Podcast: Wie cool ist eigentlich Kafka? | Lanz & Precht

landz und [Musik] prcht schönen guten Morgen Richard guten Morgen Markus Richard wo erreiche ich dich in der kenate mal wieder sehr schön rich ich habe ein Zitat und ich bin mir sicher dass du weißt woher das kommt hör mal genau zu geschlafen aufgewacht geschlafen aufgewacht elendes Leben m was ist das das ist aus Kafkas Tagebuch ja sehr gut genau die ewige Wiederkehr des sinnlosen gleichen mich erinnert das immer an in Georg büchnus donons Tod ja ja da ist da sagt Donon ja der hdonist und lebe Mann der irgendwie nicht mehr richtig an die Revolution glaubt ja wie unendlich langweilig es ist jeden Morgen zuerst die Hose und dann das Hemd anzuziehen und ich glaube den den gleichen Geist atmete auch das was Kafka da sagt und man muss auch sagen elendes Leben ich meine der der geschlafen aufgewacht geschlafen aufgewacht und dazwischen bei der arbeiterfeuer verersicherungsanstalt langweilig gearbeitet richtig richtig und sich eigentlich nur gefreut dass er wenn in seiner Dachkammer war er sich dann in seinen Fantasien und in seine eigene Welt begeben konnte weil er eigentlich seine normales Leben als unendlich traurig empfunden hat mich erinnert dieses dieses ganz minimalistische an so ein so ein Vierzeiler von Heinrich Heine den ich heiß und ih ich liebe als jemand der in so einer Gebirgsregion aufgewachsen ist viele Steine schwere Beine Aussicht keine Heinrich Heine ist auch nicht schlecht ja das er steht das steht das in Südtirol am Gipfelkreuz nein aber das könnte weißt du eigentlich Heinrich Heine ne du lebst doch in Düsseldorf bist du ja zu Hause in der heinestadt genau und ich sag mal Heinrich Heine deinen Heinrich Heine ne mit dem hat man als Tiroler echten Hühnchen zu rupfen weißt du eigentlich wie der geschrieben hat über Tiroler und insbesondere über Südtiroler kennst du die Passage nee pass auf ich ich habe mir das irgendw extra mal rauskopiert und ich ich such es gerade ich find es auch hier gerade warte pass auf Heinrich Heine ja auf einer Reise von München nach genoar und kommt durch Südtirol durch und fährt an Brixen vorbei Brixen war die zweite größere Stadt Tirols wo ich einkehrte sie liegt in einem Tal und als ich ankam war sie mit Dampf und abendschatten übergossen dämmernde Stille melancholisches Glockengebimmel die Schafe trippelten nach ihren stellen die Menschen nach den Kirchen überall beklemmender Geruch von hässlichen heiligen Bildern und getrocknetem Heu die Tiroler sind schön heiter ehrlich brav und von ungeheurer geistesbeschränktheit sie sind eine gesunde Menschenrasse vielleicht deshalb weil sie zu dumm sind um krank zu sein ist das gut zu dumm um zu ich das ich find den Satz interessant weil das unterstellt Depressionen kriegt nur ja wer ein gewisses bewusstseinslevel hat ja und deswegen diese Fröhlichkeit immer in den in den Alpen nein aber das ist gemein also muss schon wirklich sagen ist hart oder Heinrich Heinrich Heiner hat mit Gemeinheiten zu Lebzeiten nicht gespart ja und noch auf seinem auf seinem Grabstein ja sollte ja nach seinem Wunsch stehen hier liegen meine Gebeine ich wünschte es wären deine ist großartig ich meine für dich als jemand der sich mit Literatur ja sehr intensiv beschäftigt hat der der Typ ist doch ein Fest oder ich meine auch wenn es an der Stelle jetzt mich und meine Leute betrifft aber einfach so diese allein diese diese rhetorische Figur diese schöne falsche perde zu legen wie so ein richtig guter Gagschreiber die Tiroler sind schön heiter ehrlich und brav und von ungeheurer geistesbeschränkterit das ist wirklich ich gut u unvstellbar sag Richard weil wir wir sind ja mitten im Sommer und Sommer ist ja die Zeit in der man dann wirklich gerne mal irgendwo rumliegt und vielleicht auch mal dazu kommt was zu lesen und einer der sozusagen so so ganz billigen pauschalen Vorwürfe ja an die böse Jugend von heute lautet jamer die lesen ja alle gar nichts mehr das stimmt aber offensichttig gar nicht ich habe mitgekriegt die jungen Leute ich kenn da auch ein paar persönlich und ich weiß dass viele von denen sehr intensiv lesen und das hat unter anderem offensichtlich auch was mit tiktok zu tun ausgerechnet natürlich der leseförderer der Nation ja ne pass auf genau das Vorteil ist von China gesteuert von der AFD missbraucht von von lächerlichen katzenfilmchen geflutet braucht kein Mensch aber tiktok beschäftigt gerade viele Germanisten weil Franz Kafka dort gerade viral geht es gibt zum zum hunderen Todes Tag ja der ist ja im Sommer 1924 verstorben gibt es offenbar mehr als 100.000 Videos unter dem hashag Kafka mehr als 100 Millionen mal geklickt find ich irre und das hat offensichtlich was damit zu tun dass insbesondere seine Liebesbriefe gerade so eine richtige Renaissance erleben junge Frauen schwerben von ihm weil sie sagen die jungen Männer von heute auch wieder sehr pauschal die die sagen vielleicht noch mal ich liebe dich aber aber mehr fällt ih irgendwie nicht ein weil dann müssen wieder ins Fitnessstudio oder ins Tattoo Studio ja das ist so das das Klischee die die haben irgendwie mit Sprache nichts am Rut aber Frauen wünschen sich Romantik ja und da werden dann so Sachen zitiert unter anderem aus einem Brief an seine Verlobte wo er schreibt und vielleicht ist es nicht die wahre Liebe wenn ich sage dass du für mich das liebste bist lieben heißt dass du für mich das Messer bist mit dem ich in mir fühle also ich möchte gern mal die Frau sehen die so einen kranken Liebesbrief g nein du verstehst das falsch ich finde nichts daran irgendwie gesund na gesund nicht das Messer mit dem man in sich selbst wühlt ja Schmerz die totale Hingabe ja also bereit sein alles für sie zu tun das ist das Ding ja also ich habe in meinem Leben ja durchaus einige Liebesbriefe geschrieben ist auch schon etwas länger her deswegen kommst du aber sowas hätte ich nicht geschrieben da wär ich mir doof bei vorgekommen muss ich ganz ehrlich sagen ich glaube auch darüber hätte sich keine Frau die von mir ein Liebesbrief bekommen hat gefreut gut also da muss man auch schon bisschen speziell drauf sein also stell dir das umgekehrt vor ja wenn wenn wenn wenn wenn eine Frau über dich schreibt ja dass du das Messer bist mit dem sie in sich wühlt nee das schreibt er ja nicht na ja er sagt lieben heißt dass du für mich das Messer bist mit dem ich wüleon ja aber mit dem Messer wühlen mir gefällt das nicht ja nee ich finde das kitschig und ein bisschen krank und so das ist überhaupt nicht mein Ding ja interessant ist ich meine dieser Kafka ne der ist gab eine spiegeltitelgeschichte es gibt im im im Kino hier die Herrlichkeit des Lebens es gibt eine sechsteilige Serie Kafka ich glaube bei den Kollegen in der ARD es gibt mottoparys in Paris ja wo wo Kafka das Kafka ist gerade Pop ein ein popkulturphänomen ja und die die Kollegen vom Spiegel haben es irgendwie schön zusammengefasst die schreiben kafka war dreimal verlobt und keinm verheiratet er wurde 40 Jahre alt hat nur etwa 350 Seiten geschrieben die er selbst als vollendet betrachtet hat er wollte dass alles verbrannt wird was er geschrieben hat und genau deshalb ist er unsterblich geworden weil er es irgendwie geschafft hat und jetzt kommst du Geschichten so zu erzählen dass sie dem Gefühl des modernen Menschen entsprechen und führen das dann auch noch weiter aus und sagen dieses dieses Gefühl ist eins dem man sonst nur mit ganz großen Worten beikommt und die Bedeutung bleibt trotzdem unklar es geht offenbar um Entfremdung verloren sein Einsamkeit und ich musste daran denken es gab doch kürzlich wieder eine Studie von ich glaub Bertelsmann Stiftung war es wie viele junge Leute sagen ich fühle mich wahnsinnig einsam ein Thema einer ganzen Generation und da dachte ich okay das macht Sinn dass da die Spur direkt zu diesem unfassbar einsamen Prag des 20 Jahrhunderts ja das kann irgendwie alles sein ich bin ja bei diesen einsamkeitsstudien immer nicht sicher weil ich weiß nicht seit wann man du kennst ja meine Vorbehalte gegen bestimmte Formen der empirischen forschungm wenn du sagst ja jetzt guck mal laut Statistik ne fühlen sich so und so vi der ZTE oder der 12 oder so einsam und bestimmten Alter war vielleicht früher schon genauso es gab aber keine Forscher die das gemessen haben ja also wir denken dann immer es ist alles viel mehr geworden coronazeit war es glaube ich alles noch ein bisschen schlimmer das wundert einen ja auch nicht aber dieses klassische Gefühl ne dieses nenn es ruhig das Kafka Gefühl was man wenn man halbwegs also wenn man kein Südtiroler nach Heines Vorstellung ist ja sondern die die die die nötige die nötige Sensibilität hat um krank werden zu können dann hat man meistens so um das Alter 2021 um dieses Gefühl irgendwie ganz allein in die Welt geworfen zu seinm und das hängt ja irgendwie damit zusammen man ist kein Kind mehr man ist auch aus der schützenden Hülle der Schule raus man ist jetzt irgendwie gezwungen eine Rolle im Leben zu spielen man hat eigentlich gar keine Lust eine bestimmte Rolle zu spielen man weiß nicht welche Rolle man weiß ja so gar nicht richtig wer man ist und fühlt sich von der Welt eigentlich auch immer missverstanden oder hält sogar die ganze Welt für ein Missverständnis und so weiter und ich finde das ist ich habe das auch gehabt das war die Zeit meines ziviles und ich kann das super nachvollziehen ich hatte natürlich ganz real genau wie Kafka das Gefühl zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein also ich fand die evangelische stadtkirchengemeinde in Soling ungefähr so unpassend für mich wie Kafka seine Arbeiter Versicherungsanstalt also das kann ich sehr gut nachvollziehen und ich würde auch immer sagen dass der die besondere Bedeutung von Kafka darin liegt eben dieses dieses Gefühl von 20 21jährigen und so weiter auf den Punkt gebracht zu haben und vielleicht ist er auch immer 20 21 irgendwie mental geblieben ich meine er war dreimal verlobt aber ich bin mir jetzt nicht sicher ich will nichts falsches sagen ich nicht ganz sicher als ob er je Sex hatte okay das ja also das muss das muss ja stach der der jeden Tag und jede Stunde in Kafkas Leben aufgezeichnet hat ich war mal bei einem Vortrag von ihm und ich glaube kein anderer Autor ist jemals so ausführlich biographisiert worden also quasi auf jede Lebenssekunde wie Kafka der wird das besser wissen und vielleicht irre ich mich aber ich denke er war irrsinnig verklemmt ja und hat sich dann in in in poetischen Fantasien und in unendlichen Briefen ergossen so da spricht jetzt grundsätzlich nichts dagegen ist ja besser wenn man verklemmt ist man wird dichter ja als man man man frisst das alles nur in sich rein und ist einfach nur depressiv aber so ein richtigge so richtig was also ich finde dann einfach wenn man älter wird ne also schon in der Zeit dann meines Studiums und ich meine die 20er Jahre waren das Thema für mich womit ich mich äh in meinem literaturwissenschaftsstudium beschäftigt habem das war das war das Thema weil ich habe über Robert musiel schon schon bevor ich darüber promoviert habe mehrere Arbeiten geschrieben und natürlich fragt man sich was haben die anderen in derzeit gemacht ne das ist ja Zeit von Thomas Mann das ist die Zeit von Dublin das ist die Zeit von hermann Broch und natürlich die Zeit von Kafka mm und wenn man wenn man auf der einen Seite Musil sieht ne was also unendlich reif und erwachsen ist und auf der anderen Seite Kafka dann habe ich immer so das Gefühl gehabt dass Kafka diesen Gemütszustand eines 20-Jährigen zeitlos eingefroren hat Al ja aber ist das möglicherweise das das Geheimnis ich habe übrigens ich hatte im Kopf das ist nicht Kafka ein ein berühmter Bordell Gänger auch gewesen ja also dann hat er vielleicht so auf die Art und Weise Sex gehabt auch das heißt nichts ne man kann auch ins Modell gehen prosier immer wieder Inter um zu reden genau um menschliche Nähe zu haben die aber nicht zwangsläufig körperlich sein muss ja also die Frage ist ob er Sex hatte mit einer Frau die er wirklich geliebt hat und ob das für ihn nicht vielleicht sogar ein Widerspruch war oder ob er sich das nicht getraut hat also ich habe in Erinnerung dass er irrsinnig klemmig gegenüber seinen Verlobten gewesen ist aber wir wollen ja nichts falsches sagen also Herr Schlach wird jetzt vielleicht ganz wild mit dem Finger deuen ja und sagen nee nee nee das war alles ein bisschen anders aber es ist irgendwie so das Bild was ich aus den den Kafka Briefen bei mir so vermittelt hat mhm es gibt ja äh es es gibt diese Begeisterung und das finde ich schon interessant das ausgerechnet dieser rätselhafte dieser komplizierte Mensch der Zeit seines Lebens von Selbstzweifeln zerfressen war das hat offenbar auch was mit seiner Biografie zu tun sein sein Vater glaube ich war ein ein Mann der der aus ganz ganz kleinen Verhältnissen kam und dann es geschafft hat irgendwie als als Händler und Kaufman irgendwie einen gewissen Erfolg zu haben aber immer dieses Gefühl immer weiter immer mehr äh immer noch ein bisschen besser zu werden aus Angst sozusagen wieder den sozialen Abstieg oder Rückwärtsgang einlegen zu müssen Angst vor Verarmung richtige Paranoia wenn man so will und das prägt natürlich diesen jungen Mann aber ich hab mal ein Foto von dem Vater gesehen also die das früher ne vor langer langer Zeit das Standardwerk über kafka war von Klaus Wagenbach die Biografie über Kafka die auch immer als Beispiel für eine ganz hervorragende Biografie galt so Rowold Monografie und da war auch ein Foto und der Vater sieht schon brutal aus brachial ja also ein harter Mann also genau genau das Gegenteil ne also die Sensibilität hatte Kafka offensichtlich von seiner Mutter und eben auch seine sehr feminine Psyche ja und der Vater das war war etwas woran er sich eigentlich Zeit seines Lebens abgearbeitet hat der Vater hat diesen diesen schmächtigen Sohn ne klein war er ja nicht war über 180 aber irgendwie nur 60 kg auf den Rippen also hatte eine Statur wie so ein Skiflieger mhm und den hat er als Mann irgendwie nicht ernst genommen ne wohl auch schon als Kind ne nicht für ein harten Mann gehalten und immer gedacht der ist zu weich fürs Leben oder so und die das Ringen um die Anerkennung des Vaters ist ein so ein bleibendes Motiv bei bei Kafka übrigens auch typisch wiederum würde ich sagen für für für 20jährige genau ich woll gerade sagen also wer mit 30 noch darum ringt dass er von seinem Vater nicht anerkannt wurde der hat 10 Jahre Aufarbeitung verpasst nur mal so die Eckdaten ne Kafka geboren am 3 juli 1883 in Prag g dann in das war damals Österreich Ungarn gestorben dann in Kierling am 3 juni 1924 ja ist also auch nicht besonders alt geworden in Österreich und der Vater bei dem wir gerade reden geboren in in der Judengasse eines kleinen tschechischen Dorfes einer der kaum zur Schule gehen konnte hat seine Kindheit sehr rasch verloren aufgeben müssen hat dann diesen kleinen Gemischtwarenladen im in Prag so am Altstädter Ring beste Adresse aufgebaut und eine richtige aufsteigergeschichte der damaligen Zeit und und diese Gefühlswelt du sagst dieses brutale ich ich würde eher sagen da lauert so dieses Gefühl überall verat Missgunst ja Faulheit und man besteht dann in so einer Welt nur äh wenn man misstrauisch ist wenn man kampfbereit ist ja Angst vor dem Versagen vor dem verarmen und so weiter und das führt dann natürlich dazu dass so ein Vater äh nicht stillstehen konnte und es hat natürlich diesen Jungen Kafka sehr sehr geprägt der dann wie du sagst äh auch interessant ja ähm 181 groß 61 kg schwer jemand der äh sehr früh angefangen hat die naturhalkkunde zu entdecken seinen Körper zu optimieren bei offenem Fenster geschlafen auf harter Unterlage jeden Tag seine Morgengymnastik nackt sich vegetarisch ernährt jeden Bissen Minuten langang gekaut bevor er ih runterschluckt weil so angeblich sozusagen der die die Verdauung schon im Mund geschieht und passiert schwimmt rudert reitet spielt Tennis und so weiter also jemand der irgendwie auf der einen Seite sozusagen einen durchaus einen Zugang zur Körperlichkeit hat und der auf der anderen Seite aber mit diesem Leben die ganze Zeit hadert ist das richtig zusammengefas finde ich großartig zusammengefasst ja ich glaube so ist das also ich weiß auch nicht ob ich jetzt das diese diese Dinge also die körperlichen Betätigung ne regelmäßig Schwimmunterricht und so ob er das ob er das jetzt genossen hat ich habe eher das Gefühl gehabt das hat er so als aus diätetischen Gründen gemacht ja also das sozusagen um seiner Gesundheit und um um um fit zu sein und um auch Mann zu sein und so weiter eben alles gemacht also er er war ja ein unausgesetzter Arbeiter an sich selbst hat sich ja nicht gehen lassen hat nicht gesagt ich bin jetzt von zatter konstitutionau ja ich werde jetzt ein ein ein ein reines poetenleben führen oder was ähnliches sondern nein er hat sich den Unbilden des Berufslebens wo offensichtlich auch keine Freunde hatte und so ist mir jedenfalls nicht bekannt dass er ob Kollegen hatte ich weiß gar nicht ob die irgendwo erwähnt werden ich habe es nicht in Erinnerung also auch eigentlich einsam während seiner Arbeit und dann eben auch seine seine unermütlichen fitnessgeschichten ne aber auch da nicht bekannt dass er jetzt wenn er Tennis gespielt hat mit wem hat er Tennis gespielt hat er da Freundschaften geschlossen oder so ist mir jedenfalls alles nicht wirklich bekannt also ich weiß nur dass er über Max Brot mit dem der der etwas jünger war selber Schriftsteller ne Steller war so ein tausend Sasser war und der war ein großer socializer und der der war eigentlich der Hauptkontakt kfquas zur außenwelttm den hat er gebraucht auch als Motor auch um unter Menschen zu kommen mhm der hat offenbar das Genie von Kafka ja auch sehr sehr früh erkannt ne da hat ja Verlagen glaube ich Kafka schon angeboten als der noch keine einzige Zeile wirklich gben hat der war ein ganz großer großer Vermarkter und interessant auch also du merkst ne auch während du gerade so erzählst ich höre dir zu dieses Motiv der Einsamkeit das kommt da ja immer wieder und das andere was was auch interessant ist dieses ha dann sozusagen mit der eigenen Existenz ja von von Kafka heißt es der hat er ja gearbeitet in diesem Versicherungsunternehmen und hat sich ja gekümmert um Fabrikarbeiter die ihre Hand in der Hobelmaschine verloren hatten mhm ja also um die hat er sich gekümmert und dann kommt der erste Weltkrieg und Europa versinkt in in diesem Krieg und jetzt kommen plötzlich die die versehrten die die verkrüppelten des Schlachtfeldes ja der der Krieg produziert plötzlich Opferzahlen versehrte Hand und so weiter verlorene Gliedmaßen in einem unvorstellbaren Ausmaß und erst weiß man gar nicht so richtig was man mit diesen Leuten machen soll und dann sagt die Regierung irgendwann na ja also eine Kriegsverletzung ist auch eine arbeitsverletzung und deswegen musst du dich jetzt auch drum kümmern der hatte mit diesen Leuten zu tun und von kfkas überliefert ein Gedanke dazu der da kommen immer wieder diese Kriegsversehrten und der sagt irgendwann zu seinem Freund Brot den du gerade zitiert hast wie bescheiden diese Menschen doch sind sie kommen zu uns und bitten statt die Anstalt zu stürmen und alles kurz und klein zu schlagen kommen sie und bitten das heißt so diese die dies diese Wut dieser Frust da finde ich führt auch eine Spur in die Gegenwart der war da offensichtlich auch schon dieses rebellische was da auch drin ist ne also wir wir wir stellen uns nicht mehr irgendwo hinten an sondern wir wir fordern ein und wenn es wenn es sein muss machen wir das ganze System kaputt mhm interessant auch die Urlaubsgeschichte ähm damals glaube ich war Urlaub nicht so das Thema äh wenn man irgendwo gearbeitet jedenfalls nicht nicht vergleichbar mit heute nicht bei dem Einkommen dass man damals bei einer Versicherungsanstalt bekam nicht mit den mühseligen reisewegen die es damals noch gegeben hat ja richtig und dann geht's so in Kafka hin und äh fragt nach Urlaub so die neue Generation so wird das beschrieben ja dem irgendwie eine Work Life Balance damals offenbar schon irgendwie wichtig war ja der gardersee ruft Paris ruft die Frauen rufen und so weiter und was ihn nervt ist dass ihm diese diese Arbeit die Zeit stielt ja um zu schreiben ja und deswegen schreibt er dann nachts und wie er irgendwie kann und hadert dann wenig später wieder mit dem was er geschrieben hat weigert sich die Sachen zu veröffentlichen sagt verbrenn das alles wenn ich sterbe und so weiter ja und dieses fin Zettel hinterlassen ne als Max Brot hatte den gefunden also die die übliche Anekdote heißt ja dass er irgendwie auf dem Totenbett irgendwie das gelüpte maxbot abnehmen wollte dass er nichts veröffentlicht so ganz so filmreif war das nicht ne aber er hat den Zettel gefunden in Kafkas Wohnung wo drauf stand dass er wollte dass alles verbannt wird interessant ich meine was was ich denke was diesen Mann heute so populär macht ist sicher die Prägnanz in der schreibt ne in einer Welt in der du mit ganz wenig Zeichen Buchstaben Wörtern auskommst unsere Welt funktioniert anders ja ja das lag ja bei ihm erstmal daran dass in seinem in seinem Umfeld genauso Kark gesprochen wurde ich erinnere mich das Wagenbach dass das Prager Deutsch genannt hat interessant also es ist ja keine deutschsprachige Stadt es ist ja eine deutschsprachige Minderheit die in Prag lebt und er gehörte eben der der jüdischen deutschsprachigen Minderheit an und das war eine Sprache so hat wagenwach das gesagt die also jetzt nicht mit dem dem barocken Deutsch der Österreicher oder mit anderen deutschen Einflüssen nicht mehr in soer ganz unmittelbaren ungekappten Verbindung stand und dass deswegen eine reduzierte Sprache gewesen sei also das was wir heute an an Kafka schätzen ist ja äh diese Möglichkeit wie wie wie eine wie eine Federzeichnung ja mit mit wenigen kleinen Strichen sich auszudrücken eine völlig unornamentale Sprache eine Sprache die auf eine sehr präzise Art und Weise sehr was soll man sagen gefühlige und dumpfe Dinge beschreibt die man normalerweise würde man so eine trockene Sprache nicht benutzen um innere Zustände zu spiegeln und das ist eine merkwürdige Paradoxie dass also jemand so so so eine nüchterne karge Sprache benutzt ja um um um einsamkeits und verzweif Zustände und lebensabsurditäten zu beschreiben das ist das was spezifisch ist so dass man einen kafkatext auch sofort erkennt mhm ja genau mich Erin ich ich weiß nicht ob ich da jetzt völlig daneben liege aber m jemand wie Ferdinand von Schirach z.B der schreibt ja auch so ja so ganz reduziert jedes einzelne Wort sehr sehr genau überlegt das macht das dann halt auch so zu großer Literatur der Jurist als Literat ja ist richtig so und Kafka ja ebenfalls Jurist eben wenn man da mal reingeht Richard ne und und man so ein bisschen ergründen will warum der plötzlich so populär ist ich ich finde schon dass es abgesehen jetzt von der von der menschlichen Dimension ja und von diesen Zitaten die es dann gibt gibt ja auch ganz viele Zitate die Kafka zugeschrieben werden aber wahrscheinlich gar nicht von ihm sind ne im Moment so ein ganz beliebtes t-shirtmotiv jeder der sich die Fähigkeit der häl Schönes zu sehen wird niemals alt werden ja das ist ja mega Zeitgeist aber das ist glaube ich gar nicht von Kafka wird aber Kafka zugeschrieben wird das Kafka T-Shirt verkauft und so weiter aber wenn du mal so die Hauptmotive seines seines Werks Richard wenn man sich das mal anschaut mm so berühmte erste Sätze also von Kafka fällt ein da sofort was ein ich ich bin z.B ein riesen Fan von diesem allerersten Satz erstes Kapitel der Prozess ja das ist in seiner karreghheit überzeugend oder genau jemand musste Josef K verlumdet haben denn ohne dass er etwas Böses getan hätte wurde er eines Morgens verhaftet genau die Vorgeschichte wird auf einen einzigen Satz eingedampft richtig wir werden nie erfahren wer ihn verleumdet hat und was I für was er angeklagt ist und so weiter sondern es wird einfach so wie so ein böser Fluch in einem Satz kurz und lüchtern ja abgehandelt ist ja auch kein poetischer Satz so ganz banaler Satz mit dem das ganze startet das fängt einfach mit einer blöden doofen ichen Banalität an ja und wie in den Kafka Geschichten immer es wird auf eine banale Art und Weise erzählend immer schlimmer ja ich meine die die die Fragen also das ist ja das brillante ne wenn du das hörst dann hast Du sofort 1000 Fragen im Kopf warum wird dieser Junge bankprokurist Josef K eines Morgens verhaftet ohne Grund darf sich aber gleichzeitig weiter frei bewegen welcher Schuld wird er bezichtigt wer erhebt da eigentlich an Klage welches Gericht ja das ist Situation wie aus dem Albtraum du hast ja auch in Albtraum bist du manchmal in Situationen wo du nicht nach dem Warum fragen kannst ja der Albtraum erzählt ja die Vorgeschichte nicht warum plötzlich irgendwie etwas so ist es wird quasi gesetzt und das diese taumstruktur die ist glaube ich schon schon sehr typisch auch hier beim Schloss ne sein Spätwerk ja du du du du sollst irgendwo empfangen werden und es kommt nie dazu s eigentlich eine klassische diese ne dies so so ein albtraumfatalism muss ne du willst ein bestimmtes Ziel erreichen und es wird immer wieder verhindert und verhindert und verhindert und es passiert irgendwie nichts äh das Schloss ist das was ich am liebsten mag weil ich finde die die die Struktur vom Schloss also die dass da dass das jemand wartet quasi bis er auf dem Schloss empfangen wird und er wird nie dort empfangen und auch hier man nicht genau weiß was will der da eigentlich wer ist da eigentlich im Schloss also auch diese ganzen Sachen bleiben ungeklärt ich denke nur nur das Ganze wäre vielleicht gut gewesen für eine Geschichte die wieder Prozess überschaubare Länge hat das Schloss ist dann am Ende unendlich ausgefranzt und im Grunde genommen ist die Strapaze des Schlosses dass es dir genauso ergeht ja wie dem Protagonisten also die Geschichte geht ja auch nicht weiter ne also es gibt nicht so viele Leute die das Schloss dann zu Ende gelesen haben und Kafka hat auch nicht zu Ende geschrieben man kann das vielleicht auch gar nicht zu Ende schreiben ja was ist einfach nur diese ewige Wiederkehr dieses äh albtraumhaften nicht Gelingens ja und in in dem Fall ist es aber doch auch und da finde ich führt schon echt eine eine Spur in die Moderne ne also jemand musste Josef K verleumdet haben denn ohne dass er etwas Böses getan hätte wurde eines Morgens verhaftet ich meine da da da da siehst du doch am Horizont äh gesichtserkennungssysteme da siehst du doch Überwachungssysteme da siehst du äh die Möglichkeit Menschen zu verleum da siehst du KI da siehst du all diese Dinge das ist doch da eigentlich alles da ich erinnere mich an einer Geschichte ich glaube New York Times ein ein Amerikaner der die Aufforderung kriegt noch nicht lange her der die Aufforderung kriegt sich bei der Polizei zu melden um sich um ihn um zu verhaften weil er angeblich irgendetwas getan habe irgendein Überfall und er sagt das mache ich nicht weil das war ich ja gar nicht und dann fährt er nach Hause und wird dann eine Stunde später vor den Augen seiner Frau und seiner Kinder festgenommen und dann auch verhaftet und es dauert sehr sehr lange bis sich herausstellt dass dieser Mann das wessen er besichtigt wird nicht gemacht hat Hintergrund Gesichtserkennung ein Fehler in der Gesichtserkennung Software die sagt was auf der war das aber in W war es gar nicht und und da hast du plötzlich natürlich so diese Dimension da bist da bist du bei Josef K das ist exakt dieses Thema ist das vielleicht einer der Gründe warum der gerade so populär ist das ist eine spannende Frage also der der Prozess ist 195 erschienen ne sind ja so die die ersten Jahre des Stalinismus ne also ganz ganz typisch ne wo auch alle möglichen Leute abgeholt und verhört und ermordet und den Lager gesperrt und so aber er hat natürlich selber an sowas noch nicht gedacht aber er hat vielleicht an was anderes gedacht an an die halbkünstliche Intelligenz die halbkünstliche Intelligenz ist die Bürokratie mhm genau Bürokratie ist halbkünstliche Intelligenz ich würde das mal so definieren weil weil es sind zwar Menschen die denken aber sie sollen denken wie maschinenm ja Sie müssen feste Regeln nach einem festen Schema anwenden mhm ne es geht überhaupt nicht um persönliche Interpretationen Vorlieben und so weiter sondern es geht darum dass Menschen wie Maschinen funktionieren sollen in einem etwas eingeschränken Maße also nicht ganz so brutal ist das ja auch in Jura der Fall auch da gibt es ja ein ein vorgefertigtes System innerhalb dessen du dich zu bewegen hast ne Welt die Kafka gut kannte und die bürokratische Welt die kannte er mit seiner Versicherungsanstalt wahrscheinlich auch in und auswendig und das ist doch eigentlich nur die dunkle Seite ja der halbkünstlichen Intelligenz also die dunkle Seite der Bürokratie gehen hinter deinem Rücken ja wird irgendwas verfügt irgendwas gemacht und so weiter dass du nicht durchschauen kannst und du hast natürlich recht im Zeitalter künstlicher Intelligenz ne kriegt das ganze noch mal eine viel größere Brisanz dann wird das alles noch noch mal spannender ne dann da sehen wir uns quasi reinversetzt dass wir dann auch irgendwann beherrscht werden von Dingen die wir nicht mehr durchschauen und wo wir auch nicht nach fragen können und wo es keine Autoren gibt und keine Verantwortlichen mehr das ist der Punkt genau W wer war es eigentlich wer hat mich verraten deswegen finde ich auch diesen das passt so unglaublich gut in die Zeit irgendjemand musste Josef K verleumdet haben irgendjemand aber wer ein Mensch eine Maschine ein ein Gerücht eine künstliche Intelligenz was auch immer das ist ja keine Verantwortlichkeiten mehr keine klaren Zuschreibungen mehr das finde ich so interessant und ich meine du hast gerade gesagt 25 ne 1925 ist der der Prozess erschienen m äh Kafka ist ja irgendwann an den Folgen einer Tuberkulose gestorben mhm und sag mal wenn er ein Jahr vorher mhm mhm und wenn er überlebt hätte dann wä er vermutlich vergast worden so wie seine beiden Schwestern II und Falli wurden beide in den Gaskammern von Kulmhof umgebracht seine Schwester ottler kam erst nach Theresienstadt dann nach Auschwitz wurde dort 1943 umgebracht also ich sag mal da nimmt jemand schon vorweg was dann an Willkür und und unvorstellbarer Abgründen sich wenige Jahre später bereits manifestiert das stimmt auch das Ende des Prozesses ne wo er dann ermordet wird also das das ist das gruselige ne also wenn wir das in dem in dem Kontext sehen dass ich dass ich diese Welt wo wo Leute aufgrund von Verleumdungen abgeholt werden ja oder dass man verfiffen wird oder verraten wird und sich nicht sich nicht verstecken kann Denunziantentum und so alles Voraussetzungen waren damit die die die der machttapparat des des Dritten Reiches funktionieren konnte ne all die all die anonymen Helfer ja die auf übelste Art und Weise andere angeschwzt und raten haben ja es ist schon richtig also heute liegt über dem über den Prozess ne liegt liegt der der Schatten des holocaustes ist richtig und ähm wenn du es in die Neuzeit transferierst me ich hab dir eben gerade erzählt ne von von dem Amerikaner der im ich glaube im Januar 2020 war das der da in Detroit da festgenommen wurde und der genau dieses Gefühl hat ich habe nichts Unrechtes gemacht ja ich ich habe da im Laden nichts geklaut in irgendeiner apotiik glaube ich war das äh und äh dann stellt sich raus es ist Gesichtserkennung ja der erste bekannte Fall indem man Amerikaner aufgrund einer fehlenden Übereinstimmung sozusagen äh durch einen gesichtserkennungsalgorithmus zu Unrecht verhaftet wurde und wenn man sich mal navalni z.B die Beerdigung von navalni vor Augen führt ich meine das wird nicht bekannt das werden wir im Zweifel auch nie erfahren aber wie viele von denen die es gewagt haben bei dieser Beerdigung aufzutauchen wie viele von denen sind eigentlich noch auf freiem Fuß du musst heute nicht mehr an Ort und Stelle Leute festnehmen und dann dann verhaften ihn den Prozess machen sondern Du Du kannst mus mal in Ruhe schauen wer da ist Gesichtserkennung und dann wenn der ganze mediale Wirbel vorbei ist nach zwei Wochen nach zwei Monaten notfalls auch nach zwei Jahren macht's plötzlich klopf klopf an der Tür und dann kommt da dieser Mann oder diese Männer und dann bist du wenig später weggesperrt und keinen interessiert's mhm ja was ist Richard das andere große Werk hier die Verwandlung ne ist ja auch so ein ganz berühmter ja das ja nur ein relativ relativ kurzer Aufsatz den ich nicht mag das ist für m eine Kindergeschichte also voll überschätzt also ich ich für mich ist die die die Bedeutung Kafkas erschließt sich also das Hauptwerk ne das literarische Meisterwerk ist mit all den Schwierigkeiten über die ich gesprochen habe für mich das Schloss mhm und mit Abstand der umfangreichste Text den Kafka überhaupt geschrieben hat und ja die Verwandlung ist ja der ewige Schulstoff und ich kann damit nichts anfangen also jemand wacht auf im Käfer ist auch eine albtraumgeschichte aber so eine Platte albtraumgeschichte und hat er dann seine ganzen Nöte dass er ja eigentlich für die Ernährung der Familie zuständig ist und da kann er jetzt als Käfer nicht mehr und alle finden ihn irgendwie fies und so weiter und er ist ausgestoßen und so weiter ja mein Gott so what also ich das ist für mich ein Text den 18-Jähriger geschrieben hat oder vielleicht sogar nur noch eher also der die Tatsache dass dass das Kafka zurecht als bedeutende Autor gesehen wird macht die Verwandlung nicht zu einem Stück Weltliteratur das einzig und allein die Tatsache dass es immer und immer wieder weitergragen zitiert und junge Menschen begeistert hat hat ja Verwandlung ihren Platz in der Literaturgeschichte gegeben aber ich kann damit nichts anfangen aber dieser dieser Einstieg ist doch großartig als Gregor samser eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt finde ich jetzt nicht so dolle wie du also ist jetzt nicht so dass ich gesagt habe wenn ich das geschrieben hätte wäre ich stolz auf mich die die es ist es ist warum ist sowas dann so populär ich hat erklär mir das warum was sehen was sehen junge Menschen darin was lesen die darin ja also nicht mehr gemocht zu werden vielleicht ne das absol riesiges Thema über Nacht aus seiner Rolle in der Welt rausgekegelt zu sein plötzlich nicht mehr dazu zugehören auch gut wichtiges Motiv ja also irgendwie damit fertig zu werden ein ungeliebter Außenseiter zu sein ich finde das ist ja so im Grunde genommen das Thema dahinter aber ja ich hab alles dazu gesagt ja ja ja da muss man durch ja also jeder sensible Mensch fühlt sich mal so [Musik] ja also ich meine die große Frage ist ja ich ich ich verstehe genau was du meinst dieses Gefühl hatten wir irgendwie alle hattest du das Gefühl dass du eigentlich Zeit deines Lebens sogar in gewisser Weise ein einsamer Mensch warst nee das würde ich nicht sagen ich nee ich würde ich würde ich würde würde sagen es gab natürlich immer im Leben Momente wo man sich einsam gefühlt hat ohne jeden Zweifel aber ich würde tatsächlich sagen für das Alter über das wir gesprochen haben ist das für mich charakteristisch weil ich damals in Soling äh das Gefühl hatte wie gesagt zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein intellektuell war das Umfeld in dem ich mich in meinem Zivildienst bewegte sehr medioker war aber angefüllt mit Leuten die sich irgendwie für große Lichter hielten was da sehr unangenehm war und ähm das was mich eben damals interessierte Philosophie Literatur und so weiter da habe ich zu dem Zeitpunkt vielleicht einen Freund gehabt mit dem ich das teilen konnte aber mit den allermeisten konnte ich das nicht teilen es war ja auch früher nicht so dass Jungs unheimlich viel Literatur gelesen hätten von dem Gerücht sollte man sich ja vielleicht auch mal verabschieden sondern das war ein jeder jahgangstufe eine Handvoll die das gemacht haben und ungefähr dreimal so viele Mädchen also Jungs und Literatur lesen das war immer schon Ausnahme also anspruchsvolle literaturlesen jetzt nicht Science Fiction Romane oder so also du bist eher so wie wie es Nicole Dreifuß sieht die die hat es glaube ich in der Jüdischen Allgemeinen jetzt kürzlich so geschrieben wir Kafka Fragezeichen hypochonda schlaflos lähmend unentschlossen vom Leben verängstigt vom Tod besessen Franz Kafka verwandelte so gut er konnte seine Neurosen in Kunst al den letzten Satz würde ich zustimmen ja dass er seine Neurosen in Kunst verwandelt hat das sehe ich so und das hat er auch selber so gesehen er hat das als Therapie verstanden und begriffen was er da gemacht hat wie übrigens sehr viele Menschen die anfangen Literatur zu schreiben wenn du anfängst mit 15 16 17 oder 18 deine ersten Ergüsse zu Papier zu bringen ja dann sehr häufig um de Seelenleben aufzuräumen oder da Einsamkeit auszudrücken das sind die ganz klassischen Motive aus denen heraus man anfängt Literatur zu schreiben das was sie da vorher gesagt hat da hypochonda schlaflos leend unentschlossen vom Leben verängstigt vom Tod besessen ich meine das ist einfach nur ärgern ne so würde ich kaf gar nicht sehen und ich würde auch sagen das Schloss ist ein wichtiges Buch der deutschen Literatur und der Prozess ist eben aus den Gründen über die wir gerade gesprochen haben natürlich auch ein wichtiges Buch aber kommen wir wie gesagt nicht mit der [Musik] Verwandlung ich ich ich will dich nicht weiter quälen aber wer ist wer ist denn der größere Schriftsteller dann da muss man eins dazu sagen Literatur ist ja nicht dazu da ist ja keine Olympiade oder keine Fußball EM ja wo man die jetzt nebeneinander stellt und sagt wer ist jetzt sozusagen im direkten Vergleich der größere weil man ja immer Äpfel mit Birnen vergleicht aber ich kennst ja meine Ansicht dazu also wenn du mich fragst wer ist aus dieser der aus der Epoche der klassischen Moderne wer sind die ganz ganz großen Schriftsteller dieser Zeit gewesen dann wäre das in der deutschsprachigen Literatur ohne Zweifel Robert Musil mit Abstand an erster Stelle auch noch weit für mich vor Thomas Mann das könnte ich auch ausführlich begründen und James Joyce ja und Marcel prust also das würde ich sagen sind so die die ganz ganz großen Heroen der damal en Zeit gewesen Brust warum also brustkunst Verand ja ne auf der Suche nach der verlorenen Zeit darin feinste Seelenzustände mit einer unglaublichen sprachlichen ornamentalen Sensibilität zu beschreiben mhm und zwar in einer Feinheit und in einer Genauigkeit die ich für unvergleichlich halte vieles von dem das Problem bei der auf der Suche nach der verlorenen Zeit ist das vieles was er da auf diese Art und Weise zu den aller allerfeinsten Gemälden auspinselt Sachen sind die die Leute heute nicht mehr besonders interessieren die Musik von güa fé oder von Camille de s das ist für uns heute jetzt nichts mehr was uns irgendwie jetzt so große Emotionen oder so entlockt oder oder Gemälde des Impressionismus die er da beschreibt nicht gerade die die jeder kennt und da fragt man sich dann auch so ein bisschen na ja gut so ist so ein bisschen la aus der heutigen Sicht aber die die grundkunst Seelenregungen in dieser dermaßen verfeinerten Form überhaupt zu Papier zu bringen in so eleganten und gleichzeitig so authentischen Szen das ist die ganz große Kunst von was Brust und das ist eine Meisterschaft die ist irre und bei James joy ist ist ein ganz anderer Weg da ist es dann dann der der Weg das jetzt nicht ganz ganz fein aufzulösen also macht kein kein impressionistisches Gemälde oder potilistisches Gemälde ne wie wie das was Bru gemacht hat sondern hier geht es dann expressionistisch zu also hier versuche ich mit mit mit Farbe die richtigen Akzente zu setzen indem ich z.B mit Worten arbeite die mehrfache Bedeutung haben so dass setze mehrfache Bedeutung kriegen weil die Worte in unterschiedlichen Kontext lesbar sind na also wenn es am Anfang des julses irgendwann heißt he went out and cried Butterly ja dann ist das eine Anspielung auf Petrus der nachdem er Jesus verraten hatte ja er ging hinaus und weinte bitterlich so jetzt steht da aber batterli was also übersetzt bütterlich heißt also er macht sich gleichzeitig drüber lustig ne er ging hinaus und weinte bütterlich hans wolschläger hat das übersetzt mit er ging hinaus und weinte Buttermilch dann hat er sozusagen daraus noch ein Witz gemacht genau das ist großartig herrlich ich habe du kennst die Anekdote bestimmt ich kannte sie nicht aber sie hat mich sehr berührt weil Kafka ist ja und und deswegen noch mal ne dieses Motiv auch gerade junger Menschen diese diese Einsamkeit alles ist düster und auch so diese Verzweiflung die sich dann so an bestimmten Tagen breit macht und gerade auch in dieser technologisch so aufgezüchteten Welt in der wir leben diese diese Verlorenheit die da entstehen kann das versteht man alles und deswegen äh es hat aber was deprimierendes und deswegen finde ich so schön diese eine Anekdote die sowas ganz anderes erzählt über Kafka die Geschichte er trifft im steglitzpark in Berlin ein kleines weinendes Mädchen dass seine Puppe verloren hat und Kafka tröstet es mit einer Geschichte die den Verlust der Puppe sozusagen erträglich machen soll und lügt dieses kleine Mädchen auf eine sehr gute Art und Weise an und sagt was auf deine verschwundene Puppe hat mir einen Brief geschrieben und in den folgenden drei Wochen schickt er dem Mädchen mit großem Ernst so wird es berichtet jeden Tag aufmunternde unterhaltsame Briefe und liest sie ihm immer wieder vor vermeintlich geschrieben von der Puppe und in diesem Briefen erzählt die Puppe dann dass sie immer größer wird dass sie zur Schule geht und dass sie neue Freunde findet und äh aber sie denkt immer noch an das Mädchen und die Puppe vergisst die schöne Zeit mit diesem Mädchen nicht äh und so weiter und im letzten Brief erzählt die verschonene Puppe dann von ihrer eigenen Verlobungsfeier und ihrem Bräutigam und sagt dann und deswegen wird das mit dem Wiedersehen leider ein bisschen schwierig aber ich wünsche dir alles Gute und ich werde dich nie vergessen und ganz egal ob die Geschichte stimmt ob oder nicht hat eine seiner die letzte Lebensgefährtin glaube ich Franz Kafkas Dora Diamant in ihren Erinnerungen an ihn erzählt diese Briefe sind leider verschwunden weil sie nach einer Razia der Gestapo in diamants Wohnung damals verschollen sind aber die Geschichte ist wahnsinnig schön weil sie so viel libe zu Menschen verrät aber sie hinterlässt bei mir auch eine Menge Fragezeichen ich WUs ich krieg dich nicht mal damit ja du siehst mal ich bin nicht so leicht zu rühren wie du das ist vielleicht ein ganz wichtiger Unterschied ganziche flke ja der Tiroler lässt sich gleicht rühren das hätte Heine noch dazu schreiben m und er ist ungemein rührselig nein also das was ich nach nicht verstehe ist in welchem Alter muss ein Kind sein um diese Geschichten zu glauben mit drei mit vier glaubst du das wenn er ihr Briefe geschrieben hat und sie war in der Lage seine Briefe zu lesen muss sie mindestens sechs gewesen sein aber wenn sie sechs ist hat sie mit Sicherheit nicht mehr geglaubt dass das Briefe von ihrer Puppe sind ah das macht die Sache schon ein bisschen schwierig für mich ich sehe ich anders ich du lässt dir das hier deine schöne Geschichte nicht nehmen ja genau weil nicht wohl in Rolle die schöne Geschichte kaputt zu machen aber ich musst wissen was du tust rich mus wissen musst wissen was du tust einfach nur um den Verdacht der Rührseligkeit zu entgehen genau der harte Hund aus Düsseldorf ja in in direkter genau der heineschule genau ich finde wir sollten wir sollten mit einem heinegedicht Enden ich höre ein Fräulein stand am Meere und seufzte Rang und bang es rührte sie so seere der Sonne Untergang mein Fräulein sein sie munter es ist ein altes Stück hier vorne geht sie unter und von hinten kommt sie dann wieder zurück super so viel zum Thema Rührseligkeit und was Heine hier macht es er macht den letzten Satz zu lang und zerstört damit die rührselige Atmosphäre großartig und von hinten kommt sie dann wieder zurück dann ist sozusagen die ganze Poesie aus dem Gedicht am Ende rausgelaufen das ist Kunst groß Richard das hat Spaß gemacht ungewöhnliches Thema wünsch dir eine gute Woche wünsche ich dir auch dank dir sehr alles Liebe dir bis dann ciao ciao ciao eine Produktion von mhoch2 und podstars bei OMR im Auftrag des ZDF [Musik]