfungen in der Asyl- und Migrationspolitik.
Dadurch soll nun endlich alles besser werden.
Dabei verfolgen wir seit Jahren einen immer restriktiveren Weg
in der Asylpolitik. Doch die damit verbundenen
Versprechen haben sich nicht bewahrheitet.
Was müssen wir also tun, um gute und nachhaltige Sicherheitspolitik
zu machen? Forschung und Praxis sind
sich darin einig: Prävention. Wir müssen Radikalisierung frühzeitig
erkennen und stoppen. Dass sich gerade junge Menschen
extremistischen Ideologien zuwenden, ist eine enorme Herausforderung.
Hier brauchen wir niedrigschwellige und auch digitale Sozialarbeit.
Extremismus entsteht nicht im luftleeren Raum.
Es sind gesellschaftliche Phänomene, denen wir gesellschaftspolitisch
begegnen müssen. Die Akteure, die in diesem Bereich
zentrale Arbeit leisten, gilt es jetzt zu stärken. Dem muss der Etat für Integration und
Antirassismus gerecht werden. Demokratieförderung,
Integrationsmaßnahmen und die Bekämpfung von Rassismus und
Extremismus müssen abgesichert werden.
Es wäre fatal, genau jetzt nicht in diese zentralen
Maßnahmen zu investieren. Es ist daher unsere parlamentarische
Aufgabe und demokratische Pflicht, die Lücken im Bereich von Prävention
und Deradikalisierung zu schließen; denn gute Prävention
ist gute Sicherheitspolitik. Vielen Dank. Der nächste Redner ist Robert Farle. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Ist er noch da?
Vorhin habe ich ihn gesehen. Da ist er. Ich will nur ein paar Anmerkungen zur
heutigen Diskussion machen. Zu meiner Verwunderung habe ich
festgestellt, dass Herr Merz ein Knecht Putins sein soll.
Ich glaube, der Mann, der das hier gesagt hat, war der Kollege Audretsch
oder so ähnlich. Also Leute, wenn hier jemand solche
Sprüche klopft, dann kann man sich als jemand, der an so einer Debatte
hier ernsthaft teilnimmt, nur noch fragen: Was machen die Grünen hier? Die
haben hier eigentlich gar nichts verloren. Am besten,
sie werden demnächst alle abgewählt. Zweitens.
Die Kriegsbeteiligung – Waffen und Geld – summiert sich mittlerweile
schon auf zwischen 200 Milliarden und 250 Milliarden Euro,
wenn man alles zusammenrechnet. Das ist eine riesige Summe. Das trägt dazu bei, dass in unserem
Land viele wichtige Aufgaben in der Infrastruktur, im sozialen Bereich,
im Bildungswesen nicht mehr erledigt werden können. Eine dritte Anmerkung.
Herr Bundeskanzler, ich freue mich, dass Sie heute auch das
Migrationsthema mal angesprochen haben; Herr Merz
hat das auch angesprochen. Ich würde mich aber auch freuen, wenn
sich im kommenden Jahr wirklich was ändern würde, wenn wir nicht mehr
80 Milliarden Euro wegen der illegalen Massenzuwanderung ausgeben müssten,
sondern das Geld für unsere eigenen Bürger zur Verfügung stünde.
Das würde mich freuen, und das würde ich sehr unterstützen.
Dann ein weiterer Punkt. Ihre Redezeit ist vorbei, lieber Herr
Farle, und zwar schon seit zehn Sekunden. Beim nächsten Mal
trage ich das weiter vor. Beim nächsten Mal
haben Sie die Möglichkeit. Keine Waffenlieferungen
mehr an die Ukraine! Friedensverhandlungen ja, sofort! Lieber Herr Farle,
Ihre Redezeit ist vorbei. Und keine Atomraketen
in Deutschland! Danke. Die letzte Rednerin in der Debatte ist
für die Unionsfraktion Kerstin Radomski. Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Bei den Haushaltsberatungen über den
Etat des Bundeskanzlers möchte ich zum Abschluss noch mal auf den
Bereich „Kultur und Medien“ zu sprechen kommen. Seit fast drei Jahren ist Frau
Staatsministerin Roth im Amt, und was bleibt, ist eine Bilanz voller
Herausforderungen und ungelöster Probleme.
Nicht nur das Agieren auf den internationalen Bühnen wie documenta
und Berlinale oder das viel kritisierte Konzept zu den
Erinnerungsstätten bleiben im kollektiven Gedächtnis, sondern auch
einige Baustellen im Kulturbereich. Denn Haushalt hat nicht nur mit
Zahlen, die steigen oder sinken, zu tun, Haushalt hat auch mit Reformen
und Strukturen zu tun. Das haben Sie, liebe Frau Roth,
selber angesprochen. Sie haben von strukturellen
Veränderungen und organisatorischen Reformen gesprochen,
die notwendig sind. Aber wo bleiben
diese in Ihrer Amtszeit? Ich schaue auf die Reform der
Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Ja, es ist eine schwierige Aufgabe,
einen Museumstanker wie die SPK auf einen neuen Kurs zu bringen. Im Haushaltsjahr 2022 haben Sie uns
gesagt, die Haushaltssperre bei der SPK sei dazu da,
durch finanziellen Druck den Reformprozess voranzubringen. Bis
heute ist der Prozess nicht abgeschlossen. Stattdessen sehen wir in diesem Jahr,
dass für 2025 mehr Mittel für die SPK eingeplant werden, ohne dass die
Reform verabschiedet wurde. Ich glaube, die Strategie ist einfach
nicht aufgegangen. Und wir ahnen alle miteinander,
dass es jetzt wohl auch nicht weiter vorangehen wird. Ein weiteres Beispiel für die
Missstände in Ihrem Bereich ist die nicht vollendete Reform der
Filmförderung; Frau Schenderlein hat es schon angesprochen.
Wir erwarten, dass die Verhandlungen mit den Bundesländern – vielleicht
mal für alle Nichthaushälter: das ist ein ständiges Leiden –
rasch vorangehen. Wir erwarten Klarheit und Planbarkeit
für die Film- und Fernsehindustrie. Denn eigentlich müsste dieses Gesetz
am 1. Januar 2025 in Kraft treten. Diese Zielmarke werden
Sie wohl nicht erreichen, da uns bis heute noch kein
Kabinettsbeschluss vorliegt. Dass Ihnen die Vertriebenenverbände
nicht besonders am Herzen liegen, haben wir schon in den letzten Jahren
beobachten können. Uns als Union sind die Zeiten von
Flucht und Vertreibung und die Erinnerung an diese, unsere deutsche
Geschichte besonders wichtig. Es ist aus unserer Sicht völlig
unverständlich, dass Sie das Bundesinstitut für Kultur und
Geschichte der Deutschen im östlichen Europa umgewandelt haben in ein
Bundesinstitut für Kultur und Geschichte des östlichen Europa. Damit ist der Bezug zur
deutschen Nationalität völlig aus dem Namen
gestrichen worden. Die „Augsburger Allgemeine“
beschreibt es treffend – ich zitiere mit Erlaubnis der Präsidentin –:
„Roth zeigt die letzten zweieinhalb Jahre im Amt, dass das diskrete
Verhandeln nicht zu ihren Stärken gehört.
Ihr Stil ist anders: direkt, offen, oft auch laut.“ Sehr geehrte Frau
Staatsministerin, Ihr Stil hilft leider nicht bei
den Reformen, die im Kulturbereich
dringend notwendig wären. Auch die Integrationsbeauftragte
hat in der heutigen Debatte gesprochen. Und ja, ihre Redezeit – das ist
manchmal so hier im Parlament – wurde tatsächlich von fünf
Minuten auf zwei Minuten gekürzt. Sie hat sich in ihrer Rede an die
Ampel gewandt; ich weiß gar nicht, ob die Kollegen der Ampel das
wahrgenommen haben. Sie hat gesagt, dass sich dieses Land
für eine vielfältige Welt einsetzen soll.
Und sie hat gesagt, dass man für Integration mehr Geld braucht; darum
hat sie gebeten. Lieber Otto Fricke, nein, es war
nicht Frau Warken, die mehr Geld gefordert hat, sondern die
Staatsministerin für Integration. Sie hat gesagt hat: Integration
braucht mehr Geld. Wenn wir uns den Etat angucken, dann
sehen wir: Diese Staatsministerin hat in der aktuellen Legislaturperiode
tatsächlich jedes Jahr weniger Geld zur Verfügung gestellt bekommen. Ihre Rede war daher sicherlich eine
Anmerkung an die Ampel. Und ich muss feststellen, dass in
Ihrem Bereich tatsächlich nicht viel erreicht wurde.
Sie haben nur den Titel „Präventionsprogramm gegen
islamistischen Extremismus“ in „Dialoge für den gesellschaftlichen
Zusammenhalt und zur Extremismusprävention“ umgewandelt.
Damit ist die Prävention gegen den islamistischen Extremismus
tatsächlich an den Rand gedrängt worden.
Abgesehen davon, dass es in diesem, unserem kompletten Bundesetat
keine neue Förderkulisse für gesellschaftlichen Zusammenhalt
braucht, weil im Einzelplan des Innenministeriums ohnehin eine
Titelgruppe „Heimat und gesellschaftlicher Zusammenhalt“ mit
ganzen 252 Millionen Euro drinsteht, haben Sie es damit geschafft, Ihre
eigene Beauftragung abzuschaffen. Die Integrationsstaatsministerin ist
eigentlich überflüssig geworden in diesem, unserem Bundesetat. Leider fehlt mir
Zeit für weitere Ausführungen. Ich hoffe aber, dass wir in den
kommenden Haushaltsberatungen durch die Parlamentarier der Ampel einige
positive Veränderungen bekommen werden.
Ich schließe und sage: Vielen Dank! Damit schließen wir die Debatte zum
Einzelplan 04 und zum Einzelplan 22 und kommen nun
zum Geschäftsbereich
Der fraktion der afd mit dem titel
„unsere bauern retten - ausnahmeregelung beim gesetzlichen
mindestlohn für ausländische erntehelfer bei heimischem obst-,
gemüse-, wein- und hopfenanbau einführen“.
für die aussprache ist eine dauer von 39 minuten vorgesehen. bitte wechseln sie die plätze, und
zwar... Read more
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1 a und 1 b
sowie 2 und 3: erste beratung des
von der bundesregierung eingebrachten entwürfe eines
gesetzes über die feststellung des bundeshaushaltsplans für das
haushaltsjahr 2025, eines haushaltsbegleitgesetzes 2025, sowie
eines gesetzes über die feststellung eines nachtrags zum
bundeshaushaltsplan... Read more
Kennt ihr schon dj nuriur das ist eine große leidenschaft von mir die hiphopmusik und hab dann aufgelegt ich habe aber auch letztes jahr auf dem parteitag aufgelegt und wird auch dieses jahr auf dem parteitag auflegen er hat jetzt ein sommerinterview gegeben bei seinen lieblingsunterstützern ard müsste... Read more
[musik] [musik] [musik] [musik] [musik] sehr geehrte damen und herren liebe kolleginen und kollegen ich wünsche ihnen allen einen schönen tag die sitzung ist eröffnet bevor wir beginnen begrüße ich vier neue kollegen in unserer mitte für die ausgeschiedene abgeordnete dr marie agnes strack zimmermann... Read more
[musik] die [musik] wahlumfragen zeigen es genau eins schwarzes sachsen ist jetzt himmelblau vielen dank herzlich willkommen herzlich willkommen in pma vielen dank an live erik holm für diese fullminante unterstützungsrede ist schön dass du immer wieder da bist aber wir wissen das ja für wir von der... Read more
[applaus] frau präsidentin liebe kolleginnen und kollegen die bundesregierung legt ihren entwurf für den haushalt 2025 vor man darf sagen das war kein selbstläufer um diesen haushalt haben wir hart gerungen in der regierung wirken drei politische denkschulen zusammen wir haben äußere bedingungen und... Read more
Als nächste hat das wort für die bundesregierung der bundeskanzler olaf scholz präsidentin meine verhrten damen und herren liebe kolleginnen und kollegen ich will ein paar worte sagen zu den wahlen die in sachsen und thüringen stad gefunden haben weil ich finde das gehört hierher und es muss auch klar... Read more
Hallo liebe zuschauer und gäste des senders arbeitgeber können ihren angestellten eine inflationsausgleichsprämie gewähren laut der bundesregierung können beschäftigte so von ihren arbeitgebern bis zu 3000 € erhalten die steuer und abgabe frei sind möglich ist das noch bis ende 2024 erhalten können... Read more
Was werden sie dagegen tun wie werden sie die menschen schützen die hierher kommen denn wer ist hier rüberschafft der kann nicht ruhig schlafen in der nacht was werden sie tun dagegen solche fragen hatte der görlitzer landrat sich ja nicht auf seinem zettel bei der bürgerfragestunde zum thema asyl im... Read more
Herzlich willkommen meine sehr verhrten damen und herren und vielen dank für ihr interesse an der pressekonferenz der fdp mit unserem bundesvorsitzenden christian lindner sowie den beiden spitzenkandidaten zu den landtagswahlen in sachsen und thüringen robert malorni und thomas l kemmerich wir beginnen... Read more
Das wort zur einbringung des haushalts hat der bundesminister der finanzen herr christian lindner frau präsidentin liebe kolleginnen und kollegen die bundesregierung legt ihren entwurf für den haushalt 225 vor man darf sagen das war kein selbstläufer um diesen haushalt haben wir hart gerungen in der... Read more